Hann Klüth. Georg Engel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hann Klüth - Georg Engel страница 15

Автор:
Серия:
Издательство:
Hann Klüth - Georg Engel

Скачать книгу

      »Ich mag dich auch gern leiden,« flüsterte Line und streckte ihm mit einer raschen Bewegung ihre runde, rosige Hand hin.

      Da verdarb ihm die Philosophie alles. Dieses verwünschte methodische Hinstarren auf die Gedankenkegelbahn, auf der er die ersten ungeschickten Würfe tat.

      »Der Amtsvorsteher nimmt Mutter und Siebenbrod am Ende gar nicht an,« gab er dem Gespräch eine andere Wendung, während er sich aus Furcht vor der ausgestreckten Hand beinahe zum Ausreißen wandte. »Wenn er erfährt, daß sie sich nicht gern haben, dann schickt er sie vielleicht nach Hause.«

      Noch immer wartete Line. — Langsam sank das Händchen herunter, vor dem Hann bereits bis hinter den Apfelbaum zurückgewichen war.

      Ein plötzlicher Windstoß brauste durch die Zweige und warf harte Früchte herab.

      Da riß Line in aufflammendem Zorn eine riesige Sonnenblume, die hinter ihr herabhing, von ihrem Stengel und schleuderte sie dem Jungen mit aller Kraft ins Gesicht. Hart klatschte es gegen seine Haut.

      »Lining,« rief er bestürzt. »Was tust du?«

      In demselben Moment rollte eine Equipage die Dorfstraße entlang und hielt vor dem Klüthschen Hause.

      »Dummer Bengel,« rief das Mädchen.

      Dann lief sie mit flatternden Röcken auf das glänzende Gefährt zu.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Konsul Hollander war ein griesgrämiger Herr.

      Wohl hatte er vier der schönsten Pferde im Stalle, doch pflegte er sie aus Trotz gegen sich und gegen seine Familienangehörigen selten zu benutzen. Jeder Luxus schien ihm etwas so Verabscheuungswürdiges, daß er sich von Zeit zu Zeit sogar seines schönen, lebenden Besitztums schämte.

      Mußte er notgedrungen, so wie heute, den Bitten seines Töchterchens Dina, die so gar nicht in das stille, vereinsamte Kaufmannshaus paßte, nachgeben, wurde die altväterliche und bequeme Equipage zu einer Spazierfahrt einmal angespannt, thronte der alte, steifleinene Johann in seiner verschossenen Livree wirklich einmal vorn auf dem Bock, dann konnte man sicher sein, daß der Konsul brummig auf seinem Hintersitz hockte, den Stock mit dem englischen Knopf fest gegen das Kinn gepreßt, um ununterbrochen leise Zeichen der Unzufriedenheit vor sich hinzumurmeln.

      Das klang ungefähr so: »Alle Krankheiten laufen sich die Tiere auf so einer verwünschten holprigen Chaussee. Diese ruckartige Bewegung ist dem Körper in hohem Grade unzuträglich. Überhaupt das ganze ein Frauenzimmervergnügen. Müssen sich zeigen — und das alles in den wichtigsten Geschäftsstunden.«

      Und zu seiner Schwester, einer unverheirateten Dame, die wie ein gepudertes Bild aus der Rokokozeit breitröckig neben ihm thronte, pflegte er mit einer ironisch-höflichen Verbeugung und bittersüßem Lächeln hinzuzusetzen: »Habe ich dich getreten? Das tut mir leid, aber in diesem Kasten kann ich mir nicht anders helfen.«

      Derartige Reden waren aber so bekannt, daß die beiden Damen sich nicht sonderlich darum kümmerten. Die Tante erklärte vielmehr ihrer Nichte Dina, die erst kürzlich aus der Schweizer Pension zurückgekehrt war, mit gutmütiger Regelmäßigkeit alle irgendwie hervortretenden landschaftlichen Schönheiten, ohne sich dadurch irgendwie stören zu lassen, daß sie dies bei ihren Ausfahrten jedesmal zu befolgen pflegte. Und das elegante Fräulein, das so blond, modern und vornehm aussah, nickte stets dazu und erwiderte immer: »Danke, danke.«

      * * *

      Als der Konsul in die Nähe des Klüthschen Familienhauses gelangt war, versetzte er plötzlich dem alten Johann mit dem Stock einen leichten Schlag auf den Rücken.

