Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16. - Томас Бабингтон Маколей

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von Tories und Whigs, von Johnson und Akenside, von Smollett und Fielding verstärkten das Geschrei. Aber keiner der Scheltenden oder Scherzenden nahm sich die Mühe die Erscheinung zu erklären, oder sie auf ihre wirklichen Ursachen zurückzuführen.

      Zuweilen wurde das Uebel der Verderbtheit eines einzelnen Ministers zugeschrieben; wenn er aber vom Ruder verdrängt war und wenn Diejenigen, die ihn laut beschuldigt, an seiner Statt regierten, ergab es sich, daß der Wechsel der Personen keine Veränderung des Systems herbeigeführt hatte. Anderemale wurde das Uebel der Ausartung des Nationalcharacters zugeschrieben. Verschwendungssucht und Habgier, sagte man, hätten in unsrem Vaterlande die nämliche Wirkung erzeugt, die sie vor Alters in der römischen Republik erzeugten. Der moderne Engländer verhalte sich zu dem Engländer des 16. Jahrhunderts wie Verres und Curio zu Dentatus und Fabricius. Diejenigen welche diese Sprache führten, waren so unwissend und oberflächlich wie Leute, welche die Vergangenheit auf Kosten der Gegenwart herausstreichen, es in der Regel sind. Ein einsichtsvoller Mann würde bemerkt haben, daß, wenn die Engländer aus der Zeit Georg’s II. wirklich schmutziger und ehrloser gewesen wären als ihre Vorfahren, die Verschlechterung sich nicht an einer Stelle allein gezeigt haben würde. Die Feilheit der Justiz und die Feilheit der Beamten würde mit der Feilheit des Parlaments gleichen Schritt gehalten haben. Allein es ist nichts gewisser als daß die Gerichtshöfe und die öffentlichen Behörden immer reiner und reiner wurden, während die Feilheit der Legislatur zunahm. Die Vertreter des Volks waren zu den Zeiten Hardwicke’s und Pelham’s unzweifelhaft käuflicher als zu den Zeiten der Tudors. Aber die Kanzler der Tudors machten sich kein Gewissen daraus von Rechtsuchenden Silbergeschirr und Juwelen anzunehmen, und Hardwicke würde jeden Rechtsuchenden, der es gewagt hätte, ihm ein Geschenk zu bringen, haben verhaften lassen. Die Schatzmeister der Tudors erwarben sich durch den Verkauf von Stellen, Titeln und Begnadigungen fürstliches Vermögen, und Pelham würde Jedem, der ihm für eine Pairie oder ein Zollcommissariat Geld geboten hatte, durch seine Dienerschaft aus dem Hause haben werfen lassen. Es liegt somit auf der Hand, daß das Vorherrschen der Bestechlichkeit im Parlament nicht einer allgemeinen Sittenverderbniß zugeschrieben werden darf. Die Krankheit war eine örtliche, wir müssen uns daher nach einer örtlichen Ursache umsehen, und eine solche wird nicht schwer zu finden sein.

      Unter unseren früheren Regenten hatte das Haus der Gemeinen mit der ausübenden Verwaltung wenig zu thun; der Sprecher war beauftragt es nicht zu dulden, daß die Mitglieder sich in Staatsangelegenheiten mischten. War einer der Herren gar nicht zur Ruhe zu bringen, so wurde er vor den Geheimen Rath gefordert und zur Rede gesetzt, erhielt einen Verweis und wurde in den Tower geschickt, um dort über sein pflichtwidriges Benehmen nachzudenken. Die Gemeinen suchten sich zwar nach Möglichkeit zu schützen, indem sie ihre Berathungen geheim hielten, Fremden keinen Zutritt gestatteten und die Wiedererzählung dessen was hinter den Thüren geschah, zu einem Verbrechen stempelten. Aber diese Vorsichtsmaßregeln halfen nicht viel. In einer so zahlreichen Versammlung gab es immer Ohrenbläser, weiche bereit waren, ihre Collegen im Palaste anzuschwärzen. Dem Hofe zu opponiren war daher ein gefährliches Ding. Von Kaufen der Stimmen war damals natürlich noch wenig oder gar nicht die Rede. Ein ehrlicher Mann ließ sich nicht erkaufen, und ein Schurke war wohlfeiler einzuschüchtern oder zu zwingen, als zu erkaufen.

      Aus einem ganz andren Grunde hat in neuerer Zeit, so weit die Erinnerung der gegenwärtigen Generation zurückreicht, kein directes Kaufen von Stimmen stattgefunden. Das Haus der Gemeinen ist jetzt die höchste Behörde im Staate; aber es ist der Nation verantwortlich. Selbst diejenigen Mitglieder, welche nicht durch große Wahlkörper gewählt sind, werden durch die öffentliche Meinung in Schranken gehalten. Alles wird gedruckt. Alles wird diskutirt, jedes im Laufe der Debatte gesprochene Wort wird am nächsten Morgen von einer Million Menschen gelesen. Wenige Stunden nach einer wichtigen Abstimmung werden die Listen der Majorität und der Minorität in jeder Stadt, von Plymouth bis Inverneß, kritisirt und analysirt. Findet man einen Namen da, wo er nicht sein sollte, so kann der Apostat gewiß sein, daß er sehr nachdrücklich an die Versprechungen und Versicherungen, denen er untreu geworden, erinnert werden wird. Heutzutage kann sich daher eine Regierung die Majorität des repräsentativen Körpers am besten dadurch sichern, daß sie das Vertrauen der Nation gewinnt.

