Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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aus dem Ganzen hervorzugehen, daß der Seeräuber es darauf angelegt habe, den Miko und seine Pflegetochter aufzuheben. Vermutlich würde es ihm auch ganz in der Stille gelungen sein, wenn nicht zwei Cumanchees, nach der Sitte ihrer Nation, während der Brautnacht vor der Türe ihres Häuptlings die Wache gehalten hätten. Auch sie hatten in vollem Maße die verschwenderische Gastfreundschaft des Miko und seiner Tochter genossen; aber ihre Sinne, obwohl betäubt, waren nicht stark genug angegriffen, um die in den indianischen Ohren so leicht merkbaren Fußtritte eines Weißen zu verkennen.

      Der Seeräuber mochte die Indianer während der zwei Jahre seines Verkehrs zu genau ins Auge genommen haben, um nicht die Schwierigkeiten eines Kampfes bei Tageszeit einzusehen, wo jeder seiner Männer ein leichtes Ziel der hinter den Bäumen und im Gesträuche versteckten Wilden geworden wäre; er hatte deshalb die Nacht gewählt und, um sich vor einem Überfalle im Dunkeln so viel als möglich zu schützen und zugleich Schrecken unter seine Feinde zu verbreiten, hatte er die Hütten anzünden lassen.

      Drei geübte Schützen waren in geringer Entfernung vom Councilwigwam aufgestellt, mit der bestimmten Weisung, den jungen Häuptling, den er als den gefährlichsten seiner Gegner erkannte, niederzuschießen. Er selbst mit einer gewählten Schar war zur Hütte des Miko vorgedrungen, hatte diese umringt, und sich deren beiden Bewohner bemächtigt. Wahrscheinlich hatte der sonst so nüchterne Miko diesmal gleichfalls seine Mäßigkeitsregel übertreten und war so dem Seeräuber bewußtlos in die Hände geraten. So schnell und bestimmt waren alle Bewegungen ausgeführt worden, daß kaum der erste Aufruf zu den Waffen erklungen, als auch die Hütte bereits umringt, und der Miko mit der weißen Rosa in der Gewalt des Seeräubers waren. Dieser hatte nun seine Truppe in ein kleines Viereck gebildet und war der Hütte gegenüber am erwähnten Ufergürtel angelangt. – Die Truppe marschierte im raschen Doppelschritte. Kein Indianer war zu sehen oder zu hören. Das Viereck war bereits in der Nähe der Bucht und nur wenige Schritte vom daselbst stationierten Pikett entfernt; – einige Schritte mehr, und sie waren in ihren Booten, die ein paar Ruderschläge in die Mitte des Stromes und so aus dem Bereiche der Kugeln der Indianer bringen konnten. Eine Verfolgung mit den Kanus, in denen jeder Indianer einen sichern Schuß darbot, war nicht denkbar. – So mochten die Pläne des Piraten, nach der Entwicklung derselben zu schließen, gewesen sein. Er war nun auf dem Punkte, sich mit seinem Pikett am Ufer zu vereinigen, als auf einmal das Gebüsche unmittelbar vor ihm rege zu werden anfing, und die im Feuer glühend rot erscheinenden Indianer sich blicken ließen. – »Schultert!« kommandierte der Seeräuber seine Männer, die fest und ruhig fortmarschierten und mit einer Art Verwunderung auf das Gebüsche hinschielten, wo es sich zu regen anfing, als ob einige Dutzend Anacondas sich durchwänden. Sie hatten sich ans Pikett angeschlossen und das kleine Viereck öffnete sich.

      Lafitte warf Rosa in die Arme eines Matrosen und stieß dann den Miko über den Uferrand dem Boote zu. Der alte Mann sank wie eine leblose Masse in dieses hinab. Lafitte hatte sich schnell zu den Seinigen wieder gewandt. Das erstere Pikett hatte sich bereits unter dem Kamme außer dem Bereiche jeder Kugel gezogen, nur das Viereck schien noch die Bewegungen seiner Feinde zu beobachten und den allgemeinen Abzug decken zu wollen. Es war eine kleine, aber fürchterliche Bande von etwa vierundzwanzig Mann, zu der alle Nationen, alle Weltteile, alle Farben und Sprachen ein gräßliches Quantum abgegeben hatten. Mordlust im funkelnden Auge, standen sie mit aufgepflanzten Bajonetten; kein Laut entfuhr ihnen. Sie hatten sich in eine Angriffskolonne geformt. – Plötzlich erschallte der Warwhoop aus hundert Kehlen, und das schreckliche Geheul wiederholte sich, verstärkt durch die gellenden Töne der Squaws und Mädchen, die im schaudervollen Chorus den Totengesang anstimmten und gleich Dämonen um die brennenden Hütten herumliefen. Auf einmal stürzten die Indianer, gleich so vielen Tigern in ihren Höhlen angegriffen, mit rasendem Geschrei der Bucht zu.

