Три товарища / Drei Kameraden. Эрих Мария Ремарк

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Три товарища / Drei Kameraden - Эрих Мария Ремарк Легко читаем по-немецки

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jung«, sagte sie, »Ich finde, zu jung ist man nie. Nur immer zu alt.«

      Ich schwieg einen Augenblick. Das Mädchen war so sicher und selbstverständlich; ich fühlte mich wie ein Holzblock dagegen. Ich hätte gern ein leichtes, spielerisches Gespräch geführt. Lenz konnte das; bei mir aber wurde es immer schwer.

      »Wollen Sie nicht noch einen Martini nehmen?« fragte ich das Mädchen.

      »Was trinken Sie denn da?«

      »Das hier ist Rum.« Sie betrachtete mein Glas.

      »Das haben Sie neulich auch schon getrunken.«

      »Ja«, sagte ich, »das trinke ich meistens.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Ich kann mir nicht vorstellen, daß das schmeckt.«

      »Ob es schmeckt, weiß ich schon gar nicht mehr.«

      Sie sah mich an. »Weshalb trinken Sie es denn?«

      »Rum«, sagte ich, froh, etwas gefunden zu haben, über das ich reden konnte. »Rum hat mit Schmecken nicht viel zu tun. Er ist nicht so einfach ein Getränk – er ist schon mehr ein Freund. Ein Freund, der alles leichter macht. Er verändert die Welt. Und deshalb trinkt man ja« Ich schob das Glas beiseite. »Aber soll ich Ihnen nicht noch einen Martini bestellen?«

      »Lieber einen Rum«, sagte sie. »Ich möchte ihn auch mal versuchen.«

      »Gut«, erwiderte ich, »aber nicht diesen. Der ist für den Anfang zu schwer. Bring einen Baccardi-Cocktail«, rief ich zu Fred hinüber.

      Fred brachte die Gläser. Er setzte auch eine Schale mit Salzmandeln und schwarzgebrannten Kaffeebohnen dazu.

      »Laß meine Flasche nur gleich hier stehen«, sagte ich.

      Langsam schwand die Unsicherheit, die Worte kamen von selber, und ich achtete nicht mehr so darauf, was ich sagte. Ich trank weiter und spürte, wie die große, weiche Welle herankam und mich erfaßte. Plötzlich war es nicht mehr die Bar – es war eine Ecke der Welt. Das Mädchen war fremd und geheimnisvoll. Ich hörte mich sprechen, aber es war, als wäre ich es nicht mehr, als spräche jetzt ein anderer.

      Es war schon dunkel, als ich Patrice Hollmann nach Hause brachte. Langsam ging ich zurück. Ich fühlte mich plötzlich allein und leer. Ich hatte zuviel getrunken, das merkte ich jetzt. Einen schönen Eindruck mußte das Mädchen von mir bekommen haben! Sie hatte es sicher gemerkt. Sie hatte ja selbst fast nichts getrunken.

      Aber ich ärgerte mich nicht nur über mich – ich ärgerte mich über alles –, auch über das Mädchen. Sie war ja der Anlaß gewesen, daß ich mich betrunken hatte.

      4

      Das Wetter wurde warm und feucht, und es regnete einige Tage lang. Dann klärte es sich auf. Als ich am Freitagmorgen in die Werkstatt kam, sah ich Mathilde Stoß auf dem Hof stehen.

      »Nu sehen Sie doch mal, Herr Lohkamp! Is doch immer wieder‘n Wunder.«

      Ich blieb überrascht stehen. Der alte Pflaumenbaum war über Nacht aufgeblüht.

      »Und der Geruch«, sagte Mathilde und verdrehte die Augen, »wunderbar – genauso wie Ihr Rum…«

      Ich roch nichts. Aber ich verstand sofort.

      »Es riecht mehr nach dem Kundenkognak«, behauptete ich.

      Ich schenkte ihr ein Glas Rum ein und ging dann zur Benzinpumpe, Jupp saß schon da. Er hatte vor sich eine Anzahl abgeschnittener Blütenzweige stehen.

      »Was soll denn das heißen?« fragte ich erstaunt.

