Вопросы телезрителей. Александр Снегирёв

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Вопросы телезрителей - Александр Снегирёв На ощупь

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musste ich den armen Mann umgehend aufmerksam machen. Sonst würde er noch denken, es läge an ihm, dass der Hund nicht hört.

      „Übrigens ist mein Hund auch ein Mischblut! Die kann Sie gar nicht verstehen“, versuchte ich dem Mann das ungebührliche Verhalten meines unrassigen und respektlosen Vierbeiners zu erläutern.

      Und mit Blick auf seinen Hund „Na, der scheint mir aber auch nicht ganz arisch zu sein, was!“

      Doreen war immer noch sprachlos. Gioia hatte irgendwann keine Lust mehr auf das Spiel mit dem Paradebeispiel deutscher Leitkultur und ließ den Ball wundersamerweise vor meinen Füßen fallen. Ich hob ihn auf und – wumm – stand schon das Herrchen vor mir. Nun kam wieder der Hundeflüsterer in mir zum Zuge. Thema: Reizkontrolle. Erst Fein machen, dann Belohnung.

      „Möchten Sie sich jetzt vielleicht mal entschuldigen?“

      „GEBEN SIE MIR DEN BALL!“

      „Na na, wer wird denn da unhöflich werden?“

      „GEBEN SIE MIR SOFORT DEN BALL!“

      Wieder zuckte es in meinem rechten Arm und der Ball flog einige Meter hinter den Mann.

      Lächeln bei mir.

      „Na hopp. Hol’s Bällchen!“

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

       Leckerli

      Nehmen Sie bitte Ihren Hund zurück. Ich habe Angst um meine Kinder!“

      „Statistisch gesehen werden Kinder weitaus häufiger durch häusliche Gewalt verletzt als durch einen Hund. Schönen Tag noch!“

       03_Nahidioterfahrung

      Nahidioterfahrung

      Wenn man im Wedding wohnt, dann kommt man in den Genuss von günstigem Wohnraum, den man sich in der Größe im reichen Zehlendorf sicher nicht leisten könnte.

      Man darf Tag für Tag Nachbarn genießen, mit denen man im Leben keinen Kaffee trinken gehen würde. Stellt sich die Frage, ob die überhaupt jemals Kaffee trinken oder ihrem Körper ausschließlich flüssige Nahrung in Form von Bier „in Flasche“ – ein unabdingbares Accessoire hier im Kiez – zukommen lassen.

      Man sieht Menschen, bei denen man sich fragt, wie sie in diesem Zustand überhaupt noch lebensfähig sind.

      Man badet in dem selbst gewählten Leid, tagein, tagaus, mal mehr, mal weniger schlimm.

      Für mich ist der ganz persönliche Vorteil vom Wohnen im Wedding die Nähe zu meinem Arbeitsplatz, die wahrhaftig noch günstigen Mietpreise und die Tatsache, dass man als Hundebesitzer hier überhaupt nicht auffällt. Leider? Gott sei Dank?

      Und solange der Leidensdruck noch nicht groß genug ist, werde ich auch erst mal bleiben. Vielleicht so lange, bis ich zu tatterig und alt geworden bin, um das Pfefferspray zu halten. Wer weiß?

      Die Tatsache, dass hier jeder einen Hund hat, stellt aber auch gleichzeitig ein Problem dar. Zumindest wenn man sich mit Hundeerziehung, artgerechter Haltung und Tierschutz auseinandersetzt. Dann sollte man auf großen Wohnraum pfeifen und schleunigst in den Grunewald ziehen.

      Oder – alternativ – sich eine „Hab ich nicht gesehen“-Mentalität zulegen, von der ich allerdings noch meilenweit entfernt bin, wie mir heute wieder erschreckend klar wurde.

      Wie jeden Morgen spazierte ich mit meiner Hündin in Richtung Bürgerpark / Schönholzer Heide. Irgendwann tauchten vor mir zwei junge Männer mit insgesamt drei Hunden auf. Alles stolze Kaliber, wie es sich für richtige Kerle gehört. Der eine hatte einen doppelt gesicherten Rottweiler an der kurzen Leine und der andere eine Dogge und einen Dalmatiner, die entspannter neben ihm liefen, wie es schien. Mit Abstand ging ich hinter der Combo her, da wir erstmal den gleichen Weg hatten und mir der Rottweiler nicht ganz geheuer war. Ha, wie blöd von mir.

      Als die Dogge sich hinhockte, um einen respektablen Haufen auf den Bürgersteig zu setzen, sah ich meine Chance zum Überholen, was ich auch tat.

      Der Kollege mit dem Rottweiler war schon auf der anderen Straßenseite, während sich sein Kumpel noch mit zwei Leinen und einem Kotbeutel abmühte.

      Dafür übrigens meinen Respekt. Hätte nicht gedacht, dass der den Haufen wegmacht. Oder zumindest den Versuch unternimmt, denn es sollte anders kommen! Ich ging meines Weges, fühlte mich aber durch einen kleinen Aufruhr in meinem Rücken genötigt, mich noch einmal umzusehen.

      Hoppala… der Meter Dogge lag auf einmal auf dem Asphalt und Herrchen kniete über dem Bello und würgte ihn an der Kehle. Aha…erzieherische Maßnahme: der berühmt berüchtigte Alphawurf. Mir war sofort klar: Ich hatte hier einen Profi vor mir.

      Ich denke mir „Melanie, geh weiter, das geht dich nichts an!“, drehte mich um und lief einige Meter meines Weges. Eine Kraft, gegen die ich mich nicht wehren konnte, zwang mich aber dazu, mich nochmals umzudrehen. Könnte aber auch das Geräusch gewesen sein, dass der Dalmatiner gemacht hat, als er dem Beispiel der Dogge folgend, von dem Meister der Hundeerziehung seitlich auf den Asphalt geknallt wurde.

      Die Nummer mit „geh weiter, das geht dich nichts an“ war an dieser Stelle aufgebraucht und ich merkte, wie ich mich umdrehte und auf diese lustige Gruppe zuging.

      ‚Freundlich, Melanie, freundlich… mit motzen kommste nicht weiter‘ denke ich noch als ich mich die Worte sprechen höre: „Hallo! Es ist ja eigentlich nicht meine Art, mich einzumischen (glatt gelogen, aber der kennt mich ja nicht), aber ich könnte dir vielleicht einen Tipp geben, wie du deine Hunde erziehst, ohne ihnen die Rippen zu brechen!“

      Dazu ein freundliches Lächeln mit kleinmädchenhaft zur Seite geneigtem Haupte. Soll ja bei manchen Männern ziehen die Masche. ‚Auch bei dem’, dachte ich gerade zu Ende, als mir ein unüberhörbares: „GEHEN SIE DOCH EINFACH WEITER!“ entgegenwehte.

      Hui… der war für Tipps wohl erst mal nicht offen oder stand noch unter Erziehungsstress. Jeder hatte eine zweite Chance verdient und das von ihm gewählte „Sie“ machte mir Mut und schürte die Hoffnung, es hier mit einem kultivierten Menschen zu tun zu haben. So sprach ich todesmutig weiter: „Kein Grund zur Aufregung. Ich will nur helfen und habe vielleicht echt einen guten Tipp. Man kann doch mal miteinander reden, oder?“

      „Nein!“

      Kann man nicht!

      Das, was der kleine Mann mit der

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