Die Höhlenkinder im Steinhaus. Sonnleitner Alois Theodor

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Die Höhlenkinder im Steinhaus - Sonnleitner Alois Theodor

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Saum sollte das Weitergreifen des Feuers verhindern.

      An einem windstillen Abend knatterten die Fichtenreiser. Qualmend, zischend leckten die Flammen an den abgestorbenen Stämmen und züngelten senkrecht empor. Als die Nacht anbrach, stieg vom breiten Glutherd wogendes Feuer auf, krachend zerbarsten die Stämme; durch die flimmernde, heiße Luft flatterten von allen Seiten zahllose Nachtfalter und Schwärmer dem ungewohnten Lichte zu. Mit versengten Flügeln fielen sie zu Boden. Peter, der das Feuer bewachte und es mit einem nassen Zweigbesen bewaffnet umkreiste, fegte glimmende Reiser und sterbende Schmetterlinge in die Glut, aber auch Schlangen, die ihre Schlupfwinkel verlassen hatten, und solche, die von fernher dem Feuerschein zugekrochen waren.

      Ein Platzregen kurz vor Sonnenaufgang löschte das Feuer. Weiße Dampfwolken stiegen von den schwelenden Stammresten auf, ein dicker Brei aus Asche und Holzkohle floß zähe über die verheerte Sonnleiten hinunter bis zum Kastanienwäldchen, wo er sich staute. Schlaftrunken taumelte Peter zur Höhle.

      Zwei Tage später schafften Peter und Eva die verkohlten Holzreste an den Waldrand, säuberten die Brandstätte und begannen den künftigen Gartenboden aufzulockern. Dabei verbog Eva den dünnen Stiel von Peters bronzenem Handspaten. Da bog sie den Stiel so, daß aus dem Spaten eine Haue entstand, mit der sich wie mit dem gekrümmten Finger einer Hand scharren ließ. Peter schäftete sie rasch in einen längeren Stiel, und nun griff sie im Schwung tiefer in die Erde ein.

      Doch Evas erster Versuch, frisch ausgegrabenes Wildgemüse einzupflanzen, mißlang kläglich. In der Sonne blieb keiner der Pflänzlinge am Leben. Um doch noch im gleichen Jahr einen Erfolg zu erzielen, rieb Eva aus vorjährigen Dolden wilder Mohrrüben die Samen und legte sie einzeln in flache Grübchen. Peter grenzte durch Auflegen von Baumstämmen den Baugrund ab und begann Bausteine herbeizuschleppen.

      Bald kam er davon ab, die Steine einzeln heranzutragen. Er nahm ein Fell und legte eine Ladung darauf. Zufällig kam ein großer Brocken auf einen Holzknüttel zu liegen und ließ sich leicht auf dieser natürlichen Walze weiterbewegen. Ohne es zu wollen, hatte Peter ein neues Beförderungsmittel gefunden! Von nun an legte er längere Steinblöcke, die sich nicht leicht befördern ließen, auf je zwei Rundhölzer und schob sie über den zwei rollenden Knütteln vorwärts. Eva, die jetzt keine schwere Arbeit tun konnte, mußte das hinter dem Steinblock frei gewordene Rollholz aufheben und es wieder vor die Last legen.

      Nach vier Wochen Arbeit, sie hatten noch lange nicht genug Bausteine angehäuft, war es mit Evas Kraft vorbei; sie konnte nicht einmal mehr die Rollhölzer vortragen. Peter, fast berstend vor Ungeduld, die Mauern des Hauses wachsen zu sehen, unterbrach das Heranschaffen der Steine. In einer Lehmgrube übergoß er einen Teil seines gebrannten Kalkes mit Wasser, und als die Kalkmilch brodelte, setzte er Sand zu, so daß ein breiiger Mörtel entstand.

      Ehe die dicke Mauer kniehoch war, brachte die Geiß zwei Zicklein zur Welt; eines, das weibliche, war zart gebaut und weiß wie Bläß, die Stammutter der Mischlinge; das andere, ein Böcklein, zeigte die dunkle Färbung der Steinböcke; auf der Stirn hatte es einen weißen Fleck. Es erbte den Namen des im Vorjahr verunglückten Schwärzel.

      Schon am Abend ihres ersten Lebenstages standen die Zicklein auf ihren plumpen Beinchen, die sie beim Saugen so drollig spreizten, daß Eva lachen mußte, sooft sie es sah. Es lag viel Zärtlichkeit in der Art, wie sie die Tierchen auf den Armen herumtrug.

      Für Peter hatte der Anblick seiner schönen, jungen Frau etwas Rührendes. Und Eva litt es gern, wenn er ihren Kopf zwischen seine schwieligen Hände nahm oder über ihre Haare strich.

      Bau des Steinhauses

      Und wieder mußte Peter den Hausbau unterbrechen: Die Scheckin und ihre Jungen brauchten Winterfutter. Zwei Wochen lang schaffte er Heu herbei, das er dicht am Stamm einer breiten Fichte vor den Bärenhöhlen häufte, so daß der von den Ästen nach außen geleitete Regen an der Oberfläche des Heuschobers niedergleiten konnte. Im Alten Steinschlag, wo Eva die Scheckin und ihre zwei Jungen angepflockt hatte, stellte sich ein wilder Bock ein, den Peter zwar mit der Wurfleine fing, der aber als unzähmbarer Ausreißer bald wieder in die Freiheit entwich.

