Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

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      »Ja … verstehst du den Sinn dieser Depesche nicht?«

      »Aber ja, doch! Es ist die frohe Botschaft vom Frieden … die Freudenbotschaft, daß der Krieg zu Ende ist.«

      »So … so!? … Weiter nichts?«

      »Ja … Ist denn das nicht genug? Klingt das nicht wie das Weihnachtsevangelium?«

      »Weihnachtsbotschaft? … Freudenbotschaft? … Welcher Mann kann das als Freudenbotschaft ansehen, was ihm Sklaverei und Knechtschaft bedeutet.«

      »Horace … Horace … was sprichst du?«

      »Soll ich dir die Depesche ins Gedächtnis zurückrufen … soll ich sie dir noch einmal vorlesen?

      ›Der Krieg ist zu Ende! …

       Die Macht fordert Gehorsam …

       Ungehorsam wird bestraft!!! …‹

      Macht dir das als Britin Freude?«

      Das klang ganz anders als die Tonart, in der Diana die Depesche gelesen hatte. Wie Peitschenhiebe knallten hier die einzelnen Worte, steigerte sich die Drohung von Satz zu Satz, bis sie schließlich brutal herauskam. Bei jedem Worte dieser lapidaren Sätze trat Diana automatisch einen Schritt zurück. Ihre Augen hingen starr und ratlos an ihrem Gatten. Aber auch Lord Maitlands Züge hatten die gewohnte Ruhe verloren. Es zuckte in ihnen. Röte der Erregung und des Zornes lag auf seinem Antlitz.

      Wie hatte Diana mit Jane zusammen über diese Depesche gejubelt, und wie anders klang sie jetzt. Ein eisiger Schauer überlief Diana. Sie bedeckte ihre Augen mit den Händen. Hatte sie sich so getäuscht?

      Wortlos standen die Gatten sich gegenüber. Langsam ließ Diana die Hände sinken und … was war das? … Irrte sie sich nicht … war das nicht ein leises Flimmern eines Triumphes in seinen Augen? … Nein! Die Botschaft Erik Truwors klang falsch im Munde ihres Gatten. Sie war anders zu lesen, mußte so gelesen werden, wie Diana und Jane sie gelesen hatten.

      »Horace … kannst du dich nicht freimachen von einem Namen? … Kannst du den Mann nicht von seinem Werke trennen?«

      Lord Horace zeigte wieder die ruhige unbewegliche Haltung des englischen Aristokraten. Keine Spur in seinen Mienen verriet mehr, wie nahe ihm diese Unterredung ging, wie sehr schon der Name Erik Truwors ihn erregte. »Mein Herz ist kühl genug, um den Namen von seinem Werk zu trennen.«

      Gelassen, fast müde kamen die Worte von seinen Lippen. Aber er beobachtete scharf und sah, wie Diana von diesen Worten getroffen wurde. Wie sie die Hände gegen die Brust preßte, als müsse sie einen tiefen Schmerz unterdrücken. Er sah, wie sie sich schweigend zum Fenster hin wandte, und stand selbst unbeweglich auf seinem Platze. War es möglich, daß seine Worte ihr Herz so trafen, daß er ihr doch alles … der andere, der verhaßte Name nur ein Schemen war?

      Es drängte ihn, vorwärtszustürzen. Mit Mühe hielt er den Namen Diana auf seinen Lippen zurück. Einen kurzen schweren Kampf, dann hatte er die volle Herrschaft über sich gewonnen.

      »Die Zukunft wird erweisen, wer recht hat. Ich wünschte … ich wünschte von Herzen, du hättest recht …«

      Als Diana sich umwandte, hatte Lord Maitland die Halle verlassen.

      Diana war allein. Ihr Gesicht war entstellt, gealtert, schmerzverzerrt. Ihre Augen starrten auf die Stelle, wo Lord Horace gestanden hatte. Kaum hörbar kam es von ihren Lippen: »Erik Truwor … Erik … Truwor!«

      Ein Götzenbild! Wankte es? Stürzte es? … Wo war die Wahrheit? … Schluchzend sank sie auf den Teppich nieder.

