Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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Spychow mit Gefolge soll es sein.«

      Inhaltsverzeichnis

      Als Zbyszko die unglückselige Kunde vernommen hatte, eilte er, ohne nach der Erlaubnis des Fürsten zu fragen, in den Stall und befahl, sein Pferd zu satteln. Der Böhme, der sich als Knappe von edler Herkunft mit ihm im Saale befand, hatte kaum Zeit, den warmen Fuchspelz seines Herrn herbeizuholen, und versuchte auch nicht, diesen zurückzuhalten, da sein natürlicher Verstand ihm sagte, daß es doch nichts nütze und nur ein unnötiger Zeitverlust sei. Nachdem er das zweite Pferd bestiegen hatte, nahmen sie am Thore dem Thürhüter die Fackeln ab und setzten sich dann zugleich mit des Fürsten Mannen in Bewegung, deren rascher Aufbruch durch den Kastellan veranlaßt worden war. Vor dem Thore umfing sie undurchdringliche Dunkelheit, doch der Sturm schien sich etwas gelegt zu haben. Vielleicht wären sie außerhalb der Stadt lange in die Irre gegangen, hätte sich nicht jener Bote bei ihnen befunden, der Kunde von dem Unfall gebracht hatte und sie jetzt um so rascher und sicherer geleiten konnte, als er einen Hund mit sich führte, welcher den Weg schon zuvor gemacht hatte. Als sie ins freie Feld kamen, blies ihnen der Wind scharf ins Gesicht. Die Landstraße war voll Schnee, und stellenweise lag er so dicht, daß es nötig war, langsamer zu reiten, da die Pferde bis zum Bauche einsanken. Die Leute des Fürsten hatten ihre Fackeln und Pechpfannen angezündet, und alle ritten dahin zwischen Rauch und Flammen, während der Wind Fackeln und Pechpfannen in ihren Händen heftig hin und her bewegte, als ob er sie zerbrechen und weithin über Wald und Feld tragen wolle. Der Weg war weit, die Ansiedelungen in der Nähe von Ciechanow hatten sie schon hinter sich gelassen, sie kamen an Niedzborz vorüber und wendeten sich nun der Richtung von Radzanow zu. Kurze Zeit vorher hatte sich der Sturm wieder etwas gelegt, die Windstöße waren weniger heftig und führten nicht mehr solche Schneemassen mit sich fort. Einzelne Flocken fielen noch immer, aber bald hörte auch dies auf. Durch die zerrissenen Wolken schimmerte hie und da ein Stern, die Pferde schnaubten, die Reiter atmeten leichter. Mehr und mehr Sterne zeigten sich, der Frost nahm ab. Noch einige Vaterunser hätte man beten können, dann ward alles stille, kein Lüftchen regte sich mehr.

      Herr de Lorche, welcher neben Zbyszko ritt, suchte ihn zu trösten, indem er sagte, im Augenblick der Gefahr sei Jurand unzweifelhaft auf die Rettung seiner Tochter bedacht gewesen, und wenn auch alle andern nicht mehr am Leben wären, so würde sie gewiß noch lebend, vielleicht schlafend unter ihren Pelzen gefunden werden. Doch Zbyszko glaubte ihm nicht und hatte schließlich auch keine Zeit mehr, ihn anzuhören, da nach wenigen Augenblicken der vorausreitende Führer von der Landstraße abbog.

      Der Jüngling ritt zu ihm heran und fragte: »Weshalb wenden wir uns seitwärts?«

      »Weil sie nicht an der Landstraße verschüttet sind, sondern dort an jener Stelle! Seht Ihr das Erlengehölz, Herr?«

      Bei diesen Worten zeigte er mit der Hand auf ein Dickicht in einiger Entfernung, das sich deutlich von der weißen Schneedecke abhob, zumal der Mond jetzt hinter den Wolken hervortrat und alles ringsumher erhellte.

      »Offenbar sind sie von der Landstraße abgekommen.«

      »Ja, sie sind von der Landstraße abgekommen und längs des Flusses im Kreise herumgeritten. Bei Sturm und heftigem Schneegestöber kann dies leicht vorkommen. Sie ritten weiter und weiter, bis die Pferde nicht mehr durchkommen konnten.«

      »Wodurch habt Ihr sie gefunden?«

      »Wir folgten diesem Hunde.«

      »Befinden sich keine Hütten in der Nähe?«

      »Ja, aber jenseits des Flusses. Wir sind sogleich dort an der Wkra.«

      »Vorwärts also, im Galopp!« rief Zbyszko.

