Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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senkte sie die Augen, als die Dame sie so forschend ansah, als wollte sie ihre Seele ergründen – doch der Blick hatte etwas Gütiges, Ritterliches.

      Überhaupt erinnerte die Dame Lenore an ihre Mutter, wie diese vor ihrer Krankheit gewesen war. Genau das volle Gesicht mit den blühenden Farben, das dunkle, leichtgewellte Haar, die hellbraunen Augen mit den Goldpünktchen, die wohlproportionierte Gestalt. Selbst die Stimme erschien ihr ähnlich und das Lächeln, das Grübchen in die Wangen zauberte.

      Lenore hatte keine Ahnung, wie sehnsüchtig der Blick war, mit dem sie die Dame musterte. Sie ahnte auch nicht, daß diese sofort ihre verweinten Augen bemerkt hatte und sich darüber Gedanken machte.

      Sollte dieses junge schöne Geschöpf etwa …?

      »Getraude, kombiniere nicht!« hörte sie so deutlich des Gatten Stimme, als ob er neben ihr wäre.

      Da lachte sie ein gutes, herzliches Lachen, das Lenore entzückte, denn so hatte ihre Mutter einst gelacht.

      Und schon kamen wieder die Tränen, deren die junge Frau sich schämte. Um so mehr noch, als die Dame nun behutsam fragte: »Mein liebes Fräulein, fühlen Sie sich nicht wohl?«

      »Doch, gewiß«, kam die Antwort verwirrt. »Ich habe wohl nur Hunger.«

      »Muß der aber groß sein«, bemerkte ihr Gegenüber trocken. »Nun, dem ist rasch abzuhelfen. Darf ich Ihnen eine Schnitte anbieten?«

      »O ja, danke, sehr gern nehme ich sie. Ich habe nämlich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«

      »Dann allerdings. Bitte, sich zu bedienen!«

      Damit schob sie Lenore die Brote zu, und als diese danach griff, bemerkte sie an der Rechten den schmalen Reif, dessen Gold so neu und unbenutzt funkelte.

      Das gab der guten Getraude noch mehr zu kombinieren. Doch sie ließ sich nichts anmerken, sondern sagte lachend: »Wie ich sehe, sind Sie verheiratet. Entschuldigen Sie die falsche Bezeichnung, aber Sie sehen wirklich noch so ganz und gar fräuleinhaft aus.«

      »Ich bin ja auch erst eine Woche verheiratet.«

      »Und dann weinen Sie schon? Kindchen, wo gibt’s denn so was! Scheint ein böser Barbar zu sein, der Herr Gemahl.«

      Da mußte Lenore denn doch lachen, wenngleich ihr wahrlich nicht danach zumute war.

      In dem Moment trat der junge Arzt an den Tisch und sagte zufrieden: »Du bist ja so vergnügt, Nore, das beruhigt mich ungemein. Ich hatte nämlich schon Gewissensbisse, daß ich dich so lange allein ließ, aber es ging wirklich nicht anders. Es freut mich, daß du Gesellschaft hast.«

      »Die sich gleich auf die Strümpfe machen wird, weil der Zug nicht wartet«, warf die Fremde ein, indem sie die Brote in die Tasche tat und dabei schon aufstand.

      »Leben Sie wohl, kleine Frau. Lachen Sie viel, dann sehen Sie nämlich bezaubernd aus.«

      Lenore verschmitzt zuwinkend nahm sie die Tasche auf und setzte sich in Bewegung.

