Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz страница 158

Автор:
Серия:
Издательство:
Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

Скачать книгу

fast leidenschaftlich die Knie Anielkas, erhob sich schnell und verließ mit den Worten die Stube: »Damit muß ich mich zufrieden geben.«

      Trotzdem nun der Böhme wegmüde und wenig erfrischt war, legte er sich doch nicht zur Ruhe nieder; die ganze Nacht zechte er mit den beiden jungen Edelleuten aus Lekawica, welche mit ihm nach Samogitien ziehen wollten. Allein er betrank sich dabei nicht, nein, mit dem ersten Morgengrauen trat er in den Vorhof der stark befestigten Burg, wo die Pferde, schon gesattelt, feiner harrten.

      Da ward in der Mauer über dem Wagenschuppen ein Fenster aus Ochsenblase sachte ein wenig aufgethan, und durch die Spalte schaute ein blaues Augenpaar in den Vorhof. Der Böhme bemerkte dies sofort. Schon that er einige Schritte auf die Mauer zu, um das an seinem Helme befestigte Netz zu zeigen und nochmals Abschied zu nehmen, da hinderten ihn Pater Kaleb und der alte Tolima daran, die in den Vorhof kamen, weil sie ihm noch Ratschläge für die Fahrt erteilen wollten.

      »Begieb Dich an den Hof des Fürsten Janusz,« sprach Pater Kaleb. »Möglicherweise triffst Du dort mit dem Ritter Macko zusammen, jedenfalls aber wird Dir über alles genaue Kunde werden, denn Du bist ja daselbst kein Fremder. Die Wege von dort nach Litauen sind bekannt, gar leicht wirst Du deshalb einen Führer durch die Wildnis finden. Ist es daher Dein fester Vorsatz, den Herrn Zbyszko aufzusuchen, so ziehe durch Litauen, nicht aber geradewegs nach Samogitien, in die Hände der Preußen. Bedenke auch dies: die Samogitier könnten Dich leicht töten, bevor Du zu sagen vermagst, wer Du bist, kommst Du jedoch von Fürst Witold, dann liegt die Sache ganz anders. Der Segen Gottes ruhe indessen über Dir und über den beiden andern Rittern. Kehre gesund zurück und bringe das Jungfräulein mit Dir, ich aber werde Tag für Tag von der Vesper an bis zum Erscheinen des ersten Sternes mit ausgebreiteten Armen, in Kreuzesgestalt, auf der Erde liegen und für Dich beten.«

      »Ich danke Euch, Vater, für Eueren priesterlichen Segen,« ergriff nun Hlawa das Wort. »Schwer wird es zwar fallen, das Opfer lebend den Händen der Teufel zu entreißen, allein der Herr Jesus herrscht über Leben und Tod, deshalb wollen wir hoffnungsvoll, nicht aber traurig, in die Zukunft schauen.«

      »Das ist das beste! Auch ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ja, ja. Hoffnung ist Leben, doch unsere Herzensangst ist wohl berechtigt. Das Schlimmste ist, daß Jurand selbst, sobald der Name seines Töchterleins genannt wird, gen Himmel zeigt, als ob es dort zu schauen wäre.«

      »Wie vermag er denn, es zu erschauen? Längst hat er ja die Augen eingebüßt!«

      Da sagte Pater Kaleb wie zu sich selbst und doch auch wieder zu dem Böhmen gewendet: »Nicht selten pflegt es zu geschehen, daß gerade der Mensch, dessen irdisches Augenlicht erloschen ist, manches zu sehen vermag, was kein anderer erblicken kann. Häufig, gar häufig kommt dies vor. Ist es indessen denkbar, daß Gott der Herr diesem Lämmlein eine Kränkung zufügen ließ? Hat denn die Jungfrau den Kreuzrittern jemals Schlimmes gethan? Niemals! So voll Unschuld ist sie gewesen, wie eine Gotteslilie, gütig war sie gegen die Menschen, einem fröhlich singenden Waldvögelein glich sie! Gott der Herr liebt die Kindlein, er fühlt Erbarmen mit menschlichen Leiden … Traun! wenn sie den Tod erlitten hat, wird er sie vielleicht wieder erwecken, wie Pietrowin erweckt ward, der aus dem Grabe auferstehend, noch lange Zeit weiter wirtschaftete. Bleibe gesund und möge Gott der Herr seine Hand schützend über Euch und über das Mägdlein halten.«

      Nach diesen Worten kehrte Pater Kaleb in die Kapelle zurück, um die Frühmesse zu lesen, der Böhme aber bestieg sein Roß, neigte sich nochmals vor dem nunmehr geschlossenen Fenster und machte sich auf den Weg; war es doch nun völlig Tag geworden.

