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Fritz?« fragte er. »Ich spreche von Leichen, und du schaust sofort nach der Kiste hin. Da muß ich wohl annehmen, daß du bereits den Inhalt kennst.«

      Melcher stotterte, ganz blaß geworden: »Wirklich – eine Leiche …? – Mir zuckte der Gedanke nur flüchtig durch den Kopf, als ich den Chlorkalk roch, an die Kiste gleichzeitig dachte und daran, daß Chlor bei Massengräbern viel verwendet wird. – Mein Gott – eine Leiche! Also deshalb sollte Irma die Kiste heimlich verschwinden lassen – deshalb! Welch’ fürchterliches Geheimnis …! Ich bin ganz wirr im Kopf.«

      »Nun setzt euch aber endlich!« meinte Larisch schon etwas ungeduldig. »Hier ist meine Zigarrentasche. Bitte sich zu bedienen – auch Sie, mein Alter. Der Gestank hier muß betäubt werden. – Ich möchte jetzt an Sie so einige Fragen richten, Herr Parlitz.«

      Er wollte wissen, seit wann dieses Zimmer derart als Erinnerungsstätte für Günter Hölsch hergerichtet worden war, und was Parlitz über die Kiste mußte.

      Der Alte beantwortet alle Fragen der Wahrheit gemäß, wie er dies auch schon Irma gegenüber getan hatte und versicherte wiederholt, er könnte über die Kiste gar nichts sagen – gar nichts!

      Larisch rauchte sich nachdenklich und langsam eine neue Zigarre an.

      »In der Kiste befindet sich die bereits stark verweste, gänzlich unbekleidete Leiche eines etwa vierzigjährigen Mannes,« sagte er dann. »Der Verwesungsprozeß ist dadurch, daß der Tote dicht mit Chlorkalk bestreut ist, aufgehalten worden, und es läßt sich daher schwer bestimmen, wann dieser Mann gestorben ist. Die Stirn zeigt eine klaffende Wunde über dem linken Auge. Die Verletzung zieht sich bis in die Haare hinauf. Der Schädel ist zertrümmert, und die Wunde wahrscheinlich die Todesursache.«

      »Etwa Mord?« entfuhr es Melcher ganz entgeistert.

      Auch Martin Parlitz seufzte jetzt schwer auf aus tiefbekümmertem Herzen.

      »Die Frage ist vorläufig nicht zu entscheiden,« erwiderte Larisch. »Sie ist ebenso dunkel wie diese ganze Sache – von den Briefen angefangen. – Übrigens, Fritz, – hat Fräulein Hölsch inzwischen wieder ein solches Schreiben erhalten?«

      Melcher wurde verlegen. Und der Schriftsteller fügte schnell hinzu: »Du brauchst mich nicht so scheu anzusehen, Fritz. Du kannst doch nichts dafür, daß Irma Hölsch nicht gewünscht hat, ich solle etwas von dem vierten Briefe erfahren. Hierüber spreche ich noch mit dir allein gelegentlich. – Ist ein fünfter eingetroffen?«

      »Nein – nichts mehr.«

      Der alte Parlitz war auf seinem Stuhl immer unruhiger geworden, rutschte hin und her und fand doch nicht recht den Mut zu fragen, was dies alles eigentlich zu bedeuten habe, – die Briefe, der verkleidete Detektiv und dessen Anwesenheit in der Burg. Jetzt faßte er sich ein Herz. Er konnte nicht länger schweigen.

      »Würden die Herren mir nicht wenigstens so etwas von diesen Dingen erklären?« bat er bescheiden. »Ich sitze hier und begreife nichts – nichts! Rein gar nichts! Mir ist so konfus im Schädel, als wäre ich betrunken.«

      »Der Wunsch ist berechtigt, mein Alter,« sagte Larisch freundlich. Und kurz und übersichtlich erzählte er von den Briefen der ›treuen Hand‹, aber auch nichts weiter. »Selbstverständlich dürfen Sie zu niemandem hierüber etwas laut werden lassen, lieber Herr Parlitz. Auch Ihre Frau darf nichts erfahren. Ebenso bleiben die Vorgänge dieser Nacht ganz unter uns. Das gilt auch für dich, Fritz. Mögen die Damen vorläufig glauben, du hättest einen Einbrecher verscheucht.«

      Er gähnte abermals und erhob sich.

      »Ich muß jetzt fort. Wir beide, Fritz, wollen uns morgen drüben in der Heide bei der einsame Kiefer treffen und zwar nachmittags um zwei Uhr. Die Kiefer ist leicht zu finden. Sie steht auf einem kleinen Hügel, und an ihrem Fuße wachsen wilde Himbeeren in Menge, auch ein Dornenbusch. Parlitz kann dir ja die Richtung zeigen. Es ist keine tausendfünfhundert Meter weit bis zu der Kiefer. – Also um zwei, Fritz.«

      Der blonde Sekretär hatte inzwischen Zeit gefunden, sich in dem Zimmer genauer umzusehen.

