Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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schaute der Fremde forschend in das hübsche, offene Gesicht des Knaben.

      Beide schienen mit den empfangenen Eindrücken zufrieden zu sein.

      "Ja, aber mein Junge", sagte dann der Fremde, "du bist doch alt genug, wie alt bist du denn?"

      "Sechzehn Jahre, Herr."

      "Na, also doch alt genug, um dir Gedanken darüber gemacht zu haben, weshalb man dich entführt hat."

      "Das habe ich auch, Herr. Anfänglich glaubte ich, man wolle ein Lösegeld von meinen Angehörigen erpressen, ob mir gleich das unheimliche Gebaren des einen der beiden, die mich hierherführten, Besorgnis für mein Leben einflößte. Jetzt, da sie mich hier in dieser Wüste allein zurückgelassen haben, bezweifle ich nicht mehr, daß es auf mein Leben abgesehen war. Ohne euer rechtzeitiges Eingreifen, Sir, wäre ich bereits von dieser Erde abgeschieden. Oh, ich danke euch von ganzem Herzen, ich bin doch noch zu jung, um zu sterben."

      "Wen die Götter lieb haben, rufen sie zeitig zu sich", sagte der Fremde so leise vor sich hin, daß ihn Paul nicht verstand.

      Eben leuchtete der erste rötliche Strahl der Sonne über die weite Fläche und überzog die beiden einsam weilenden Gestalten mit goldigem Schimmer.

      Beide schwiegen, ganz in den großartigen Anblick versunken, den das aufsteigende Tagesgestirn gewährte, welches die Steppe zauberisch mit seiner Lichtflut übergoß.

      Nach einer Weile erhob sich der Mann, und jetzt erst im Tageslichte, und da er aufrecht stand, konnte Paul die riesenhafte Größe dieser Gestalt, die mehr als sechs Fuß messen mochte, erkennen. Auch er erhob sich, doch ob er gleich groß für sein Alter war, kam er sich neben seinem Gefährten wie ein Zwerg vor.

      Der Fremde, in ein Jagdhemd von Büffelleder gekleidet, welches so geschmeidig und weich war, daß es sich allen Körperformen anschmiegte, zeigte in seiner äußeren Erscheinung und Bewaffnung den Jäger des Westens. War seine Haltung auch männlich kräftig, so deuteten doch das gefurchte Antlitz wie die Farbe des Haares und Bartes darauf hin, daß er die Mitte des Lebens bereits seit Jahren überschritten hatte.

      Er ließ seine Augen rings über die Prairie fliegen und richtete sie dann auf seinen jugendlichen Schützling.

      "Hast du Kraft, einen kleinen Marsch zu machen, Kind?"

      "Ja, Herr, ich bin bereit."

      "So komm, ich weile ungern hier in der verrufenen Steppe, und nur der Büffel hat mich herübergelockt; ich wollte sein Fell haben, denn ich wußte, daß er nicht weit kommen konnte. Nun haben mich die Wölfe um meine Beute betrogen. Komm, bis zum Flusse sind es nur wenig Meilen, und ich habe drüben ein Shanty. Dort kannst du dich ausruhen und mir dann deine Schicksale erzählen."

      Damit warf er die schwere Büchse über die Schulter und schritt so kräftig aus, daß der Knabe ihm nur mit Anstrengung zu folgen vermochte. Der Riese bemerkte es und mäßigte seinen Gang.

      Schweigend schritten sie eine geraume Weile nebeneinander her, bis sie endlich an das mit Büschen und Bäumen umsäumte Ufer eines breiten Flusses gelangten, der seine trüben, gelblichen Wasser in einer tiefen Einsenkung des Bodens gen Westen wälzte.

      Als sie durch einen schmalen Waldstreifen, der dicht mit Unterholz durchsetzt war, niedergestiegen waren, und am Rande des Wassers standen, gewahrte Paul in einer kleinen Ausbuchtung ein indianisches Kanoe, in welchem einige Büffelfelle lagen. Sie gingen darauf zu, und der Jäger lud durch eine Gebärde den Knaben ein, das ziemlich große Boot zu betreten, und folgte selbst nach. Es bedurfte der gewaltigen Kraft des Mannes, um das Fahrzeug quer über den breiten, rasch dahinflutenden Strom zu treiben. Doch nach kaum einer Viertelstunde landeten sie am jenseitigen Ufer, welches gleichfalls mit Schilf, Büschen und oftmals dichtstehenden Bäumen besetzt war, wie das, welches sie verlassen hatten. Der Trapper zog das Boot aufs Land und befestigte es sorgfältig noch an einem Baume. Dann nahm er die Büffelhäute auf seine mächtigen Schultern, das Ruder gab er Paul zu tragen, und schritt am Ufer hinauf, wo der Knabe nach einiger Zeit eine Blockhütte bemerkte, die von Büschen umstanden und von einigen Fichten beschattet war.

