Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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diesen Worten schickte sie das Gefolge voraus, offenbar damit die Knechte das Gespräch nicht mitanhören sollten, und sich Macko nähernd, fragte sie: »Es ist also gewiß, daß Ihr Euch auf die Fahrt macht?«

      »Ja, und zwar schon morgen, nicht später, Gott gebe dies.«

      »Und Ihr zieht nach Marienburg?«

      »Nach Marienburg oder wohin mich das Geschick führt.«

      »So hört nun auch mich. Gar lange schon habe ich überlegt, was mir zu thun obliegt, und jetzt möchte ich von Euch einen Rat haben. Früher freilich, als der Vater noch lebte und der Abt noch bei Kräften war, da lag alles anders. Außerdem hielten sich Cztan und Wilk, so lange sie glaubten, ich würde einen von ihnen wählen, gegenseitig im Zaume. Jetzt aber stehe ich schutzlos da. Wie in einem Gefängnis muß ich innerhalb der Pfähle von Zgorzelic bleiben, wenn ich mich nicht allen möglichen Kränkungen aussetzen will. Sagt selbst, ob das nicht so ist?«

      »Traun,« erwiderte Macko, »das alles ist mir auch schon in den Sinn gekommen.«

      »Und habt Ihr einen Ausweg gefunden?«

      »Nein. Eins mußt Du aber doch bedenken: wir sind in Polen, also in einem Lande, in dem Gewaltthaten gegen ein Mägdlein schwer geahndet werden.«

      »Das ist wohl der Fall, allein über die Grenze ist’s nur ein Sprung. Schlesien liegt ja auch im polnischen Gebiete, das weiß ich ganz gut, trotzdem aber greifen sich dort die Fürsten fortwährend an und bekämpfen sich gegenseitig. Mein geliebtes Väterchen lebte noch, wenn dies nicht der Fall wäre. Die Deutschen, die dort eingedrungen sind, stiften gar viel Unruhe, verüben gar viele Unthaten, wer sich daher verbergen will, der schlägt sich einfach zu ihnen. Weder Wilk noch Cztan würden leichtes Spiel mit mir haben, dessen bin ich gewiß, allein es handelt sich dabei auch um meine Brüder. Entferne ich mich von hier, dann wird Ruhe herrschen, bleibe ich indessen in Zgorzelic, weiß Gott allein, was sich noch ereignen mag. Angriffe, Kämpfe werden unausbleiblich sein. Jasko ist schon vierzehn Jahre alt und durch keine Macht der Welt, geschweige denn durch mich, wird er sich zurückhalten lassen. Das letzte Mal, als Ihr uns zu Hilfe eiltet, da war er immer voraus, ja, es hätte nicht viel gefehlt, und Cztan hätte ihn mit der Keule, mit der er auf unsere Leute einschlug, an den Kopf getroffen. Jasko hat den Knechten schon erklärt, er werde jene beiden zum Kampfe auf festgetretener Erde fordern. Nicht einen Tag wird Frieden herrschen, das sage ich Euch. Gar Schlimmes kann daher den Bürschlein begegnen.«

      »Bei meiner Treu, Cztan und Wilk sind freilich Hundskerle,« rief Macko eifrig, »allein gegen Kinder werden sie ihre Hände nicht erheben.«

      »Gegen Kinder werden sie ihre Hände freilich nicht erheben, doch im Getümmel, bei einer Feuersbrunst, die Gott verhüten möge, können sich allerlei Zufälle ereignen. Doch wozu lange darüber reden? Die alte Cieciechowa liebt meine Brüder wie ihre eigenen Kinder, in ihrer Obhut wird es ihnen an nichts gebrechen, und ohne mich sind sie weit sicherer als in meiner Anwesenheit.«

      »Das kann wohl sein!« bemerkte Macko, dann schaute er Jagienka prüfend an und fragte: »Was ist Dein Begehr?«

      Da antwortete diese leise: »Nehmt mich mit Euch!«

      Obwohl Macko dies vorausgesehen, that er doch sehr verwundert, hielt sein Pferd an und rief: »Da sei Gott vor, Jagienka.«

      Die Maid aber senkte das Haupt und erwiderte mutlos, ja traurig: »Wie Ihr nur seid! Was mich betrifft, ich sage stets alles aufrichtig, ich verschweige nichts! Ihr beide, Ihr sowohl wie Hlawa, habt gesagt, Zbyszko werde jene andere niemals wiederfinden, ja, Hlawa sieht noch weit Schlimmeres voraus. Gott ist nun mein Zeuge, daß ich ihr nichts Böses wünsche, nein, die Mutter Gottes möge der Bedauernswerten beistehen und sie beschützen, denn wenn sie auch dem Herzen Zbyszkos weit näher steht als ich, so ist dies eben mein Los, an dem sich nichts mehr ändern läßt. Aber, seht Ihr, bevor Zbyszko sie gefunden hat, oder ehe es sicher ist, daß er sie niemals finden wird, wie Ihr annehmt, so – so –«

      »So – was?« fragte Macko, als er bemerkte, daß Jagienka immer verlegener und verwirrter wurde.