      Zweites Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Bald nach Beginn des Frühlings hatten sich Fürst Janusz und Fürstin Anna Danuta mit einem Teile ihres Hofstaates zum Fischfang nach Chersk begeben, ein Vergnügen, dem sie gar gerne huldigten, ja, das sie zu ihrem liebsten Zeitvertreib rechneten. Durch Mikolaj aus Dlugolas hörte der Böhme gar vielerlei neue Kunde, die teils seine eigenen Angelegenheiten, teils den Krieg berührte. Zuvörderst erfuhr er, daß der Ritter Macko augenscheinlich seine Absicht aufgegeben habe, geradewegs zwischen den »Preußischen Bollwerken« hindurch nach Samogitien zu ziehen, war er doch vor wenigen Tagen in Warschau gewesen und dort mit dem Fürstenpaare zusammengetroffen. Der alte Mikolaj bestätigte auch all das, was Hlawa bis jetzt über den Krieg vernommen hatte. Wie ein Mann hatte sich ganz Samogitien gegen die Deutschen erhoben, während Fürst Witold, weit davon entfernt, dem Orden noch länger gegen die unglücklichen Samogitier beizustehen, aber auch ohne ihm den Krieg zu erklären, die Kreuzritter mittelst allerlei Verhandlungen hinhielt und inzwischen deren Feinde nicht nur mit Geld und Korn unterstützte, sondern diesen auch Mannen und Pferde zuführte. Unverweilt schickte sowohl Witold, wie der Orden Gesandte an den Papst, an den Kaiser und an andere christliche Großen und klagten sich wechselseitig des Treubruches, der Hinterlist und des Verrates an. Fürst Witold betraute mit dieser Sendung den klugen Mikolaj aus Rzeniew, der es verstand, die von den Kreuzrittern gesponnenen Fäden zu entwirren, indem er den Beweis erbrachte, wie schwer Samogitien und Litauen bedrückt wurden.

      Der Hochmut der Kreuzritter war aber auch schon dadurch etwas gedemütigt worden, weil nach einer Versammlung in Wilno sich die Bande zwischen Litauen und Polen noch mehr befestigt hatten und infolgedessen vorauszusehen war, daß Jagiello, als Oberherr über das ganze, unter Witolds Herrschaft stehende Gebiet, in Kriegsläuften auf dessen Seite stehen werde. Graf Jan Sayn, der Komtur von Grudziansk und Graf Schwartzburg aus Danzig begaben sich auf Befehl des Großmeisters mit der Anfrage zu dem polnischen König, was der Orden von ihm zu erwarten habe. Allein Jagiello erteilte keinerlei Antwort, trotz der kostbaren Gefäße, und der vornehmlich zur Jagd taugenden Geerfalken, die ihm die Abgesandten als Gabe überbrachten. Infolgedessen drohten letztere mit dem Kriege, wennschon es ihnen nicht allzu ernst damit war, wußten sie doch nur zu gut, wie der Großmeister und das Kapitel insgeheim die Macht Jagiellos fürchteten und darnach trachteten, den Tag der Rache, den Tag der eigenen Niederlage zu verzögern.

      So wurden denn plötzlich alle Unterhandlungen, besonders aber die mit Witold, so rasch abgebrochen, wie man ein Spinnengewebe zerreißt. Am Abend nach dem Eintreffen Hlawas in Warschau langte neue Kunde in der Burg an. Bronisz aus Ciasnoca, ein Hofherr des Fürsten Janusz, der von diesem behufs Einziehung von Erkundigungen nach Litauen geschickt worden war, stellte sich ein, und mit ihm erschienen zwei angesehene litauische Knäsen, mit Briefen von Witold und von den Samogitiern. Die Nachrichten lauteten unheilvoll, der Orden bereitete sich zum Kriege vor. Die Befestigungen der Burgen wurden verstärkt, Pulver und Blei bereitet, Steine zu Kanonenkugeln behauen, Kriegsknechte und Ritter an der Grenze zusammengezogen, während eine Abteilung leichter Reiterei und Fußvolk von Ragneta, Gotteswerder und von anderen Grenzburgen aus sich nach Litauen und Samogitien geworfen hatte. In dein Dickicht der Forsten, auf den Gefilden, in den Dörfern, allüberall wurde der Kriegsruf laut, und jeden Abend züngelten die Flammen über dem Wäldermeere empor. Witold ließ nunmehr den Samogitiern offen seinen Schutz angedeihen, er sandte ihnen seine Ratgeber, er bestimmte den durch seine Tapferkeit bekannten Skirwoillo zum Führer des bewaffneten Volkes. Und Skirwoillo säumte nicht; alles um sich her niederbrennend, zerstörend, verheerend, fiel er in Preußen ein. Der Fürst selbst brach mit einem Kriegsheere gen Samogitien auf; etliche Burgen befestigte er noch mehr, andere, wie zum Beispiel Alt-Kowno, zerstörte er, damit sie nicht den Kreuzrittern zum Stützpunkt dienen konnten. Bald war es kein Geheimnis mehr, daß mit Anbruch des Winters, also sobald Sümpfe und Moräste zugefroren sein würden, ja, falls der Sommer trocken sein sollte, sogar schon früher ein gewaltiger Krieg in allen Gebieten von Litauen, Samogitien und Preußen entbrennen werde. Denn wenn der König dem Fürsten Witold Hilfe leistete, dann mußte der Tag kommen, an dem die Deutschen gleich einer Sturmflut entweder die halbe Welt überströmten, oder auf lange Zeit hinaus in das Gebiet zurückgedrängt wurden, auf dem sie früher seßhaft gewesen waren.

      Doch

Скачать книгу