      »Für die Damen«, erklärte Jupp. »Wenn sie tanken, gibt‘s so einen Zweig gratis. Habe daraufhin schon neunzig Liter mehr verkauft. Der Baum ist Gold wert, Herr Lohkamp.«

      »Du bist ein geschäftstüchtiger Knabe.«

      Er grinste. Ich ging zur Grube hinüber, wo Lenz gerade unter dem Ford hervorkroch.

      »Robby«, sagte er, »mir ist da was eingefallen. Wir müssen uns mal um das Mädchen von dem Binding kümmern.«

      Ich starrte ihn an. »Wie meinst du das?«

      »Genau, wie ich es sage. Aber was starrst du denn so? Wie hieß das Mädchen eigentlich noch? Pat, aber wie weiter?«

      »Weiß ich nicht«, erwiderte ich.

      »Du hast doch ihre Adresse aufgeschrieben!«

      »Habe den Zettel verloren.«

      »Verloren!« Er sah mich an. »Dilettant! Um so schlimmer! Weißt du denn nicht, was das für ein Mädchen war? Herrgott!« Er starrte zum Himmel. »Läuft uns endlich schon mal was Richtiges über den Weg, dann verlierst du die Adresse!«

      »So großartig fand ich sie gar nicht.«

      »Weil du ein Esel bist«, erwiderte Lenz, »der nichts kennt, was über das Niveau der Huren aus dem Café International hinausgeht! Du Klavierspieler! Es war ein besonderer Glücksfall, dieses Mädchen! Du hast natürlich keine Ahnung von so was! Hast du dir die Augen angesehen? Natürlich nicht – du hast dein Schnapsglas angesehen. Endlich einmal ein Mädchen, wie es sein muß, schön, natürlich und, was das wichtigste ist, mit Atmosphäre« – er unterbrach sich –, »weißt du überhaupt, was das ist, Atmosphäre?«

      Gottfried redete weiter. Er hatte ja keine Ahnung davon, was passiert war und daß jedes Wort von ihm mich traf. Besonders jedes über das Trinken. Er lobte und lobte das Mädchen, und mir wurde bald zumute, als hätte ich wirklich etwas Besonderes verloren.

      Ärgerlich ging ich um sechs Uhr zum Café International. Zu meinem Erstaunen herrschte ein Riesenbetrieb, als ich eintrat. Auf der Theke standen Torten und Alois rannte mit einem Tablett voll Kaffeegeschirr ins Hinterzimmer. Ich blieb stehen. Der Wirt klärte mich auf. Heute war im Hinterzimmer die Abschiedsfeier für Rosas Freundin Lilly. Ich schlug mich vor den Kopf. Natürlich, dazu war ich ja eingeladen! Als einziger Mann sogar, wie Rosa bedeutungsvoll gesagt hatte.

      Ich ging rasch noch einmal los und besorgte einen Strauß Blumen, eine Ananas, eine Kinderklapper und eine Tafel Schokolade. Rosa empfing mich mit dem Lächeln einer großen Dame. Sie trug ein schwarzes, ausgeschnittenes Kleid und thronte oben am Tisch. Ihre Goldzähne leuchteten. Ich erkundigte mich, wie es ihrer Kleinen ginge, und überreichte für sie die Zelluloidklapper und die Schokolade. Rosa strahlte. Ich wandte mich mit der Ananas und den Blumen an Lilly.

      »Meine herzlichsten Glückwünsche!«

      »Er ist und bleibt ein Kavalier!« sagte Rosa. »Und nun komm, Robby, setz dich zwischen uns beide.«

      Lilly war die beste Freundin Rosas. Sie hatte eine glänzende Karriere hinter sich. Sie war eine Hotelfrau. Sie geht nicht auf den Straßenstrich – sie wohnt im Hotel und macht da ihre Bekanntschaften. Fast alle Huren kommen nicht dazu – sie haben nicht genug Garderobe und auch nie genug Geld. Lilly hatte zwar nur in Provinzhotels gelebt; aber sie hatte fast viertausend Mark gespart. Jetzt wollte sie heiraten. Ihr künftiger Mann betrieb ein kleines Installationsgeschäft. Er wußte alles von ihr, und es war ihm gleichgültig. Für die Zukunft konnte er unbesorgt sein; wenn eines dieser Mädchen heiratete, war es zuverlässig. Sie waren treu. Lilly sollte Montag

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