Gedichte in Prosa. Turgenev Ivan Sergeevich

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Gedichte in Prosa - Turgenev Ivan Sergeevich

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Karrengaul in die Hauptstadt kamen – in der Hoffnung, dort selber ihren Unterhalt zu finden, wie auch die Abgabe an ihre Gutsherren erübrigen zu können. Einst nahm ich wieder mal einen solchen Kutscher … Ein Bursche von etwa zwanzig Jahren, hochgewachsen, stämmig, wie aus Kernholz; mit blauen Augen und frischroten Backen; sein Haar quoll in blonden Locken unter der tief bis auf die Augenbrauen herabgezogenen geflickten Mütze hervor. – Und wie hatte er bloß diesen zerrissenen kleinen Kittel über seine riesigen Schultern ziehen können!

      Indessen, das hübsche, bartlose Gesicht meines Kutschers schien bekümmert und betrübt.

      Ich knüpfte ein Gespräch mit ihm an. Auch aus seiner Stimme klang Trübsal.

      »Nun, Freundchen,« fragte ich ihn, »warum bist du so traurig? Drückt dich irgendein Kummer?«

      Der Bursche zögerte mit der Antwort.

      »Freilich, Herr, freilich,« brachte er schließlich heraus. »Und ein Kummer, wie er nicht größer sein kann. Mein Weib ist gestorben.«

      »Du hast sie wohl sehr geliebt … dein Weib?«

      Der Bursche wandte sich nicht zu mir um; er neigte nur ein wenig den Kopf.

      »Freilich liebte ich sie, Herr. Acht Monat ists her, aber ich kanns nicht vergessen. Es frißt mir am Herzen … immerfort! Warum hat sie auch sterben müssen? War doch jung! gesund!.. An einem Tage hat die Cholera sie abgewürgt.«

      »Sie war dir wohl ein braves Weib?«

      »Ach Herr!« seufzte der arme Bursche schwer auf. »Und wie gut haben wir zusammengelebt! Sie ist ohne mich gestorben. Kaum hörte ich es hier, daß man sie gar schon begraben hätte, – da jagte ich augenblicklich zum Dorf, nach Hause. Ich kam an – da wars schon nach Mitternacht. Ich trete in meine Hütte, steh mitten in der Stube still und rufe so ganz leise: ‘Mascha! meine Mascha!’ Aber nur das Heimchen zirpt. – Da kommt mir das Heulen, ich werfe mich auf die Diele – wie habe ich da mit den Händen auf den Boden gehauen! – ‘Du unersättliche Grube!’ schrei ich … ‘Sie hast du verschlungen … dann verschling auch mich!’ – Ach Mascha!«

      »Mascha!« – setzte er mit plötzlich versagender Stimme hinzu. Und ohne seine groben Zügel loszulassen, wischte er sich mit seinen Fausthandschuhen die Tränen aus den Augen, schüttelte sie ab, zuckte die Achseln – und sprach kein Wort mehr.

      Als ich aus dem Schlitten stieg, gab ich ihm eine Kleinigkeit über den Fahrpreis. – Er verbeugte sich tief, indem er mit beiden Händen nach der Mütze griff – und fuhr dann langsam davon über die glatte Schneefläche der menschenleeren Straße, die der graue Nebel des Januarfrostes einhüllte.

      Der Dummkopf

      Es war einmal ein Dummkopf.

      Lange Zeit lebte er in ungestörter Zufriedenheit; doch allmählich drangen Gerüchte zu seinen Ohren, daß er überall für einen hirnlosen Narren gelte.

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