      »So werde ich weder das Weib von Cztan, noch von Wilk, noch von irgend einem anderen.«

      Macko atmete befriedigt auf, dann warf er ein: »Ich dachte nie anders, als daß Du schon gewählt habest!«

      »Hei!« ließ sie sich noch trauriger als zuvor vernehmen.

      »Doch nun, was willst Du eigentlich? Kann ich Dich vielleicht zu den Kreuzrittern mitnehmen?«

      »Zu den Kreuzrittern gerade nicht. Am liebsten möchte ich jetzt zu dem Abte gehen, der in Sieradz krank darnieder liegt. Er hat sicherlich keine einzige liebende Seele um sich, denn die Spielleute trinken gewiß mehr als ihnen gut ist. Er aber ist doch mein Taufpate, mein Wohlthäter. Wenn er nur gesund wäre, dann würde ich ihn um seinen Schutz bitten, wird er doch von allen Leuten gefürchtet.«

      »Dagegen habe ich nichts einzuwenden,« erklärte Macko, der im Grunde genommen über den Entschluß Jagienkas sehr erfreut war, kannte er doch die Kreuzritter genugsam, um sich der festen Ueberzeugung hinzugeben, Danusia werde nicht lebend aus deren Händen entkommen.

      »Ich möchte nur noch eins betonen,« fügte er schließlich hinzu, »man hat seine liebe Not mit einem Mägdlein auf der Fahrt.«

      »Das mag bei jeder andern zutreffen, aber nicht bei mir. Wohl habe ich bis jetzt noch nicht gekämpft, allein es ist nichts Neues für mich, den Bogen zu spannen oder die Beschwerden der Jagd zu ertragen. Fürchtet nichts, was nötig ist, das wird geschehen. Ich werde Jaskos Kleider anlegen, meine Haare in ein Netz thun und mich mit einem Schwerte gegürtet, auf den Weg machen. Jasko ist zwar jünger, aber gerade so groß als ich, und wir gleichen uns so sehr, daß mein verstorbenes Väterchen uns nicht zu unterscheiden vermochte, als wir uns zu Fastnacht verkleideten. Weder der Abt noch irgend ein anderer wird mich daher erkennen, das müßt Ihr doch einsehen.«

      »Wie ist es aber dann mit Zbyszko?«

      »Wenn ich mit ihm zusammentreffe –«

      Macko schaute einen Augenblick nachdenklich vor sich hin, dann lachte er plötzlich laut auf und sagte: »Aber Wilk aus Brzozowa und Cztan aus Rogow, die werden schön wild werden!«

      »Mögen sie so wütend werden wie sie wollen! Schlimmer wäre es, wenn sie uns folgen würden.«

      »Ei, ich fürchte mich nicht. Wohl bin ich alt, aber es wäre besser für sie, nicht unter meine Fäuste zu kommen, deren Kraft meinem Geschlechte nur Ehre macht. Zbyszko hat ihnen schon eine Probe davon gegeben.«

      So sprechend gelangten sie nach Krzesnia. In der Kirche trafen sie mit dem alten Wilk aus Brzozowa zusammen, der von Zeit zu Zeit Macko grimmige Blicke zuwarf. Letzterer beachtete dies jedoch nicht weiter, sondern machte sich nach der Messe leichten Herzens mit Jagienka auf den Heimweg. Kaum hatte er sich indessen von dem Mägdlein an dem Kreuzwege getrennt, kaum befand er sich allein in Bogdaniec, so kamen ihm weniger erfreuliche Gedanken in den Sinn. Daß weder Zgorzelic, noch die Angehörigen Jagienkas während deren Abwesenheit bedroht werden würden, dessen war er gewiß. »Sie suchen das Mägdlein zu gewinnen,« sagte er sich, »das ist aber etwas ganz anderes. Gegen Waisen und deren Eigentum wird weder Wilk noch Cztan einen Finger rühren, denn damit würden sich beide mit schimpflicher Unehre bedecken und jeder Lebende würde sie gleich wirklichen Wölfen bekämpfen. Bogdaniec jedoch bleibt der Gnade Gottes anheimgegeben. Man wird die Gräben zuschütten, das Vieh forttreiben, die Bauern hinweglocken! Gott allein weiß, ob ich nach meiner Rückkehr alles wieder in stand zu setzen vermag. Vielleicht muß ich meine Zuflucht

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