Die Piccolomini. Friedrich von Schiller
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Umsonst hieher ins Lager kommen ließ,
Gerade jetzt, da wir zum Krieg uns rüsten?
Daß er die letzte Pfänder seine Treu'
Aus Kaisers Landen führt, das deutet uns
Auf einen nahen Ausbruch der Empörung.
Weh uns! und wie dem Ungewitter stehn,
Das drohend uns umzieht von allen Enden?
Der Reichsfeind an den Grenzen, Meister schon
Vom Donaustrom, stets weiter um sich greifend —
Im innern Land des Aufruhrs Feuerglocke —
Der Bauer in Waffen – alle Stände schwürig —
Und die Armee, von der wir Hilf' erwarten,
Verführt, verwildert, aller Zucht entwohnt —
Vom Staat, von ihrem Kaiser losgerissen,
Vom Schwindelnden die schwindelnde geführt,
Ein furchtbar Werkzeug, dem verwegensten
Der Menschen blind gehorchend hingegeben —
Verzagen wir auch nicht zu früh, mein Freund!
Stets ist die Sprache kecker als die Tat,
Und mancher, der in blindem Eifer jetzt
Zu jedem Äußersten entschlossen scheint,
Findet unerwartet in der Brust ein Herz,
Spricht man des Frevels wahren Namen aus.
Zudem – ganz unverteidigt sind wir nicht.
Graf Altringer und Gallas, wissen Sie ,
Erhalten in der Pflicht ihr kleines Heer —
Verstärken es noch täglich. – Überraschen
Kann er uns nicht, Sie wissen, daß ich ihn
Mit meinen Horchern rings umgeben habe;
Vom kleinsten Schritt erhalt ich Wissenschaft
Sogleich – Ja, mir entdeckt's sein eigner Mund.
Ganz unbegreiflich ist's, daß er den Feind nicht merkt
An seiner Seite.
Denken Sie nicht etwa,
Daß ich durch Lügenkünste, gleisnerische
Gefälligkeit in seine Gunst mich stahl,
Durch Heuchelworte sein Vertrauen nähre.
Befiehlt mir gleich die Klugheit und die Pflicht,
Die ich dem Reich, dem Kaiser schuldig bin,
Daß ich mein wahres Herz vor ihm verberge,
Ein falsches hab ich niemals ihm geheuchelt!
Es ist des Himmels sichtbarliche Fügung.
Ich weiß nicht, was es ist-was ihn an mich
Und meinen Sohn so mächtig zieht und kettet.
Wir waren immer Freunde, Waffenbrüder;
Gewohnheit, gleichgeteilte Abenteuer
Verbanden uns schon frühe-doch ich weiß
Den Tag zu nennen, wo mit einemmal
Sein Herz mir aufging, sein Vertrauen wuchs.
Es war der Morgen vor der Lützner Schlacht —
Mich trieb ein böser Traum, ihn aufzusuchen,
Ein ander Pferd zur Schlacht ihm anzubieten.
Fern von den Zelten, unter einem Baum
Fand ich ihn eingeschlafen. Als ich ihn
Erweckte, mein Bedenken ihm erzählte,
Sah er mich lange staunend an; drauf fiel er
Mir um den Hals und zeigte eine Rührung,
Wie jener kleine Dienst sie gar nicht wert war.
Seit jenem Tag verfolgt mich sein Vertrauen
In gleichem Maß, als ihn das meine flieht.
Sie ziehen Ihren Sohn doch ins Geheimnis?
Nein!
Wie? auch warnen wollen Sie ihn nicht,
In welcher schlimmen Hand er sich befinde?
Ich muß ihn seiner Unschuld anvertrauen.
Verstellung ist der offnen Seele fremd,
Unwissenheit allein kann ihm die Geistesfreiheit
Bewahren, die den Herzog sicher macht.
Mein würd'ger Freund! Ich hab die beste Meinung
Vom Oberst Piccolomini – doch – wenn —
Bedenken Sie —
Ich muß es darauf wagen – Still! Da kommt er.
Vierter Auftritt
Max Piccolomini. Octavio Piccolomini. Questenberg.
Da ist er ja gleich selbst. Willkommen, Vater!
(Er umarmt ihn. Wie er sich umwendet, bermerkt er Questenbergen und tritt kalt zurück.)
Beschäftigt, wie ich seh? Ich will ihn nicht stören.
Wie, Max? Sieh diesen Gast doch näher an.
Aufmerksamkeit verdient ein alter Freund;
Ehrfurcht gebührt dem Boten deines Kaisers.
Von Questenberg! Willkommen, wenn was Gutes
Ins Hauptquartier Sie herführt.
Ziehen Sie
Die Hand nicht weg, Graf Piccolomini,
Ich fasse sie nicht bloß von meinetwegen,
Und nichts Gemeines will ich damit sagen.
(Beider