      »Ich werde pünktlich dort sein,« meinte er. Dann deutete er auf das Bild des jungen Offiziers. »Nun ist wenigstens der Ausdruck ›Tempel der Liebe‹ aufgeklärt. Die alte Frau Hölsch muß ein eigenartiger Charakter gewesen sein. Niemandem hat sie einen Blick in ihr Herz gegönnt. Wie muß sie ihren Einzigen geliebt und betrauert haben, um hier in der Verborgenheit dieses Zimmers all das zusammenzutragen, was sie von Erinnerungen an den Sohn besaß oder sich noch verschaffen konnte. Jede Kleinigkeit hier mahnt an den, der das Leben von sich warf, weil es ohne die heißgeliebte Gattin keinen Wert mehr für ihn hatte.«

      Dann schaute er, wie magnetisch angezogen, wieder auf die Kiste. »Kann man von dieser Frau wirklich annehmen, daß sie … daß sie …« Er brachte den Satz nicht zu Ende, hatte das Letzte mit ganz gedämpfter Stimme gesprochen.

      »…daß sie einen Mord begangen und den Toten hier verborgen hat …,« vollendete der Schriftsteller sehr ernst. »Ja – kann man es? – Du sagtest selbst, welch eigenartiger Charakter, und ich möchte ergänzen, ein eiserner Charakter! Wenn diese Frau einen Feind zum Beispiel gehabt hätte, der ihr gefährlich zu werden drohte, dann darf man es ihr wohl zutrauen, daß sie diesen Feind … verschwinden ließ.« Und an den nun wieder völlig verstört dasitzenden Parlitz sich wendend fragte er lebhafter:

      »Denken Sie einmal genau nach, mein Alter. – Gab es in Frau Elvira Hölschs Leben irgendwelche Vorgänge, die diese meine Vermutung bestätigen? Ist Ihnen mal irgend etwas aufgefallen, und sei es noch so unbedeutend, das mit diesem Leichnam hier in den Zusammenhang gebracht werden könnte? – Schütteln Sie nicht gleich den Kopf, lieber Parlitz. Überlegen Sie sich meine Frage ganz genau, suchen sie in Ihrem Gedächtnis nach, vergegenwärtigen Sie sich besonders die letzten Monate recht sorgfältig! Vergessen Sie nicht, daß es sich darum handelt, einen schweren Verdacht von einer Frau zu nehmen, die Ihnen doch nur Gutes erwiesen hat, denn es ist ja kaum zu bezweifeln, daß die Behörden, sobald wir sie von dem Inhalt dieser Kiste benachrichtigt haben, was ja notwendig demnächst geschehen muß, sofort dieselbe Theorie aufstellen werden wie ich: heimliche Beseitigung eines Feindes! – Also strengen Sie Ihren Kopf ordentlich an, mein Alter! –

      So, und jetzt wollen wir den Tempel der Liebe, der zu einer Leichenkammer geworden ist, verlassen.«

      Draußen vor der Zimmertür deutete Larisch auf die eiserne Krampe, an der noch das durchfeilte Schloß hing.

      »Diese Arbeit hier hat mir gezeigt, daß Fräulein Hölsch sich den Tempel der Liebe angesehen hat. Und ein paar Zeichen an dem Kistendeckel verrieten mir wieder, daß sie noch nicht weiß, was der Kasten enthält. Und sie muß vorläufig auch nichts davon erfahren. Sollte sie morgen deinen Rat einholen, Fritz, ob sie die Kiste öffnen oder fortschaffen müßte, letzteres um dem Befehlen der ›treuen Hand‹ nachzukommen, so schlage ihr vor, du würdest deswegen schriftlich bei mir anfragen.«

      Der alte Parlitz trat jetzt plötzlich dicht an den Schriftsteller heran.

      »Herr Larisch, soeben ist mir was eingefallen,« flüsterte er geheimnisvoll. »Was recht Merkwürdiges. Als wir, daß Fräulein und ich, vergeblich nach dem Schlüssel zu dem Krampenschloß gesucht hatten und dann viele Schlüssel hier ausprobierten, da habe ich plötzlich gemerkt, daß das Krampenschloß nicht mehr dasselbe war wie früher. Und das weiß ich ganz genau, daß das erste Patentschloß zwar so ähnlich wie dieses hier aussah, aber eben nur ähnlich. Es ist nicht dasselbe. Frau Hölsch muß es erst ganz kurz vor ihrem Tode umgetauscht haben, denn ich besinne mich, daß ich noch so drei oder vier Tage vor ihrem Hinscheiden hier vor der Tür war und nachsah,

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