Peterchens Mondfahrt: Ein Märchenspiel. Gerdt von Bassewitz
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Da waren sie etwas getröstet. Aber sie fanden keine Kinder, und ihre Kinder und Enkel auch nicht, so viel sie auch suchten. Immer wurden die Sumsemänner, die Fünfbeinigen, totgeschlagen, wenn sie des Nachts in die Stuben kamen, um die Kinder zu bitten; oft von den rohen und unverständigen Dienstmädchen, oft auch von den Kindern selbst. Ach, das ist schrecklich, das ist der Fluch der Familie! Und nun bin ich der Letzte des berühmten Geschlechtes und wäre doch auch fast totgeschlagen worden vorhin vom Peterchen. (Er wischt sich mit dem Blatt die Tränen.)
Ach, lieber Maikäfer, das tut mir jetzt so leid; aber ich habe noch niemals ein Tierchen gequält, ganz gewiß nicht.
Nein, und ich auch nicht; und nun weine nicht, lieber Maikäfer, wir meinen es sehr gut mit dir. (Sie streichelt ihn.)
Ja, und wir würden dir dein Beinchen schon wieder besorgen, aber, weißt du, auf dem Mond? Der ist sehr weit, und da muß man fliegen können, und das können wir leider nicht.
Nein, das können wir nicht; dann fallen wir ’runter vom Mond und gehen kaputt.
O, wenn ihr wollt, wenn ihr wollt, dann geht das alles, ihr lieben Kinderchen. – Fliegen? Pah, das ist gar nicht so schlimm, wenn man weiß, wie es gemacht wird. Das bring’ ich euch sehr schnell bei.
Ja? –
Ganz gewiß, wir können es hier gleich lernen.
Na, das ist aber mal herrlich – fliegen? – famos!
Anneliese, jetzt surren wir durch die Luft!
Mitten durch! –
Also, nun paßt mal auf, ich spiele eine ganz bestimmte Melodie, und nur zu dieser Melodie könnt ihr fliegen. Ich werd’s euch jetzt vormachen.
(Er setzt die Geige an und macht zu der Melodie »Maikäfer, fliege« ein paar seltsame, groteske Sprungschritte im Kreise um den Tisch. Dazu singt er:)
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – linkes Bein,
Und dann kommt das Flügelein,
Summ – Summ – Summ!
(Er entfaltet die Flügel, das Summen ertönt, und so fliegt er, weiter geigend, zwei- bis dreimal um den Tisch herum. Die Kinder jubeln laut auf und klatschen in die Hände.)
So, nun sollt ihr’s versuchen. Stellt euch mal hintereinander auf. Erst Peterchen, dann Anneliese. Und nun geht es um den Tisch herum. –
Aufgepaßt!
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – usw…
(Die Kinder hüpfen in ihren Nachthemdchen komisch possierlich und sehr ernsthaft um den Tisch. Der Maikäfer singt und spielt.)
Und dann kommt das Flügelein,
Summ – Summ – Summ!
(Bei »Summ« fliegen die Kinder in die Höhe und einmal in possierlicher Haltung um den Tisch. Kaum haben sie sich von der Erde erhoben, so lachen sie laut auf, klatschen in die Hände und fallen – bums – auf die Nase. Sie stehen sehr erstaunt auf.)
Ja, klatschen dürft ihr nicht; dann geht’s nicht; das ist eine äußerst ernsthafte Angelegenheit.
Na, ich bin schön hingepurzelt!
Und ich bin auch hingepurzelt.
Also, da versuchen wir die Geschichte noch einmal. – Aufgepaßt!
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – usw…
(Sie fliegen bei »Summ« wieder auf, breiten diesmal die Ärmchen aus und segeln so sehr schön zweimal um den Tisch. Beim zweiten Male aber hält es Anneliese nicht mehr aus.)
O, jetzt kann ich es aber!
Ja, siehst du, kleine Anneliese, da liegt ihr schon wieder. In die Händchen klatschen dürft ihr nicht; dann geht’s gleich pardauz!
Das war mal ’nen ordentliches Pardauz.
Ach, es war so schön, Herr Sumsemann; und da klatschten meine Händchen ganz von selbst. Aber ich will’s jetzt nicht wieder tun. – Nochmal, Herr Sumsemann, bitte, ja? –
Also los. Aufgepaßt!
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – usw.
(Die Kinder fliegen jetzt mehrere Male um den Tisch und lachen zuletzt aus vollem Halse vor Freude, ohne jedoch die ausgestreckten Ärmchen zu bewegen. Der Maikäfer läßt sein Spiel leise verklingen, und sie gleiten sanft zur Erde.)
So, nun könnt ihr’s.
Ach, das war mal famos! Es hat richtig gebrumst bei mir, wie ich geflogen bin.
Ja, und bei mir hat es auch gebrumst.
Natürlich, das gehört zum Fliegen.
Und nun fliegen wir nach dem Mond?
Das tun wir.
Jetzt paßt auf; ich fliege vorweg, dann Peterchen, dann Anneliese. – Halt! da fällt mir etwas ein; wir haben eine weite Reise vor und müssen Proviant mitnehmen. Habt ihr etwas da?
Ja, Äpfel von Muttchen.
Schön, dann nehmt sie, jedes ein Körbchen.
So, nun aufgestellt! – Fertig?
Herr Sumsemann?
Was