Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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Haß erst entflammen, wenn die Maid mit mir zieht!«

      Schwere Sorgen drückten den alten Ritter darnieder. In trefflichster Weise hatte er Bogdaniec wieder bewirtschaftet, allein er zweifelte keinen Augenblick daran, daß nun seine Mühen umsonst gewesen, daß er nach seiner Rückkehr den Herrenhof verwüstet, verödet vorfinden werde.

      »Traun,« dachte Macko bei sich, »dagegen muß sich doch ein Mittel finden lassen!«

      Nach dem Mittagsmahle befahl er, sein Pferd zu satteln. Unverweilt stieg er auf und ritt geradewegs nach Brzozowa. Mit einbrechender Dämmerung langte er dort an. Der alte Wilk saß in einer nach vorn gelegenen Stube bei einem Kruge Met, der junge Wilk hingegen, dem Cztan übel mitgespielt hatte, lag auf einer mit Fellen bedeckten Bank und trank auch. Unbemerkt trat Macko ein. Ganz nahe der Schwelle blieb er stehen, hoch aufgerichtet, mit ernstem, fast finsterem Gesichte, aber ohne eine Waffe in den Händen; nur ein mächtiges Schwert trug er an der Seite. Da der helle Schein des Feuers die hagere Erscheinung grell beleuchtete, erkannten ihn Vater und Sohn sofort, sprangen wie der Blitz auf ihre Füße, rannten an die Wand und griffen zu der ersten besten Wehr, deren sie habhaft werden konnten.

      Der alte erfahrene Macko aber kannte seine Leute durch und durch. So war er denn auch nicht im geringsten beunruhigt, ja, er griff nicht einmal nach seinem Schwert, sondern fragte, die Hände in die Seite stemmend, in festem, etwas spöttischem Tone: »Was soll dies heißen? Ist das die berühmte Gastfreundschaft in Brzozowa?«

      Auf diese Worte hin ließen die also Angeredeten sofort die Hände sinken, so daß gleich darauf das Schwert des Alten, die Lanze des Jungen klirrend zu Boden fielen. Beide schauten mit vorgestrecktem Halse und noch immer Böses prophezeihendem Blicke auf Macko, bald aber spiegelte sich Staunen und Scham aus ihren Gesichtern.

      Mackos Lippen jedoch umspielte ein Lächeln, als er sagte: »Gelobt sei Jesus Christus!«

      »Von Ewigkeit zu Ewigkeit!« antwortete Wilk und dessen Sohn.

      »Und der heilige Georg!«

      »Dem wir dienen!«

      »Gern bin ich zu den Nachbarn gekommen.«

      »Gern begrüßen wir Euch! Heilig ist uns der Gast!«

      Nach diesen Worten eilte der alte Wilk, gefolgt von seinem Sohne, auf Macko zu. Beide schüttelten ihm kräftig die Hand und geleiteten ihn hierauf zum Ehrensitze am Tische. Schon nach wenigen Minuten waren Holzscheite im Kamine aufgeschichtet, der Tisch ward mit einer Matte belegt; Schüsseln mit allerlei Gerichten, sowie Schläuche mit Bier und Krüge mit Met wurden aufgetragen, und die drei begannen zu essen und zu trinken. Zeitweise warf der junge Wilk dem Gaste eigentümliche Blicke zu, die deutlich bewiesen, wie in ihm die widerstreitendsten Gefühle – Ehrfurcht und Haß – miteinander kämpften. Dabei bediente er aber jenen so geschäftig, daß er vor Anstrengung erbleichte, war er doch verwundet und dadurch seiner gewöhnlichen Kraft beraubt. Sowohl Vater wie Sohn brannten vor Neugierde zu erfahren, weshalb Macko sich bei ihnen eingestellt hatte, trotzdem hütete sich aber ein jeder, irgend etwas zu fragen, sondern harrte geduldig des Augenblickes, in dem Macko selbst davon zu sprechen beginnen werde.

      Letzterer jedoch pries indessen, als ein Mann von guter Gesittung, zuvörderst die Gastfreundschaft, Speise und Trank, und erst, nachdem er sich sattsam gestärkt hatte, hub er mit würdevoller Stimme also an: »Nur zu häufig, traun, herrscht Streit, herrscht Kampf zwischen den Menschen, und doch sollte unter Nachbarn stets Frieden sein.«

      »Es giebt kein köstlicheres Gut, als Frieden!« entgegnete Wilk mit gleicher Würde.

