Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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Wagen herbeizuschaffen, denn Danveld konnte sich offenbar nicht mehr im Sattel halten. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, besinnungslos fiel er zurück.

      Sobald der Wagen bereit stand, wurde der Verletzte auf Stroh gebettet. So rasch wie möglich strebte man hierauf der Grenze zu. De Löwe trieb zur Eile an, war es ihm doch klar, daß nach den Vorgängen, ganz abgesehen von der Fürsorge für Danveld, keine Zeit verloren werden durfte. Bei letzterem auf dem Wagen sitzend, rieb er dessen Gesicht von Zeit zu Zeit mit Schnee, allein es gelang ihm lange nicht, den Ohnmächtigen zur Besinnung zu bringen.

      Erst in der Nähe der Grenze öffnete Danveld die Augen und blickte staunend umher.

      »Wie ist Euch?« fragte de Löwe.

      »Ich empfinde keinen Schmerz mehr, allein meine Hand ist völlig gefühllos geworden.«

      »Sie ist erstarrt, deshalb haben auch die Schmerzen aufgehört. In der warmen Stube werden sie zurückkehren. Doch danket Gott, daß Ihr im Augenblicke Linderung fühlt.«

      Auch Rotgier und Godfryd näherten sich jetzt dem Wagen.

      »Das Unglück ist geschehen,« rief ersterer, »was werden wir nun beginnen?«

      »Wir sagen,« erklärte Danveld mit schwacher Stimme, »der Knappe habe de Fourcy getötet.«

      »Von neuen Schandthaten, von neuen Missethaten können wir berichten!« fügte Rotgier bei.

      Achtes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      In größtem Galoppe war indessen der Böhme in den Jagdhof gejagt, wo er dem Fürsten, der noch dort verweilte, sofort alles berichtete, was sich ereignet hatte. Zum Glücke wußten es etliche unter den Hofleuten, daß der Knappe ohne Waffen ausgezogen war. Einer von ihnen hatte ihm, halb im Scherze, sogar noch nachgerufen, er solle sich doch in Eisen wappnen, sonst würden ihn die Deutschen zusammenhauen, allein, fürchtend die Ritter könnten die Grenze erreichen, hatte er sich so wie er ging und stand, im Schafspelze aufs Pferd geworfen, um ihnen nachzusetzen. Jener Zeuge zerstreute auch alle Zweifel des Fürsten darüber, wer de Fourcy ermordet haben mochte. Eine solche Empörung, ein solcher Zorn erfaßte ihn darob, daß er im ersten Augenblicke den Kreuzrittern nachsetzen lassen wollte, um sie zur Bestrafung in Ketten dem Großmeister zuzuführen. Bald besann er sich aber eines bessern, indem er mit Recht erwog, daß die Schuldigen schon über der Grenze sein mußten.

      »Ich sende ein ausführliches Schreiben an den Großmeister, erklärte er, »damit er wenigstens erfährt, welch unerhörte Dinge sie hier treiben. Böse Thaten läßt sich der Orden zu schulden kommen. Gar schlimme Gerüchte waren längst schon über ihn verbreitet, nun aber thut jeder Komtur auf eigene Faust Uebles. Der Herr sei mir gnädig, allein auf die Schuld muß die Strafe folgen.«

      Sinnend hielt er kurze Zeit mit Reden inne, nach einigen Minuten hub er jedoch von neuem an: »Das eine konnte ich nicht verstehen, weshalb sie den Gast erschlagen haben – und wenn ich nicht wüßte, daß der Bursche keine Waffen getragen hat, würde ich auf ihn Verdacht werfen.«

      »Traun!« entgegnete der Pater Wyszoniek, »weshalb hätte dieser Bursche de Fourcy erschlagen sollen? Er hatte ihn ja noch niemals gesehen, und wenn er auch nicht waffenlos gewesen wäre, wie hätte er ganz allein fünf Leute und ihr bewaffnetes Gefolge angreifen können?«

      »Ganz richtig!« erklärte der Fürst. »De Fourcy muß ihnen auf irgend eine Weise Widerpart gehalten haben, oder vielleicht weigerte er sich, die Unwahrheit zu sagen, wie sie verlangten, denn auch hier sah ich schon, daß sie ihm zuwinkten, er möge beteuern, Jurand habe zuerst begonnen.«