      "Das ist mein Heim", sagte der Jäger, "und nun sollst du bald die Gastfreundschaft der Wüste kennen lernen."

      Er warf die Büffelhäute ab, öffnete die unverschlossene Thür der Hütte, in welcher dem flüchtigen Blicke sich Felle, Waffen, kleine Fässer und Kisten, Blechgeschirre, ein Herd und mannigfache andre Dinge zeigten. Der Trapper wies auf einen Stapel kleingespaltenen Holzes und sagte: "Gib davon her, Junge."

      Dieser gehorchte, und bald loderte auf dem Herd Feuer empor, kochte in einem Kessel Wasser, welches einem nahen Quell entnommen war. Der Trapper langte Thee hervor und goß das kochende Wasser in die Kanne. Er nahm dann Maisbrot und die gebratene Keule einer Antilope aus einem kleinen Verschlage, reichte Paul ein Messer, gab ihm einen Blechbecher, wies auf Kanne und Nahrungsmittel und sagte: "Greife zu, Kind, es wird gern gegeben", und mit herzhaftesten Appetit machten sich beide an das frugale, aber reichliche Frühstück.

      Nachdem der Hunger gestillt war und neues Wohlbehagen den Leib des Knaben durchzog, der seit Tagen nur gedörrtes Fleisch, und das knapp zugemessen, genossen, den Luxus eines warmen, belebenden Getränkes aber entbehrt hatte, legte er das Messer nieder.

      Der Trapper zündete seine Pfeife an und rauchte ruhig vor sich hin.

      Nach einer Weile wandte er sich an den bescheiden harrenden Knaben mit der Frage: "Wie heißest du?"

      "Paul Osborne, Sir."

      Es zuckte wie ein Wetterstrahl über das braune Gesicht des Riesen, und ein dumpfer Laut entfuhr seiner breiten Brust.

      Der Knabe erschrak heftig und fragte nach einer Weile, während der Trapper schwer atmete und dabei die Hand vor das Gesicht geschlagen hielt: "Ist euch nicht wohl, Sir?"

      Es verging Zeit, ehe der Trapper die Hand von seinem Gesicht entfernte und antwortete. Die Züge hatten fast ihren gewöhnlichen Ausdruck, als er sagte: "Es ist nichts, Kind, ein alter Rheumatismus, der mir manchmal zu schaffen macht, zog mir plötzlich durch die Glieder."

      Er zündete die Pfeife, welche ausgegangen war, wieder an und fragte: "Also wie heißest du?"

      "Paul Osborne."

      "Woher?"

      "Arkansas, Sheffieldscounty."

      "Gut. Dein Vater?"

      "Ach, Herr, mein Vater, John Osborne, ist seit drei Monaten tot", entgegnete der Gefragte mit schmerzlicher Betonung. Der Jäger mußte wieder einen Anfall seines Leidens haben, denn von neuem zuckte er zusammen, und im Schmerz bedeckte er wie vorher die Augen mit der Hand. Dann stand er auf und ging hastig hinaus. Der Knabe blieb ratlos, angstvoll harrend sitzen. Endlich öffnete sich die Thür, der Alte kehrte zurück und äußerte: "Man wird ein altes Jammergerippe". Nach einiger Zeit fuhr er fort: "Nun erzähle mir, wie du in die Hände der beiden Banditen gefallen bist, die dich hierhergebracht haben."

      Traurig sagte der Knabe: "Ich war auf der Schule zu Little Rock, als ich die Schreckensnachricht von meines Vaters plötzlichem Tode erhielt. Ich eilte nach Hause und konnte nur noch seine teuren Reste zu Grabe geleiten. Ich stand allein da, verwaist, früh Herr eines großen Vermögens geworden, welches mein lieber Vater für mich erworben hatte. Ach, wie gern wollte ich darauf verzichten, wenn er noch lebte."

      "Bist du der einzige Erbe?"

      "Ja,

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