Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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sie mit den Saracenen gegen die Christen kämpften, reiche ich nicht die Hand.«

      Einer der anwesenden Masuren übersetzte seine Worte, deren Bedeutung Zbyszko sofort erriet. Und heiß wallte das Blut in ihm auf.

      »Thor!« schrie er auf; unwillkürlich den Griff seines »Misericordia« ergreifend.

      De Lorche erhob das Haupt.

      »Töte mich!« sagte er, »ich weiß ja, daß Ihr die Gefangenen nicht schont.«

      »Schont Ihr sie denn?« rief der Masur, der solche Worte nicht ruhig anhören konnte. »Seid Ihr es nicht gewesen, welche all die in der Schlacht gemachten Gefangenen am Ufer der Insel aufgehängt habt? Darum wird auch Skirwoillo Eure Kriegsknechte hängen lassen.«

      »So geschah es in der That,« entgegnete de Lorche, »aber dies sind Heiden gewesen.«

      Indessen war es nicht zu verkennen, daß er sich dieser Antwort gewissermaßen schämte, und man konnte daraus entnehmen, daß er im Innern eine solche That nicht billigte.

      Mittlerweile hatte Zbyszko wieder kaltes Blut erlangt und sagte mit ruhiger Würde: »De Lorche, aus derselben Hand empfingen wir Gürtel und Sporen; Du kennst mich auch und weißt, daß die Ritterehre mir teurer ist als Leben und Glück, also höre, was ich Dir mit einem Eide bei dem heiligen Georg beschwöre. Viele von den Gefangenen waren längst getauft, und die Leute, welche noch keine Christen sind, strecken ihre Hände nach dem Kreuze aus, wie nach ihrer ewigen Seligkeit. Aber weißt Du, wer ihnen hindernd in den Weg tritt, damit sie nicht zur Erlösung gelangen, weißt Du, wer ihnen die Taufe verwehrt?«

      Der Masur übersetzte Zbyszkos Worte sofort, und de Lorche schaute daher fragend in des Jünglings Antlitz.

      Dieser aber sagte: »Die Kreuzritter!«

      »Das kann nicht sein!« schrie der lothringische Ritter auf.

      »Bei der Lanze und bei den Sporen des heiligen Georg, die Kreuzritter sind es! Denn wenn das Kreuz hier die Oberhand bekäme, würden sie keinen Vorwand mehr für ihre Ueberfälle, ihr herrisches Gebaren in diesem Lande und für die Unterdrückung des unglückseligen Volkes haben. Doch Du hast sie ja kennen gelernt, de Lorche, und weißt am besten, ob ihre Thaten gerecht sind.«

      »Ich glaubte, daß sie ihre Sünden büßen, indem sie mit den Heiden Kämpfen und sie zur Taufe zu bewegen suchen.«

      »Mit Blut werden die Heiden von den Kreuzrittern getauft, nicht mit dem heiligen Wasser. Lies dieses Blatt; und Du wirst sogleich erfahren, daß Du im Dienste von Menschenschindern, Räubern und Söhnen der Hölle gegen die Bekenner des christlichen Glaubens und der christlichen Liebe gekämpft hast.«

      Bei diesen Worten überreichte er ihm den Brief der Samogitier an die Könige und Fürsten, der überall herumgeschickt worden war. De Lorche nahm ihn und überflog ihn beim Scheine des Feuers mit den Augen. Er überflog ihn rasch, denn die Kunst zu lesen war ihm nicht fremd. Ueber die Maßen erstaunt fragte er dann: »Ist all dies wahr?«

      »Es ist wahr, so Gott mir und Dir helfe! Er weiß am besten, daß ich jetzt nicht nur meiner eigenen Sache, sondern auch der Gerechtigkeit diene.«

      De Lorche schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich bin Dein Gefangener!«

      »Gieb Deine Hand,« erwiderte Zbyszko. »Mein Bruder bist Du, nicht mein Gefangener.«

      Nun reichten sie sich die Rechte und setzten sich zum abendlichen Imbiß nieder, den der Böhme durch die Knechte hatte bereiten lassen. Während des Mahles vernahm de Lorche mit nicht geringer Verwunderung, daß Zbyszko trotz der Geleitsbriefe den Aufenthaltsort Danusias noch nicht entdeckt hatte, und daß die Gültigkeit dieser Geleitsbriefe durch die Komture aus Anlaß des Krieges bestritten worden war.

