Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley Edition Erdmann

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      Der lange Marsch von 15 Meilen nach Imbiki bewies, dass unser verlängerter Aufenthalt in Kingaru meine Soldaten und Pagazis völlig demoralisiert hatte. Nur wenige von ihnen hatten Kraft genug, um Imbiki vor der Nacht zu erreichen. Die andern, welche bei den beladenen Eseln waren, erschienen erst am nächsten Morgen in einem bejammernswerten Zustand des Geistes und Körpers. Khamisi – der Pagazi mit den schwachen Lenden – war weggelaufen und hatte zwei Ziegen, das Zelt für die Waren und die ganze persönliche Habe von Uledi, welche aus seinem Besuchs-Dischdascheh, einem langen Hemd nach arabischem Schnitt, 10 Pfund Perlen und einigen feinen Zeugen bestand, mitgenommen. Uledi hatte ihm dies in einem Anfall von Großmut anvertraut, während er des Pagazis Last, nämlich 70 Pfund Bubuperlen, getragen hatte. Diese Veruntreuung durfte nicht unbeachtet bleiben, auch konnte man Khamisi nicht heimkehren lassen, ohne dass ein Versuch gemacht wurde, ihn zu fassen. Daher wurden Uledi und Feradschi ausgeschickt, um ihn zu verfolgen, während wir in Imbiki blieben, um den heruntergekommenen Soldaten und Tieren Zeit zur Erholung zu geben.

      Am 8. setzten wir unsere Reise fort und kamen in Msuwa an. Dieser Marsch wird als der angreifendste von allen in der Erinnerung unserer Karawane lebendig bleiben, obwohl die Entfernung nur 10 Meilen betrug. Er führte fortwährend durch Dschungeldickicht, nur unterbrochen von drei dazwischen liegenden Waldwiesen von beschränkten Dimensionen, die uns drei Atempausen in der grässlichen Reisearbeit durch das Dickicht gewährten. Der Geruch, der den wilden Pflanzen desselben entströmte, war so durchdringend, so stechend scharf und das aus den verwesten Pflanzenstoffen entstehende Miasma so dicht, dass ich jeden Augenblick erwartete, ich und meine Leute würden in akuten Fieberanfällen hinstürzen. Glücklicherweise jedoch gesellte sich dieses Unglück nicht noch zu dem Übelstand, dass wir die häufig fallenden Pakete auf- und abzuladen hatten.

      In Msuwa wurde haltgemacht, damit unsere Tiere sich erholen konnten. Der Häuptling des Dorfes, außer in der Farbe ein Weißer in jeglicher Beziehung, schickte mir und meinen Leuten das fetteste breitschwänzige Schaf seiner Herde und fünf Maß Matamakorn. Das Hammelfleisch war ausgezeichnet, unvergleichlich schön. Für sein rechtzeitiges, uns so notwendiges Geschenk gab ich ihm zwei Doti und amüsierte ihn damit, dass ich ihm den wundervollen Mechanismus des gezogenen Winchestergewehrs und meiner Hinterlader-Revolver auseinandersetzte.

      Er und seine Leute waren intelligent genug, um die Nützlichkeit dieser Waffen in der Not zu begreifen, und deuteten mit ausdrucksvollen Pantomimen die mächtige Wirkung derselben gegen bloß mit Speer und Bogen bewaffnete Massen an, indem sie ihre Arme so ausstreckten, als ob sie eine Flinte hielten, und mit derselben einen großen Kreis umschrieben. »Wahrlich«, sagten sie, »die Wasungu sind viel klüger als die Waschensi. Was für Köpfe haben sie! Was für wunderbare Dinge machen sie! Man sehe nur ihre Zelte, ihre Gewehre, ihre Uhren, ihre Kleider und das kleine rollende Ding (den Karren) an, das mehr als fünf Menschen transportieren kann – que!«

      Am 10. marschierte meine Karawane von Msuwa ab, nachdem sie sich von der furchtbaren Anstrengung des letzten Tages erholt hatte. Von den gastfreien Dorfbewohnern wurden wir, soweit ihre Verteidigungspfähle reichten, begleitet und dort mit einstimmigen »Quaharys« verabschiedet. Außerhalb des Dorfes versprach der Marsch weniger schwierig zu sein als zwischen Imbiki und Msuwa. Nachdem die Straße durch eine hübsche kleine Ebene gegangen war, welche ein trockener Graben oder Mtoni durchschnitt, führte sie an ein paar bebauten Feldern vorüber, wo uns die Ackerbauer wie bezaubert, nur durch starres Anglotzen begrüßten.

      Bald darauf stießen wir auf ein Schauspiel, das in diesem Teil der Welt gewöhnlich ist, nämlich auf eine gefesselte Sklavenbande, die nach Osten zog. Die Sklaven sahen durchaus nicht niedergeschlagen aus, sondern schienen im Gegenteil von dem philosophischen Humor erfüllt, den der muntere Diener Martin Chuzzlewits an den Tag legt. Wäre es nicht um die Ketten gewesen, so hätte man nur mit Schwierigkeit den Herrn vom Sklaven unterscheiden können; die physiognomischen Züge waren dieselben. Das milde Wohlwollen, mit dem sie uns anblickten, war auf allen Gesichtern gleichmäßig zu sehen. Die Ketten waren schwer und hätten auch Elefanten fesseln können, aber da die Sklaven außer denselben nichts zu tragen hatten, konnte ihr Gewicht nicht unerträglich sein.