      »Es ereignet sich auch gar zu oft,« fuhr Macko fort, »daß ein Mann, der mit irgend einem Menschen in Unfrieden gelebt hat und sich plötzlich auf eine lange Reise vorbereiten muß, nur sehr ungern von jenem Menschen scheidet und sich nicht auf die Fahrt machen will, ohne ihm Lebewohl gesagt zu haben.«

      »Der Herr lohne Euch die Freundschaftsworte.«

      »Ich brauche nicht nur Worte, sondern ich bethätige sie auch, kam ich doch hierher.«

      »Von ganzer Seele freuen wir uns darob. Wenn Ihr nur täglich bei uns vorsprechen würdet.«

      »Wollte Gott, ich könnte Euch in Bogdaniec die Ehre erweisen, welche denen gebührt, die auf ritterliche Sitte halten, allein ich muß ungesäumt von dannen ziehen.«

      »In den Krieg oder an irgend einen heiligen Ort?«

      »Eines oder das andere wäre mir weit gemäßer, denn, schlimm genug, zu den Kreuzrittern mache ich mich auf die Fahrt.«

      »Zu den Kreuzrittern?« riefen Vater und Sohn fast in einem Atem.

      »Ja,« antwortete Macko. »Wer aber zu ihnen zieht, ohne mit ihnen in Freundschaft verbunden zu sein, der thut gut daran, mit Gott und den Menschen Frieden zu schließen, sonst würde er vielleicht mit dem Leben auch die ewige Seligkeit verlieren.«

      »Es ist gar seltsam,« meinte der alte Wilk, »allein bis jetzt ist mir noch kein Mensch zu Gesicht gekommen, der unter ihnen geweilt hätte, ohne Bedrückung erdulden zu müssen.«

      »Und steht es nicht ebenso mit unserm ganzen Königreiche!« fügte Macko hinzu. »Weder durch die Litauer, bevor sie die heilige Taufe empfangen haben, noch durch die Tataren ist es jemals schlimmer bedrückt worden, als durch jene Weißmäntel.«

      »Das ist die reine Wahrheit, aber wißt Ihr was: wohl haben sie nicht gerastet und nicht geruht, bis sie alles in ihrer Gewalt hatten, jetzt aber kommt die Zeit der Vergeltung.«

      Leichthin spie der alte Wilk nach diesen Worten in die Hände, während sein Sohn hinzufügte: »Es kann gar nicht anders sein.«

      »So wird es kommen, das ist gewiß. Aber wann? Nicht von uns hängt dies ab, sondern von dem König. Vielleicht kommt alles früher, als wir denken – vielleicht aber auch viel später – Gott allem weiß es. Inzwischen muß ich mich zu den Kreuzrittern begeben.«

      »Wohl mit dem Lösegeld für Zbyszko?«

      Als der junge Wilk den Namen Zbyszkos von seinem Vater nennen hörte, ward er bleich vor Haß und Ingrimm.

      Macko jedoch entgegnete ruhig: »Vielleicht nehme ich Lösegeld mit mir, allein es wird nicht für Zbyszko sein.«

      Diese Worte erregten die Neugierde von Vater und Sohn so sehr, daß schließlich der alte Wilk, der sich nicht länger im Zaume zu halten vermochte, bemerkte: »Es steht Euch ja frei, mir zu antworten oder nicht. Weshalb zieht Ihr dahin?«

      »Ihr sollt gleich alles erfahren, Ihr sollt gleich alles erfahren,« erklärte Macko mit dem Kopfe nickend, »doch zuvor muß ich von etwas anderm reden. Seht Ihr, wenn ich von dannen ziehe, bleibt Bogdaniec dem Schutze Gottes überlassen. Früherhin, als ich zusammen mit Zbyszko unter Fürst Witold in den Krieg zog, da hatte nicht nur der Abt ein wachsames Auge auf unser Besitztum, sondern auch Zych aus Zgorzelic. Jetzt aber kann weder der eine noch der andere dafür sorgen. Gar peinlich ist es für jeden Menschen, denken zu müssen, daß er sich umsonst abgemüht und abgearbeitet hat. Doch Ihr wißt ja selbst, wie dies zu gehen pflegt. Man wird mir meine Bauern abspenstig machen, die Grenze verrücken. Ein jeder wird von meinem Vieh so viel stehlen, als er nur vermag, und so der Herr Jesus mich ungefährdet zurückkehren läßt, werde ich eine Wüstenei antreffen. Ich komme daher zu Euch, als zu meinen Nachbarn, mit der Bitte, Bogdaniec Euern Schutz angedeihen zu lassen und nicht zu gestatten, daß ich von irgend jemand beraubt werde.«

      Als

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