      »Nun ist es mir klar, weshalb Du Dich hier befindest!« sagte er zu Zbyszko, »und ich danke Gott, daß er mich Dir als Gefangenen überlieferte, denn ich glaube, die Kreuzritter werden für mich auswechseln, wen Du willst, weil sich sonst ein großes Geschrei in den westlichen Ländern erheben würde. Stamme ich doch aus einem mächtigen Geschlechte …«

      Hier schlug er sich plötzlich mit der Hand an die Stirne und rief: »Bei allen Reliquien in Akwisgran! An der Spitze der nach Gotteswerder ziehenden Hilfstruppen befanden sich Arnold von Baden und der alte Zygfryd von Löwe. Wir wissen dies durch Briefe, welche in der Burg eintrafen. Sind diese Ritter denn nicht gefangen genommen worden?«

      »Nein!« antwortete Zbyszko aufspringend, »keiner der Angesehensten ist gefangen genommen worden! Aber bei Gott, eine wichtige Kunde teilst Du mir mit. Bei Gott! Von den andern Gefangenen werde ich jetzt, ehe man sie aufhängt, erfahren, ob Zygfryd ein Weib mit sich geführt hat.«

      Er rief nach den Knechten, damit sie ihm Fackeln anzündeten, und eilte der Richtung zu, wo sich Skirwoillos Gefangene befanden. De Lorche, Macko, sowie der Böhme folgten ihm.

      »Höre,« sprach der Lothringer unterwegs zu ihm, »gieb mich frei auf mein Wort, dann werde ich selbst in ganz Preußen nach ihr forschen. Sobald ich sie gefunden habe, kehre ich zu Dir zurück und dann kannst Du mich für sie auswechseln, wenn sie noch am Leben ist!«

      »Wenn sie noch am Leben ist!« rief Zbyszko aus.

      Unterdessen waren sie bei Skirwoillos Gefangenen angelangt. Einige von ihnen lagen auf dem Rücken, wieder andere waren grausamer Weise mit Stricken an Baumstämme festgebunden. Das Licht der Fackeln fiel hell auf Zbyszkos Haupt, so daß die Augen all dieser Unglücklichen sich auf ihn richteten. Da ertönte eine durchdringende, herzzerreißende Stimme: »O mein Gebieter, mein Beschützer! Rettet mich!«

      Zbyszko nahm einen brennenden Span aus der Hand eines Knechtes, eilte damit auf den Rufenden zu und die Leuchte emporhebend, schrie er laut: »Sanderus!«

      »Sanderus!« stieß auch der Böhme voll Verwunderung hervor.

      Und der Reliquienhändler, unfähig seine geknebelten Hände zu bewegen, streckte den Hals vor und ließ sich abermals vernehmen: »Erbarmen! … Ich weiß, wo sich die Tochter Jurands befindet! … Rettet mich!«

      Achtes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Die Knechte lösten sogleich seine Bande, doch er, dessen Glieder steif geworden waren, fiel zu Boden. Als sie ihn dann aufhoben, schwanden ihm die Sinne, denn er hatte schreckliche Qualen ausgestanden. Umsonst brachten sie ihn aufs Zbyszkos Befehl an das Feuer, suchten ihm Speise und Trank einzuflößen, rieben ihn mit Talg ein und bedeckten ihn mit warmen Fellen. Sanderus kam nicht zum Bewußtsein und fiel schließlich in so festen Schlaf, daß Hlawa kaum im stande war, ihn um die Mittagszeit des folgenden Tages zu erwecken.

      Zbyszko, der von Ungeduld beinahe verzehrt ward, eilte unverzüglich herbei. Anfangs konnte er indessen nichts in Erfahrung bringen, denn war nun das Entsetzen über seine furchtbaren Erlebnisse, war das Gefühl der Hilflosigkeit daran schuld, welches gewöhnlich schwache Naturen überkommt, wenn die drohende Gefahr vorüber ist, genug, Sanderus brach in so heftiges Schluchzen aus, daß er sich vergeblich bemühte, die ihm gestellten Fragen zu beantworten. Der Hals war ihm wie zugeschnürt, seine Lippen zitterten und die Thränen flossen unaufhaltsam, wie wenn sein Leben mit ihnen dahinströme.

      Endlich, nachdem er sich ein wenig ermannt und durch Stutenmilch gekräftigt hatte, ein

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