      Zwischen der Zeit aber, wo unsere Parlamente aufhörten, durch die königliche Prärogative gezügelt zu werden, und der Zeit, wo sie andauernd und wirksam durch die öffentliche Meinung gezügelt zu werden begannen, lag ein langer Zwischenraum. Nach der Restauration wagte keine Regierung wieder zu den Mitteln zu greifen, durch welche vor dem Bürgerkriege die Redefreiheit beschränkt worden war. Kein Mitglied konnte mehr wegen seiner Reden oder seiner Vota zur Rechenschaft gezogen werden. Er konnte die Annahme von Bewillungsbills hintertreiben, er konnte die ganze auswärtige Politik des Landes angreifen; er konnte Anklageschriften gegen sämmtliche erste Minister auf den Tisch des Hauses niederlegen, und er lief nicht die mindeste Gefahr, so behandelt zu werden, wie Morrice von Elisabeth, oder Eliot von Karl I. behandelt worden war. Der Senator fürchtete den Hof nicht mehr. Dessenungeachtet wurden alle Schutzwehren, hinter denen sich die schwachen Parlamente des 16. Jahrhunderts gegen die Angriffe der Prärogative verschanzt hatten, nicht nur aufrecht erhalten sondern noch erweitert und verstärkt. Kein Politiker scheint erkannt zu haben, daß diese Schutzwehren ihrem ursprünglichen Zwecke nicht mehr dienten und angefangen hatten, einem ganz andren Zwecke zu dienen. Die Regeln, welche ursprünglich dazu bestimmt gewesen waren, treue Volksvertreter gegen das Mißfallen des Souverains zu schützen, dienten jetzt dazu, treulose Volksvertreter gegen das Mißvergnügen der Nation zu schützen und erwiesen sich zu dem letzteren Zwecke als viel wirksamer als sie es zu dem ersteren gewesen waren. Daß in einem gesetzgebenden Körper, der von den Beschränkungen des 16. Jahrhunderts befreit, aber noch nicht den Beschränkungen des 19. Jahrhunderts unterworfen war, in einem gesetzgebenden Körper, der weder den König noch das Volk fürchtete, Bestechlichkeit herrschte, war natürlich, ja unvermeidlich.

      Die Pestbeule begann in den Tagen der Cabale sichtbar und greifbar zu werden. Clifford, der Kühnste und Heftigste von den bösen Fünf, hatte das Verdienst, die Entdeckung zu machen, daß ein lärmender Patriot, der nicht mehr eingesperrt werden durfte, durch eine Goldschmiedsnote in einen Höfling verwandelt werden könne. Es wurde bald ein Sprüchwort, daß das Parlament einer Pumpe gleiche. Wenn eine Pumpe ausgetrocknet sei, sagten die Witzlinge, brauche man nur eine kleine Quantität Wasser hineinzuschütten, damit sie eine große Quantität Wasser von sich gebe; ebenso bedürfe es bei einem sich knauserig zeigenden Parlamente oft nur der zweckmäßigen Vertheilung von zehntausend Pfund, um eine Million bewilligt zu erhalten. Durch die Revolution, welche unser Land von so manchem andren Uebel befreit, wurde das Uebel nicht vermindert, sondern sogar verschlimmert. Das Haus der Gemeinen war jetzt der Krone gegenüber mächtiger als je und doch war es der Nation nicht strenger verantwortlich als früher. Die Regierung hatte einen neuen Beweggrund, die Mitglieder zu erkaufen, und die Mitglieder hatten keinen neuen Beweggrund, sich nicht erkaufen zu lassen. Wilhelm hatte zwar einen Widerwillen gegen die Bestechung; er beschloß, sich derselben zu enthalten, und während des ersten Jahres seiner Regierung führte er diesen Vorsatz auch durch. Leider aber ermuthigten die Ereignisse dieses Jahres ihn nicht, in seiner guten Absicht zu beharren. Sobald Caermarthen an die Spitze der inneren Verwaltung des Reichs gestellt war, trat eine vollständige Aenderung ein. Er war in der That kein Neuling in der Kunst des Stimmenkaufens. Vor sechzehn Jahren war er Clifford’s Nachfolger im Schatzamte geworden, hatte Clifford’s Taktiken geerbt, sie verbessert und sie in einer Ausdehnung angewendet, die den Erfinder in Erstaunen gesetzt haben würde. Von dem Tage, an welchem Caermarthen zum zweiten Male zur Oberleitung der Staatsangelegenheiten berufen wurde, ward die parlamentarische Bestechung fortwährend fast ohne Unterbrechung von einer langen Aufeinanderfolge von Staatsmännern bis zur Beendigung des amerikanischen Kriegs ausgeübt. Keine der beiden großen englischen Parteien kann der andren in diesem Punkte speciell die Schuld beimessen. Die Tories waren die Ersten, die das System einführten, und die Letzten, die daran festhielten, seinen größten Umfang aber erreichte es zur Zeit des Uebergewichts der Whigs. In welchem Umfange die Unterstützung des Parlaments mit Geld erkauft wurde, läßt sich nicht genau ermitteln. Doch ist es wahrscheinlich, daß die Anzahl der Söldlinge durch das Gerücht sehr übertrieben wurde und niemals groß, wenn auch oft beträchtlich genug war, um bei wichtigen Abstimmungen den Ausschlag zu geben. Ein gewissenloser

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