      Aber es war leichter, den Befehl zu geben, als ihn auszuführen, denn wenngleich die strenge Kälte gebrochen schien, lag auf den Wiesen der frischgefallene Schnee noch fußhoch, so daß die Pferde bis zu den Knöcheln versanken, und man nur langsam

      Nach wenigen Minuten erblickte man eine unter dem Baume sitzende menschliche Gestalt, welche das Haupt über die Brust herabgebeugt und die Mütze über das Gesicht gezogen hatte.

      vorrücken konnte. Plötzlich drang das Bellen des Hundes zu ihnen, unmittelbar vor ihnen aber tauchte ein dicker, knorriger Weidenstamm auf, dessen Wipfel mit den entlaubten Aesten im Mondschein schimmerte.

      »Sie sind noch etwas weiter entfernt, dort in der Nähe des Erlengehölzes,« sagte der Führer, »aber auch hier muß etwas sein.«

      »Seht den Schneehaufen unter dem Weidenbaum! Leuchtet!«

      Einige Mannen des Fürsten stiegen vom Pferde und leuchteten mit ihren Fackeln. Gleich darauf rief einer von ihnen: »Hier ist ein Mensch unter dem Schnee verschüttet. Seht, der Kopf ist frei!«

      »Auch ein Pferd!« rief ein zweiter.

      »Sofort ans Werk!«

      Die Schaufeln gruben sich tief in den Schnee ein und warfen ihn zu beiden Seiten hoch auf.

      Nach wenigen Minuten erblickte man eine unter dem Baume sitzende menschliche Gestalt, welche das Haupt über die Brust herabgebeugt und die Mütze über das Gesicht gezogen hatte. Die eine Hand hielt noch die Zügel des daneben liegenden Pferdes, dessen Nüstern tief in den Schnee eingedrückt waren. Offenbar hatte dieser Mann das Gefolge verlassen, um rascher zu menschlichen Behausungen zu gelangen und Hilfe herbeizuholen, als dann sein Pferd gestürzt war, hatte er unter dem Weidenbaum, da wo er den Wind im Rücken hatte, Schutz gesucht und war hier erstarrt von Frost und Kälte.

      »Leuchtet!« rief Zbyszko.

      Einer von den Leuten hielt seine Fackel an das Gesicht des Erfrorenen, aber die Züge waren nicht zu unterscheiden. Erst als ein zweiter das herabgesunkene Haupt des Leblosen in die Höhe hielt, entrang sich allen der laute Ausruf: »Der Gebieter von Spychow!«

      Zbyszko gebot zwei Mannen, ihn emporzunehmen und in die nächste Hütte zu tragen. Er selbst aber machte sich, ohne einen Augenblick zu verlieren, mit den übrigen Leuten und dem Führer auf, um das Gefolge zu suchen. Während er weiterritt, sagte er sich, daß er nun Danusia, sein geliebtes Weib, vielleicht tot vor sich sehen werde, und er spornte sein Pferd, das bis zur Brust im Schnee versank, aufs äußerste an. Glücklicherweise hatte er nicht mehr weit bis zu seinem Ziele, nur einige hundert Schritte.

      »Halt!« ertönte es plötzlich aus der Dunkelheit. Es waren die Stimmen der Männer, welche bei den Verschütteten zurückgeblieben waren. Zbyszko sprang vom Pferde.

      »Die Schaufeln her!«

      Zwei Schlitten waren schon durch die Leute ausgegraben, welche das Wächteramt versehen hatten. Die Menschen in diesen Schlitten waren samt den Pferden vollständig erfroren. Wo sich noch andere Gespanne befanden, das konnte man leicht an den Schneehügeln erkennen, doch waren nicht alle Schlitten vollständig verdeckt. An manchen befanden sich noch die Pferde, die bis zum Bauche im Schnee versunken, offenbar mit aller Gewalt versucht hatten, sich wieder herauszuarbeiten, und bei dieser letzten Anstrengung zu Grunde gegangen waren. Vor zwei Pferden stand, die Lanze in der Hand, ein Mann bis zum Gürtel im Schnee, und unbeweglich wie ein Stein; etwas weiterhin sah man erfrorene Knechte, die noch ihre Rosse festhielten.

      Der Tod hatte sie offenbar in dem Augenblick ereilt, da sie die Pferde aus dem tiefen Schnee herausziehen wollten. Ein Gespann am äußersten Ende des Zuges war nicht verschüttet. Der

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