      Auf diesem Marsch gab es wenig Dickicht, und obgleich die Pakete an einigen Stellen Unfälle erlitten, so waren diese doch nicht so bedeutend, dass wir dadurch erheblich aufgehalten worden wären. Um zehn Uhr vormittags kampierten wir mitten in einer Gegend, die eine imposante Aussicht auf grünen Rasen und Wald darbot, über die sich ein wolkenloser Himmel wölbte. Wir hatten unser Lager wieder in der Wildnis aufgeschlagen und, wie es bei Karawanen Sitte ist, zwei Schüsse abgefeuert, um den Waschensi, die Korn verkaufen wollten, anzuzeigen, dass wir zum Handel bereit seien.

      Unser nächster Halteplatz war das nur 11 Meilen von Msuwa entfernte Kisemo, ein in einem volkreichen Bezirk gelegenes Dorf, das in seiner Umgebung nicht weniger als fünf andere Dörfer zählt, welche sämtlich mit Pfählen und Dornenverhauen befestigt sind und einen ebenso trotzigen Unabhängigkeitssinn an den Tag legen, als ob ihre kleinen Gebieter lauter Percy und Douglas wären. Jedes Dorf lag oben auf einem Bergkamm oder niedrigem Hügel und sah so herausfordernd aus wie ein Hahn auf seinem eigenen Misthaufen. Zwischen diesen unbedeutenden Anhöhen und niedrigen Höhenzügen winden sich enge Täler, in denen Matama und Mais angebaut wird. Hinter dem Dorf fließt der Ungerengeri-Fluss, welcher in der Masikazeit ein ungestümer Gebirgsstrom und imstande ist, seine steilen Ufer zu überfluten, in der trockenen Jahreszeit dagegen in seinem gewöhnlichen Zustand verharrt und als kleiner, sehr klares, süßes Wasser enthaltender Bach erscheint. Von Kisemo läuft er erst südwestlich, dann östlich, und er bildet den Hauptzufluss des Kingani.

      Während des Nachmittags kehrten Uledi und Feradschi, die dem weggelaufenen Khamisi nachgeschickt worden waren, mit ihm und allen fehlenden Gegenständen zurück. Dem Khamisi waren bald, nachdem er den Weg verlassen und sich in das Dickicht gestürzt hatte, wo er sich im Geiste über seine Beute freute, einige plündernde Waschensi begegnet, die Nachzüglern fast immer auflauern; sie hatten ihn ohne Umschweife in den Wald in ihr Dorf geschleppt und an einen Baum gebunden, um ihn zu töten. Khamisi hatte, wie er uns sagte, sie gefragt, warum sie ihn anbänden, worauf sie ihm antworteten, sie stünden im Begriff, ihn zu töten, weil er ein Mgwana sei, und diese pflegten sie sofort nach der Gefangennahme zu töten. Diesen Debatten über Khamisis Schicksal machten jedoch Uledi und Feradschi, welche bald darauf gut bewaffnet an den Ort kamen, ein Ende, indem sie ihn als einen aus dem Lager des Musungu weggelaufenen Pagazi sowie alle Gegenstände, die er zur Zeit seiner Gefangennahme bei sich hatte, für sich in Anspruch nahmen. Die Räuber machten ihnen auch das Recht auf den Pagazi, die Ziege, das Zelt und alle anderen Wertsachen, die bei jenem gefunden worden, gar nicht streitig, sondern meinten nur, sie verdienten eine Belohnung dafür, dass sie ihn gefangen genommen. Da dies Verlangen als gerechtfertigt anerkannt wurde, wurde ihnen eine Belohnung von zwei Doti und einem Fundo oder zehn Schnüren Perlen gewährt.

      Es war unmöglich, Khamisi seine Desertion und den Raubversuch zu verzeihen, ohne dass er erst bestraft worden wäre. In Bagamoyo hatte er, ehe er in meinen Dienst genommen wurde, einen Vorschuss von 5 Dollars an Geld verlangt und erhalten; und die Last von Bubuperlen, die er zu tragen gehabt, war nicht schwerer als jede andere Pagazilast; es gab also gar keine Entschuldigung für seine Desertion. Um jedoch bei seiner Bestrafung keine Unklugheit zu begehen, ließ ich acht Pagazis und vier Soldaten als Richter zusammentreten und bat sie, darüber zu entscheiden, was zu geschehen habe. Ihr einmütiger Urteilsspruch lautete, dass er eines unter den wanyamwezischen Pagazis sonst unbekannten Verbrechens schuldig sei, und da dasselbe geeignet sei, den Letzteren einen schlechten Ruf zu schaffen, so verurteilten sie ihn dazu, mit des »großen Herrn« Eselspeitsche geprügelt zu werden. Darauf ließ ich ihn binden, und in Erwägung, dass infolge seiner Handlungsweise die Pagazis an ihrem guten Ruf, die Soldaten an der Wertschätzung ihres Herrn als ausreichende Wachen Schaden gelitten hatten und Shaw von mir dafür getadelt worden war, dass er nicht besser nach den Nachzüglern gesehen, erteilte ich den Befehl, dass jeder Pagazi und Soldat sowie Shaw ihn mit je einem Hieb bestrafen sollten. Dies wurde auch unter des armen Khamisi lautem Wehklagen ausgeführt.

      Ehe die Nacht

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