      Der lange, sechs Monate währende Poltag ging seinem Ende zu. Dicht über dem Horizont zog die Sonne ihren vierundzwanzigstündigen Kreis. Immer näher kam sie der Kimme, wo Eisfeld und Himmel zusammenstoßen. Klingender Frost kündete die kommende Polnacht.

      Erik Truwor trat aus dem Berg. Den schweren Eisstock in der Rechten, stieg er über die Stufen und Eisbänder schnell empor, bis er die höchste Zinne erreichte. Da hatte in den vergangenen Tagen die Sonne den Eisberg mit wärmenden Strahlen umkost und seine Formen verändert, hatte aus dem grünlich und bläulich schimmernden Eismassiv ein Gebilde geformt, das an einen hochlehnigen Sessel gemahnte, an einen Königsstuhl aus den Zeiten der Goten oder Merowinger.

      Hier blieb er stehen, und sein Auge haftete an der zum Sitz ausgeschmolzenen Gipfelzinne.

      »Was ist das? … Ein Sitz! … Ein Thron … mein Thron?!«

      Mit einer Herrschergebärde ließ er sich nieder. Den schweren Eisstock wie ein Zepter an der rechten Seite. Die Arme auf den Seitenlehnen dieses bizarren Thrones. So saß er dort, rot von der Sonne umglüht, einer Statue vergleichbar. Saß und sann.

      Sprunghaft wurden seine Gedanken, kreuzten sich, überstürzten sich.

      In der Höhle des Eisberges neben den Funkenschreibern stand Atma. Der Inder ließ die Streifen durch die Finger laufen, zurück bis zu der letzten drohenden Depesche der Macht, die auch hier von den Apparaten mitgeschrieben war.

      War die Kluft schon so weit geworden, daß Erik Truwor seine Gedanken und seine Geheimnisse für sich behielt?

      Mit wachsender Sorge hatte Atma die Veränderung des Freundes verfolgt. Was würde kommen, was würde das Ende sein? Was stand im Buche des Schicksals über Erik Truwor geschrieben?

      Atma sprang auf und verließ den Berg. Er stand auf dem flachen Eis und blickte sich um. Gegen den tiefroten Abendhimmel hoben sich die gigantischen Formen des Eisthrones ab. Wie eine dunkle Silhouette sah er die Gestalt Erik Truwors dort gegen den blutfarbigen Himmel in den Äther ragen. Ein Zepter an der Seite, den Blick in die Ferne gerichtet.

      So gewaltig, so zwingend war das Bild, daß es Soma Atma in tiefen Bann schlug, seine Gedanken verzauberte, seine Erkenntnis trübte.

      Sollte er sich täuschen? Erhob das Schicksal diesen Mann weit über alle Sterblichen? War ihm die Weltherrschaft, die absolute Gewalt über Tod und Leben aller Geschöpfe bestimmt?

      In eisiger Einsamkeit verrann die Zeit, bis der Zauber wich, bis Atma nicht mehr den Schein, sondern das Wesen sah.

      Erik Truwor saß dort oben und starrte regungslos in den glühenden Sonnenball. Leise und abgerissen fielen Worte von seinen Lippen:

      »Zu meinen Füßen liegt die Welt! Was bin ich? … Was bin ich?! Bin ich der Herr? … Ja … ja! Ich bin ihr Herr. Ich habe die Macht, sie zu zwingen! … Zwingen … zum Guten zwingen. Ein guter, ein gerechter Herr will ich sein. Aber wenn sie mir zu trotzen wagen?! … Trotzen … wer will mir trotzen? … Kein Sterblicher! … Auf Erden keiner … keiner! … Silvester … Atma? … Auch die nicht … Ha! … der eine sicher nicht. Den hat das Schicksal genommen, als er sein Geschick erfüllt … Der andere! … Atma? … Atma! … Atma!! … Fiel Cäsar nicht durch Brutus' Hand? … Atma! … Rief ich dich. Da kommst du ja …«

      Halb aufgerichtet, mit vorgebeugtem Leibe blickte er auf Atma, der langsam den Pfad emporklomm. Fester umkrampfte seine Hand den schweren Eisstock.

      »Hüte dich, Atma!«

      Er sank in den Sessel zurück. In seinen Augen lauerte es.

      Nun

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