      Und der Oberjägermeister bemerkte: »Wenn er dem Hunde, dem Danveld, die Hand zerschmetterte, muß dieser Knappe ein starker, verwegener Bursche sein.«

      »Er sagt, er habe gehört, wie die Knochen des Deutschen krachten,« antwortete der Fürst, »und wenn man erwägt, wie er sich schon früher im Walde hervorthat – so ist dies nicht unwahrscheinlich. Offenbar sind Diener und Herr recht hitzige Kämpen. Wäre Zbyszko nicht gewesen, so hätte sich der Auerochse auf das Pferd gestürzt, der Lothringer und er haben viel zu der Fürstin Rettung beigetragen …«

      »Daß Zbyszko ein hitziger Jüngling ist, das ist gewiß!« bestätigte der Pater Wyszoniek – »jetzt hat er sich, obwohl er kaum zu atmen vermag, der Sache Jurands angenommen und jene Ritter gefordert … Solch einen Eidam braucht Jurand gerade.«

      »Was dies anbelangt, so hat sich Jurand in Krakau anders darüber ausgesprochen, aber ich glaube nun, er wird sich nicht mehr widersetzen,« sagte der Fürst.

      »Unser Herr Jesus wird es so lenken!« ließ sich in diesem Augenblick die Fürstin vernehmen, welche gerade eingetreten war und einen Teil des Gespräches mitangehört hatte. »Jetzt kann sich Jurand nicht mehr widersetzen, wenn Gott Zbyszko wieder gesunden läßt. Aber auch von unserer Seite soll ihm eine Belohnung zu teil werden.«

      »Die beste Belohnung für ihn wird Danusia sein. Ich glaube nun auch, daß er sie bekommt, und zwar aus der alleinigen Ursache, weil die Weiber sich damit befassen und sogar ein Jurand nichts gegen diese auszurichten vermag.«

      »Ist es denn keine gerechte Sache, die ich durchführen will?« fragte die Fürstin. »Daß Zbyszko unbesonnen gewesen ist, will ich nicht leugnen, aber einen treuern Menschen giebt es auf der ganzen Welt nicht. Und Danusia ist ihm darin gleich. Sie weicht gegenwärtig keinen Schritt von ihm und sucht ihm alles an den Augen abzulesen, und er lächelt ihr unter Schmerzen oft zu, so daß mir selbst zuweilen die Thränen in die Augen treten. Für eine gerechte Sache spreche ich! Diese Liebe ist unseres Beistandes wert! Blickt nicht auch die Mutter Gottes freundlich auf solche Liebe herab?«

      »Wenn nur auch Gott seinen Segen dazu giebt, dann wird das Glück vollkommen sein!« erwiderte der Fürst. »Aber wahr ist, daß dieses Mädchens wegen beinahe sein Haupt gefallen wäre und ihn jetzt wieder fast der Auerochse zerrissen hätte.«

      »Sage nicht dieses Mädchens wegen!« rief die Fürstin lebhaft aus. »Denn niemand anderes als Danusia hat ihn in Krakau gerettet.«

      »Das ist richtig, doch ohne sie hätte er Lichtenstein nicht angegriffen, um ihm die Federn vom Helme zu reißen und hätte auch für de Lorche nicht sein Leben aufs Spiel gesetzt. Was nun die Belohnung anbelangt, so sagte ich ja schon, daß sie beiden zu teil werden solle und in Ciechanow will ich darüber beschließen.«

      »Nichts wünscht sich Zbyszko so sehr, wie den Rittergürtel und die goldenen Sporen.«

      Der Fürst lachte gutmütig und antwortete: »So möge das Mädchen sie ihm überbringen! Ich aber will abwarten, bis die Schwäche nachläßt, damit dann alles sich nach dem herkömmlichen Gebrauche vollziehen kann. Mögen ihm Gürtel und Sporen sogleich überbracht werden, denn je früher er erfährt, daß sein Wunsch erfüllt wird, desto besser ist es.«

      Als die Fürstin dies hörte, umarmte sie ihren Ehegemahl in Gegenwart der Hofherren, dann küßte sie ihm mehrmals die Hand; schließlich sagte er lachend: »Nun, da ist Dir ja ein guter Gedanken gekommen!«

      »Der heilige Geist hat doch auch den Weibern einigen Verstand verliehen.«

      »Rufe mir jetzt das Mädchen.«

      »Danuska! Danuska!« rief die Fürstin.

      An

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