Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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dem Bischof von Plock auf. Während seiner Anwesenheit sei er fast fortwährend krank darnieder gelegen. Frühmorgens, sowie tagsüber sei er zwar stets bei vollem Bewußtsein gewesen, gegen Abend hätten sich aber seine Sinne meistens verwirrt. Dann habe er häufig versucht, aufzuspringen, indem er den Befehl erteilte, ihn mit dem Panzer zu bekleiden, da er den Fürsten Jan aus Natibor zum Kampfe fordern wolle. »Die fahrenden Kleriker mußten ihn immer mit Gewalt auf seinem Lager festhalten,« fuhr der Prior fort. »Ja, dies war aber fast ein Ding der Unmöglichkeit und schloß stets eine gewisse Gefahr in sich. Erst in jüngster Zeit ist eine Besserung eingetreten. Wohl hat die Schwäche zugenommen, der Geist ist jedoch klar geblieben, und in voller Klarheit hat der Abt befohlen, ihn nach Plock zu bringen. Wißt, er erklärte mir, er vermöge keinem Menschen so zu vertrauen wie dem Bischof von Plock, deshalb wolle er auch nur von diesem die heiligen Sakramente empfangen und in dessen Hände seinen letzten Willen niederlegen. Mit aller Kraft widersetzten wir uns dieser Reise, denn er war so schwach, daß wir fürchteten, er werde seinen Bestimmungsort nicht lebend erreichen, doch wir konnten nichts ausrichten. Seine Spielleute machten daher einen Wagen für ihn bereit und geleiteten ihn hinweg. Gott gebe, daß er glücklich ans Ziel gelange.«

      »Wenn ihn der Tod irgendwo in der Nähe von Sieradz ereilt hätte, wäre Euch doch sicherlich Kunde davon geworden,« warf Macko ein.

      »Ja, davon wäre uns Kunde geworden,« antwortete das gute alte Väterchen. »Aus diesem Grunde glaube ich auch nicht, daß er schon diesseits von Leczyca seinen letzten Atemzug gethan hat, was aber jenseits geschehen ist, wie können wir das wissen! So Ihr ihm jedoch nachfolgt, werdet Ihr auf Euerem Wege schon alles in Erfahrung bringen.«

      Tief bekümmert über das Gehörte, besprach sich Macko mit Jagienka, die durch den Böhmen schon von der Fahrt des Abtes nach Plock unterrichtet worden war.

      »Was ist nun zu thun?« fragte der alte Ritter das Mägdlein, »was gedenkst Du anzufangen?«

      »Ihr begebt Euch nach Plock, und ich gehe mit Euch!« entgegnete die Gefragte kurz entschlossen.

      »Wir gehen mit Euch nach Plock!« sekundierte die Tochter der Sieciechowa sofort mit ihrem dünnen Stimmchen.

      »Schau, schau, wie diese beiden mit ihren Ratschlägen gleich bei der Hand sind! Meiner Treu, als ob man nur so ohne weiteres nach Plock gehen könnte!«

      »Vermag ich vielleicht allein mit Anielka den Heimweg anzutreten? Und überdies, wenn Ihr mich nicht weiter mit Euch nehmen wollt, dann wäre ich besser gleich in Zgorzelic geblieben. Glaubt Ihr denn nicht, daß ich jetzt nach meiner Heimkehr noch mehr zu fürchten hätte als früher?«

      »Und der alte und der junge Wilk? Sind die vielleicht nicht Mannes genug, um Dich gegen Cztan zu schützen?«

      »Ich müßte ja die Verteidiger ebenso fürchten wie die Angreifer! Doch ich merke ganz gut, daß Ihr nur streitet, um zu streiten, und es gar nicht ernst meint.«

      Dies war auch wirklich der Fall. Macko wünschte, daß Jagienka mit ihm ziehe, und hätte es nur ungern gesehen, wenn sie nach Zgorzelic zurückgekehrt wäre. Kaum hatte er daher des Mägdleins Antwort vernommen, so lachte er laut auf und sagte: »Sie hat die Weiberröcke ausgezogen, damit sie Verstand bekomme!«

      »Ei was, nur im Kopfe ist der Sitz des Verstandes!«

      »Plock liegt jedoch ganz abseits von meinem Wege.«

      Der Böhme bestritt dies und behauptete, die Fahrt nach Marienburg sei viel näher über Plock.