      Ohne sich über den Verlust zu ärgern, kehrte Peter zu seinem Bau zurück. Die Quetschwunden, die er bei der Arbeit davontrug, bestrich er mit frischem Harz und kümmerte sich nicht weiter darum. Er dachte nur an das Haus, das vor dem Winter fertig werden mußte. Zu Eva war er ganz anders als früher. Etwas Weiches, Zärtliches war in sein Wesen gekommen, das den rauhen Eindruck seiner gedrungenen Gestalt milderte und sein sonnverbranntes, von schwarzem Haupt- und Barthaar umwalltes Gesicht veränderte. Eva fühlte, wie gern er sie hatte. Ihr zuliebe beschränkte er sich einstweilen auf die Wohnküche, deren Wettermauer er zuerst fertig machen wollte. Da Eva ihm nicht mehr helfen konnte, baute er ein bankartiges Holzgerüst, auf dem er Bausteine und Mörtelgefäß bereitstellte. Als die Wettermauer fertig war, nahm er die Stirnmauer in Angriff. Eva, der die Wettermauer schief vorkam, holte von ihrem Webstuhl einen der mit einem Lehmklumpen beschwerten, straffen Fäden, legte das obere, freie Ende an die Mauer und machte Peter darauf aufmerksam, daß unten zwischen dem gespannten Faden und der Mauer ein fast handbreiter Abstand war. Peter lächelte über den von ihr entdeckten Schönheitsfehler der Mauer; er wußte ja, daß der hart werdende Mörtel die Bausteine zu einem einzigen Felsen verbinden werde.

      Regentage bedeuteten für ihn keine Unterbrechung der Arbeit; er schleppte Bausteine und pries die Kühle. Der Spätsommer war da, die Mauern des Hauses wuchsen. Da er Eva bei der Zubereitung der Mahlzeiten in der Nähe haben wollte, errichtete er unweit der rechten hinteren Ecke ihrer künftigen Stube, der Türschwelle schräg gegenüber, den neuen, aus Steinen gemauerten Herd. Aus Rücksicht auf seine Frau, der er das Bücken und Kauern vor der Feuerstelle ersparen wollte, baute er den Herd hüfthoch auf. Hinter der Feuerstelle wollte er die Räucherkammer anlegen. Unter der sorgfältig gefügten Wölbung des Herdes hatte er eine Nische freigelassen, in der das Brennholz vorgetrocknet werden sollte. Eva war froh über den vervollkommneten Herd. Nur einen Wunsch hatte sie noch: Peter sollte ihr statt der Steine, die sie gelegentlich unter ihre Töpfe und Näpfe zu legen pflegte, um dem Feuer darunter Raum zu geben, einen Dreifuß machen, wie ihn die Ahnl gehabt hatte. Und Peter schmiedete aus gebogenen Eisenstäben den Dreifuß, der nun ein ständiges Küchengerät blieb.

      Damit der Rauch abstreichen konnte, führte Peter von der linken Herdkante aufwärts eine Mauer bis zur voraussichtlichen Höhe des Daches auf, wo die Rauchluke ausgespart werden sollte. An der Außenseite dieser Mauer machte er eine Nische für die Ahnenbilder. Die Ausführung der Stirnwand des Hauses ging rasch vor sich, da Peter die Tür- und Fensteröffnungen ausgespart hatte; er war in bester Laune und teilte Evas Freude, deren Möhrensamen in ihrem ersten Gartenbeet fast alle aufgegangen waren. Weil es so gut gegangen war, entschloß sie sich, trotz der vorgerückten Jahreszeit, noch ein zweites Beet anzulegen und es wieder mit Möhrensamen einzusäen. Wenn auch vor dem Winter nicht mehr auf eine Ernte zu hoffen war, so mußte doch das spät gesäte Gemüse früh im nächsten Jahr kommen!

      Schwüle Tage kamen mit nächtlichen Gewittern, und auf den Wettersturz folgte eine kühle, windige Zeit mit gelegentlichem Regen. Peter ahnte den nahenden Herbst und beschleunigte seine Bauarbeit. Während ihn die von Eva beanstandete Wettermauer vor dem Klammwind schützte, stand er auf dem Gerüst und vermörtelte sorgfältig die Fugen der Stirnmauer. Plötzlich gab die Wettermauer dem Winddruck nach; das von fallenden Steintrümmern getroffene Gerüst kippte um, und Peter stürzte samt seinem Mörteltopf auf den Steinhaufen. An Schienbeinen und Ellbogen blutend, rappelte er sich auf.

      Eva, die im Alten Steinschlag ihre Scheckin gemolken hatte, kam, durch das Gepolter der stürzenden Steine neugierig gemacht, herbeigeeilt und erschrak beim Anblick des Trümmerhaufens. »Peter, sag, hast dir weh getan?« Er schüttelte den Kopf. Sie aber bemerkte die Quetschwunden und legte blutstillende Feuerschwammlappen auf. Und dann sah sie, wie ihr Mann vom Webstuhl einen Spannfaden holte und die lotrechte Stirnmauer nachprüfte; sie lächelte still

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