      Ein tückisches Lächeln umspielte die rauhen Züge des Piraten, als die Indianer auf ihn und seine Bande losstürzten; – »Reserve vor!« – wandte er sich zu dem unten stehenden Pikett – und wieder schwieg er. – Er ließ die heulenden Indianer herantoben, bis sie neun Schritte vor der Mündung seiner Gewehre waren und rief dann ein heiseres »Feuer!« – und die ersten Reihen der Angreifenden wälzten sich in ihrem Blute. – Die Wilden prallten auf einen Augenblick zurück, und dann stürzten sie mit einem zweiten verzweiflungsvollen Sprunge an die Seeräuber. – Diese hatten kaltblütig ihre Gewehre in den linken Arm geworfen und nach ihren Pistolen gegriffen; – eine zweite Salve, verstärkt durch das Feuer des Reservepiketts, warf die Wilden in gänzliche Unordnung. Der Abhang war mit Toten und Verwundeten bedeckt. – Heulend flohen die übrig Gebliebenen ihrem Verstecke zu.

      »Marsch!« kommandierte der Seeräuber, und das Pikett näherte sich wieder dem Boote, und die Kolonne schritt ihm nach. –

      In diesem entscheidenden Momente wurden vier schwer plumpsende Fälle von dem Flusse herauf gehört. Der Seeräuber wandte sich und sah seine vier Ruderer, die er zur Bewachung der Boote zurückgelassen, aus dem Wasser noch einmal auftauchen und dann versinken, um nie wieder zu erstehen; zugleich schoß die Yacht und das kleinere Boot, durch eine unsichtbare Gewalt getrieben, pfeilschnell in die Mitte des Stromes.

      »Das ist der Mexikaner«, rief der Pirat zähneknirschend und seine harten Züge verzerrend. Ein paar Pistolenschüsse sandte er dem Boote nach, sie wurden durch ein dumpfes Lachen erwidert.

      Die Seeräuber wandten sich, sahen ihre Boote verschwunden und standen, als ob der Blitz unter sie gefahren wäre. – Schnell ermannten sie sich jedoch. – Ihre Gewehre waren wieder frisch geladen, und fest wie Felsen erwarteten sie den neuen Angriff; – er blieb nicht aus. – Eine Salve, vom Flusse her, regte sie plötzlich aus ihrer Spannung auf, eine zweite, noch besser gerichtete, hatte ein Drittel zu Boden gestreckt. Und nun erhob sich der fürchterliche Kriegsruf nochmals, und die rasend gewordenen Wilden stürzten auf die Matrosen zum dritten Male. – Nochmals krachte es laut von den Booten her, und dann sprang der Mexikaner mit seinen Gefährten wie Teufel unter die entsetzten Seeräuber. Der Kampf war kurz. Unfähig, dem fürchterlichen Andrange von vorn und von hinten zu widerstehen, warfen die Seeräuber ihre Waffen weg und stürzten sich häuptlings in den Fluß, den Tomahawks ihrer rasenden Feinde zu entgehen.

      Ihr Kapitän allein schien fest entschlossen, sein Leben so teuer als möglich zu verkaufen. Seinen Rücken an den Uferkamm gelehnt, seinen Säbel in der Rechten, eine Pistole in der Linken, parierte er den Streich eines Oconees, der auf ihn blindlings angestürzt kam und hieb ihm den Kopf vom Rumpfe, einem zweiten jagte er ebenso schnell eine Kugel durch die Brust und hob eben seinen Säbel, als ein Lasso um seinen Hals und er wie ein Stück Holz zur Erde fiel.

      Der lange und furchtbare Yell, der nun über den ganzen Ufergürtel hinfuhr, verkündete den vollkommenen Sieg der Wilden.

      Neunzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Keine Zunge würde fähig sein, den jammervollen Anblick zu schildern, den der folgende Tag darbot.

      In einem weiten Ringe vor dem Platze, an welchem das Councilwigwam gestanden, waren die vierzig erschlagenen Pawnees und Oconees sitzend aufgerichtet, mit ihren Rücken an Baumstämme gelehnt, die man von den nicht verbrannten Hütten genommen. Alle waren in ihrem Schmucke und als Krieger gekleidet, die so prachtvoll wie möglich vor dem Angesicht des großen Geistes zu erscheinen hatten, um von ihm ihre Belohnung zu erhalten. An der Seite jedes Pawnees stand sein Streitroß, mit seinem Feuergewehre oder seiner Lanze behangen, das ihn auf seiner weiten Reise in die ewiggrünen Wiesen zu begleiten bestimmt war. Vor den Oconees waren Pfähle in die Erde getrieben, an denen ihre Gewehre, Tomahawks und Schlachtmesser mit einem kleinen Netze hingen, in welchem die Kopfhaut eines Feindes eingeschlossen werden sollte. Einige Schritte seitwärts und gegen die Hütte des Miko waren die Überreste seiner Tochter aufgerichtet; – ihr Haupt ruhte auf zwei Stangen. Sie war in ihr Brautkleid gehüllt, und vor ihr lagen alle ihre Kleider. Ihre

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