      »Anhalten!«

      Richtig — hier hatte er ja etwas abzuwickeln.

      An den alten Klüth, der einmal Schiffszimmermann auf seiner Werft gewesen, hatte ihn noch etwas Persönliches gebunden.

      Nun sollte ja eine neue Generation, eine feinere, kultiviertere mit ihm in Verbindung treten.

      Diese mußte er sich erst einmal genau besehen.

      Wer weiß, was da wieder dahintersteckte. Er hielt es nicht sehr mit der neuen Zeit.

      * * *

      Die beiden Damen saßen auf zwei Stühlen, welche die kleine Frau Klüth mit unheimlichem Eifer und ohne daß es notwendig gewesen wäre, gereinigt hatte. Der Konsul dagegen stand mitten in der Stube, den Stock wie immer gegen das glattrasierte Kinn gepreßt und sah mit seinen grauen Augen, die so groß unter den weißen Brauen hervorblickten, auf Bruno herab, der schweigend und doch unsicher vor seinem zukünftigen Chef verharrte.

      An den Wänden ringsherum befanden sich die übrigen Familienmitglieder. Alle hielten den Atem an, als könnten sie den mächtigen Handelsherrn irgendwie beleidigen, während Siebenbrod von Zeit zu Zeit langsam an seiner eigenen Hose herabfuhr, um jede Bemerkung des Konsuls dann mit einem beistimmenden: »Jawoll, jawoll — so 's recht, Herr Konsul« zu begleiten.

      Eingehend erkundigte sich Hollander nach Brunos Vorbildung und Kenntnissen, und merkwürdig, bei jeder neuen Wissensposition, die sein künftiger Lehrling zu besitzen behauptete, entfuhr dem Kaufmann stets ein zweifelhaftes »Na, na!«

      »Englisch?«

      »In meinem Zeugnis steht gut!«

      »Na, na!« grunzte Hollander, und nachdem er sich noch die Handschrift seines Schülers betrachtet und ebenfalls verdächtig mit dem Kopf geschüttelt hatte, sagte er hart und abweisend, als wenn er dem Neuaufzunehmenden in der Tat nicht viel Vertrauen entgegenbrächte: »Das mag alles recht schön und gut sein. Aber die Hauptsache liegt ganz woanders. — Wissen Sie, wo?«

      »Nein,« entgegnete Bruno nach einigem Besinnen offenherzig.

      »In der Treue und Ehrlichkeit liegt sie,« knurrte Hollander.

      »O Herr Konsul,« erlaubte sich bei dieser Stelle die kleine Frau Klüth anzufügen, »so was ist doch wohl selbstverständlich!«

      »Na, na — wollen sehen, ich meine auch eine Ehrlichkeit, wie sie jetzt in Geschäften selten geworden, so eine Treue im großen. Und nun, lieber junger Mann, müssen Sie sich vor allen Dingen nicht überspannten Ideen darüber hingeben, was Geschäft heißt. Ich hab' da mal so ein Buch gelesen von einem Gustav Freytag — >Soll und Haben< —. Sehr schön. Wenn Sie so was erwarten, dann können Sie gleich zu Hause bleiben. Kaufmann ist der Stand der Demut, wer nicht bescheiden ist, bringt's da sicher zu nichts. Und nun sagen Sie mal, mein junger Freund, was glauben Sie denn nun, werden Sie zuerst bei mir zu besorgen haben?«

      Bruno kämpfte das niederdrückende Gefühl tapfer nieder und versicherte, er denke, man werde ihm vielleicht zu Anfang eines der untergeordneten Bücher zur Führung übergeben.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен

Скачать книгу