Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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sich wieder aufrichtet und das Wasser von seinen Lockenschlangen niederrieselt, wollen wir es nicht verrathen, was die Weibsleute mittlerweile gedacht haben, denn die Weibsleut’ auf dem Nockenberge und auf allen anderen Bergen denken bisweilen laut. Der Bursche packt sich hierauf an Nacken und Brust und wäscht und reibt mit aller Kraft, daß man bis zu den Scheuerinnen hin seine Athemstöße hört.

      Ist das gethan, so schafft eine der Mägde das Wasser wieder davon, kann’s aber nicht lassen, mit dem Finger ein wenig hineinzustupfen.

      Schier warm ist es jetzt. Was er für eine Hitze haben muß!

      Der Simon fühlt sich neugeboren, wie Adam vor Zeiten, da er den Lehmstaub von sich abgeschüttelt hatte. Und wie er an die bewußte Rippe denkt, fällt ihm der Spaß des Trawieser Schulmeisters ein. Wenn, sagt der Schulmeister, Gott aus einer Rippe ein Weib machen kann, so ist jeder Mann für zwölf Weiber zur rechten Hand und für zwölf Weiber zur linken Hand geschaffen, denn er hat an jeder Seite so viel.

      Das sagt der Trawieser Schulmeister, welcher schon der Einen, die er hat, ausweicht.

      Und was sagt der Simon dazu? Na, der will einstweilen etwas essen.

      Weil draußen unwirthlich Wetter ist und im Kachelofen die Scheiter so prächtig knistern, so setzen sich nach dem Essen der Rocken-Paul und der Knecht zum Kartenspiel. Für Jeden ist es leicht zu spielen und schwer zu gewinnen, den Jeder kennt die Karten von vorne und von hinten.

      Es wäre ja doch eine Schande, wenn Einer seine besten Bekannten auf der Welt nicht auch von rückwärts erkennen sollte!

      Sie spielen um Haselnüsse, welche sie dann am Abende gemeinsam mit den Weibsleuten aufknacken.

      Das Weib des Rocken-Paul hat heute auch noch etwas Anderes zu thun. Es ist der Barbara-Abend. Da bricht man draußen am Wildkirschbaum ein Zweiglein und frischt es in der Stube ein. In der Christnacht werden an diesem Zweige schneeweiße Blüthen prangen. Was diese Blüthen bedeuten? Das Weib des Rocken-Paul weiß es wohl ...

      »Wenn morgen die heilige Barbara ist,« meinte an diesem Tage nun der Rocken-Paul, »so muß wer in die Kirche gehen.«

      »Es ist gar keine Freude, jetzt in die Kirchen zu gehen,« sagte die Hausfrau, »wenn ein solcher Mensch beim Altar steht.«

      »Ich höre, es ist eine Rorate gezahlt für eine selige Sterbstund’.«

      »Gehen will ich schon,« sagte der Simon, »aber anders, als wie in einer Hand den Rosenkranz und in der anderen den Schlagring, geh’ ich da zu Trawies nicht in die Kirchen.«

      »Närrisch, wirst doch nicht raufen wollen!«

      »Kommt er mir nur einmal unter die Hand! Der schreit mir nimmer!«

      Sie wußten, wen er meinte und schwiegen still. Wen von ihm die Rede war, da konnte selbst der lustige Simon wild werden.

      »Mir ist nicht zu trauen!« murmelte er und stand vom Tische auf, »in Glaubenssachen versteh’ ich keinen Spaß. Jetzt geh’ ich am vorigen Sonntag zu der Adventbeicht und bin nu’ schon das drittemal nicht losgesprochen. Kann er’s nicht, so soll er sich nicht hineinhocken. Da verstehe ich keinen Spaß. Mir ist nicht zu trauen!«

      Am nächsten Morgen pochte der Paul mit der Weckstange an die Kammerthür des Knechtes. Es war noch früh vor Tags und der Simon hatte gerade einen unterhaltsamen Traum angefangen. Fast reute es ihn, daß er den Kirchgang zugesagt hatte, aber, dachte er, eine selige sterbstunde ist auch nicht zu verschmähen und drunten beim Schummel-Zenz-Häusel trink’ ich einen Schnaps. So sprang er aus dem Bette und zog sich flink an. Noch verzehrte er das warme Hafermus, welches für ihn bereitet worden war, und machte sich auf den Weg.