      »Du hast also mit dem Böhmen schon alles ausgemacht?«

      »Gewiß, und er hat folgendermaßen gesprochen: ›Wenn dem jungen Herrn in Marienburg irgend etwas Schlimmes zugestoßen sein sollte, ließe sich mit Hilfe der Fürstin Alexandra aus Plock viel erreichen. Ganz abgesehen davon, daß sie eine Anverwandte des Königs ist, steht sie auch in ganz besonders freundlichen Beziehungen zu den Kreuzrittern, bei denen sie großes Ansehen genießt‹.«

      »Das ist richtig, so wahr mir Gott helfe,« rief Macko. »Ein jeder weiß dies, und wenn sie uns ein Schreiben an den Großmeister geben würde, könnten wir unbehelligt die Lande der Kreuzritter durchziehen. Sie ist dem Orden sehr zugethan, folglich ist der Orden auch ihr sehr zugethan. Ein guter Rat, ein guter Rat! Dieser Böhme ist ein kluger Bursche!«

      »Und wie klug ist er!« stimmte die Tochter der Sieciechowa voll Eifer bei, indem sie mit ihren blauen Augen begeistert emporblickte.

      Da wandte sich Macko plötzlich mit der Frage zu ihr: »Wieso hast denn Du hier mitzusprechen?«

      In tiefster Verwirrung senkte die Maid die langen Wimpern und erglühte gleich einer roten Rose.

      Macko wußte indessen nur zu wohl, daß ihm kein anderer Ausweg blieb, als die beiden Mägdlein mit sich zu nehmen. Im Grunde seiner Seele war dies auch sein Wunsch, und so setzte er denn des andern Morgens seine Fahrt fort, nachdem er sich von dem greisen Prior verabschiedet hatte.

      Infolge der Schneeschmelze und der dadurch steigenden Gewässer kam er indessen weit weniger rasch vorwärts, als dies früher der Fall gewesen war. Aber auch nicht nur auf allen Edelhöfen und Pfarreien, an denen er vorüber kam, hielt er Nachfrage nach dem Abt, sondern auch in den Herbergen, in denen er mit seinen Begleitern des Nachts Rast machte. Des Abtes Spuren zu verfolgen, fiel nicht schwer, hatte er doch allerorts reichliche Spenden gegeben, teils für Almosen, teils um Messen lesen zu lassen, wie auch zur Anschaffung einer Glocke oder zur Wiederherstellung irgend einer alten Kirche. Was Wunder, daß sich daher der oder jener Küster, der oder jener Pfarrer seiner ebensowohl voll Dankbarkeit erinnerte, wie gar manches arme Väterchen, welches »um Gaben bittend« einherwanderte. Rings umher ging die Rede: »Gleich einem Engel zog er dahin.« Alt und jung betete für seine Gesundung, wenngleich der und jener die Furcht hegte, er werde des ewigen Heiles eher teilhaftig, als einer zeitweiligen Besserung. An etlichen Plätzen hatte der Abt, seiner zunehmenden Schwäche wegen, sogar zwei oder drei Tage verweilen müssen, Macko durfte sich daher der Hoffnung hingeben, daß er ihn noch einholen könne.

      Allein er täuschte sich in dieser Annahme. Bevor er Leczyca erreichte, nötigte ihn das Anschwellen der Flüßchen Nera und Bzura, vier Tage in einer verlassenen Schenke zu verbringen, deren Besitzer sich wohl aus Furcht vor Wassersnot geflüchtet haben mochte. Die Landstraße, welche von der Herberge zur Stadt führte, war trotz der darin eingerammten Pfähle fast ungangbar geworden, denn es hatte sich auf weite Strecken hinaus ein Wassertümpel neben dem andern gebildet. Wit, einer der Mannen Mackos, der aus dieser Gegend stammte, hatte zwar einmal etwas von einem durch den Wald führenden Weg gehört, aber er weigerte sich, als Führer zu dienen, wollte er doch bestimmt wissen, daß in den Sümpfen bei Leczyca allerlei böse Geister ihr Wesen trieben. Seiner Ansicht nach war unter diesen besonders der mächtige Boruta zu fürchten, der es sich stets angelegen sein ließ, die Menschen an bodenlose Stellen zu locken und sie dann nur um den Preis ihres Seelenheiles freigab. Aber auch die Schenke selbst stand in üblem Rufe. Macko hatte sich daher nur ungern zu einer längeren Einkehr entschlossen, wenn schon er keineswegs fürchten mußte, mit seinen Begleitern Hunger zu leiden, da er wie alle, die in jener Zeit eine Fahrt unternahmen, reichliche Zehrung mit sich führte.

      Und siehe da, thatsächlich hörten die Rastenden des Nachts einen gewaltigen Lärm auf dein Dache des Wirtshauses, zuweilen dünkte es sie auch, es klopfe jemand an die Thüre. Jagienka und Anielka aber, die beide in einem engen Gelasse neben der großen Vorderstube schliefen, vernahmen deutlich, wie in der Dunkelheit kleine Füßchen über den Lehmboden, ja an den Wänden auf und ab huschten. Dies verursachte ihnen keinen allzugroßen Schrecken, waren sie doch von Zgorzelic her an böse Geister gewöhnt, für die man seiner Zeit auf Befehl des alten Zych stets Speise vor die Thüre gestellt hatte, und welche,

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