      Schneegestöber flog ihm an die Wange, als er vor die Thüre trat, und der Weg war verschneit und verweht. Mit Mühe arbeitete er sich hinab zum Rockenbach; dem Wasser entlang unter den dichtästigen Bäumen ging es besser. Nach einer Weile roch er den prickelnden Rauch eines Kohlenmeilers. Es war der Meiler, welcher für die Zeugschmiede in Trawies die Kohlen lieferte. An der Kohlstatt stand das kleine Haus des Schummel-Zenz, der mit seiner Tochter die Köhlerei besorgte. Aus dem Fenster schimmerte Licht. »So ist der Zenz schon wach und ich trinke meinen Schnaps.«

      Er trat in die Vorlauben und machte die Thüre auf. Weiche Wärme wehte ihm entgegen, im Stübchen brannte auch eine Ampel.

      »Grüß’ Dich, Zenz!«

      Aber der Zenz ist gar nicht da. Hingegen seine Tochter, die rothlockige Han, steht vor einem blanken Scheibchen und flicht einen Haarzopf. Ihr Nacken ist bloß, das weiße Hemd legt sich zart über die Achseln und über den jungen Busen.

      Der Simon steht da und taucht sachte die Thür hinter sich zu. Sie wendet sich nicht nach ihm um, sie sieht’s im Scheibchen, wer hinter ihr steht. – Wenn sie nicht just vorhin an ihn gedacht hätte?

      »Han!« sagte er, »so früh schon auf der Höh’?«

      »Das ist gewiß. Früh aufstehen und früh freien thut Niemand reuen.«

      »Das sag’ ich auch.«

      »Was willst denn?« fragte sie, hatte aber noch immer keinen Blick für ihn.

      »Dein Vater, wenn er da wäre. Einen Schluck Branntwein möcht ich haben.«

      »Mein Vater ist schon fort in die Kirchen.«

      »So thust Du allein haushüten, Han?«

      »Freilich. Und der Simon will gewiß auch in die Kirchen gehen; da hat der Simon die höchste Zeit. Es hat der Hahn schon einmal gekräht.«

      »Wenn das ist, bleibt’s noch drei Stunden finster. Und wie es jetzt unsicher ist in der Nacht. Han, ich lasse Dich nicht allein.«

      »Bedank’ mich,« war die Antwort, »so ein Wächter möchte nicht viel anders sein, als wie wenn man den Fuchs an die Hühnersteigen wollte stellen.«

      »Aha! wie Du’s gleich merkst! Um so besser, ist das lange Herumreden nicht vonnöthen. Heute bleibe ich da bei Dir, und was mir schon lange anliegt, das sage ich Dir. Früh freien thut nit reuen. Hast es selber gesagt.«

      »Ist nur so ein Sprichwort.«

      »Ist das meinige, Dirndl, Du mußt meine Liebste sein!« Er nahm ihr Köpfchen zwischen seine Hände.

      »Du herziger Schatz, so schau’ mich an!« Sie schaute ihn an, den schönen, kecken, leblustigen Burschen.

      »Schlenkere doch Deinen schneeigen Janker erst aus, Du ungeschickter Bub’, Du machst Eins ja über und über naß!«

      »Hast Recht, den Janker brauche ich nicht am Leib.«

      Er warf das Kleid von sich, daß im Sack die Haselnüsse knackten, die von gestern noch darin waren.

      »Hast Nüssen bei Dir?« frägt sie.

      »Kann wohl sein, Dirndl. Magst ihrer?«

      »Bin ihnen gerade nicht feind.«

      »Ist mir lieb.«

      Er macht sich bequem, als wenn er daheim wäre.

      »Ein Feiner thät’

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