      Ralf fragte unangenehm berührt: »Kennst du die Dame, weil sie so vertraut tat?«

      »Nein, ich kenne sie nicht. Sie setzte sich zu mir an den Tisch und gab mir eine Schnitte ab, weil ich sehr hungrig war. Schließlich habe ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«

      »Aber es gibt doch hier zu essen.«

      »Wenn man Glück hat. Und das hatte ich nicht, weil die Bedienung nicht zu erwischen war.«

      »Es ist heute auch besonders voll hier. Es tut mir leid, Nore.«

      »Ach, laß doch, jetzt bist du ja da. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, daß ich auf dich warten muß, dafür bist du Arzt. Wie wurde es übrigens mit dem kranken Herrn?«

      »Wir erreichten gerade so knapp das Krankenhaus, als die Schmerzen richtig losbrachen. Doch nun müssen wir zusehen, daß wir endlich nach Hause kommen. Wohl gab ich Mama fernmündlich Bescheid, daß wir später als vereinbart eintreffen werden, aber länger als unbedingt nötig wollen wir sie dennoch nicht warten lassen.«

      Als sie am Portal des Bahnhofsgebäudes anlangten, regnete es so arg, daß Ralf sagte: »Da hilft nun nichts, ich muß eine Taxe nehmen. Bis wir zur Straßenbahn kommen, und dann wieder von der Endstation bis nach Hause, wären wir naß wie gebadete Katzen.«

      Also winkte er eine Taxe herbei und stieg zuerst ein, was ihm erst bewußt wurde, als Lenore hinterherkam. Dunkel schoß ihm das Blut ins Gesicht, doch er entschuldigte sich erst, nachdem der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte. Da legte er den Arm um die grazile Gestalt und zog sie dicht zu sich heran.

      »Verzeih, Norelein«, murmelte er beschämt. »Ich benehme mich heute einfach unglaublich. Wird dir nicht angst, einen solchen Banausen geheiratet zu haben?«

      »Ich glaube schon«, lachte sie ihn so lieblich an, daß er sich beherrschen mußte, sie nicht ganz toll und heiß zu küssen, wozu er durchaus berechtigt war. Aber der Chauffeur störte ihn.

      Schön ist das jetzt, dachte Lenore beglückt, sich fester in den Arm des Gatten schmiegend. So möchte ich dahinfahren, Stunde um Stunde. Aber bald werde ich in meinem neuen Zuhause sein. Was wird mich dort erwarten? Ich habe Angst.

      *

      Daß diese Angst nicht unbegründet war, merkte die junge Frau gleich, als sie den neuen Anverwandten gegenüberstand.

      Nein, sie gefielen ihr nicht. Nicht die üppige Frau mit der eingepferchten Figur, der zu jugendlichen Kleidung, dem geschminkten Gesicht, den kühlen Augen. Auch nicht das junge Mädchen, das zwar hübsch aussah, aber in seiner ganzen Art etwas Dreistes hatte. Wenn es nach Lenore gegangen, wäre sie dieser Stätte sofort wieder entflohen.

      Kurz und gut: Lenore war im Bilde. Und daß dieses Bild nicht falsch war, sollte die Zukunft lehren.

      *

      Eine Zukunft, in der das Herz der blutjungen Frau durch alle Höhen und Tiefen des Lebens geschleift werden sollte. War der Gatte mit ihr allein in seiner Liebe und Zärtlichkeit, glaubte sie wenigstens am Rande des siebenten Himmels zu weilen; doch war er fort, sorgten seine Angehörigen schon dafür, daß Lenore mit beiden Beinen in der realen Welt stand, wo Gehässigkeit und Heuchelei sie umgaben.

      Wie sollte sich nun das bisher so wohlbehütete, weltfremde Menschenkind darin behaupten? Ja, wenn sie hätte mit dem Gatten rückhaltlos über alles sprechen können, dann wäre manches leichter zu ertragen gewesen. Aber so vernünftige Ansichten der junge Arzt im allgemeinen auch hatte, eine so gute Menschenkenntnis er sonst besaß, wenn es jedoch um Mutter und Schwester ging, war er einfach mit Blindheit geschlagen. Sie waren für ihn unantastbar.

      Also schwieg Lenore und machte alles mit sich allein ab, um jede Streiterei mit dem Gatten zu vermeiden. Denn sie wußte ganz genau, daß sie dabei immer nur den kürzeren ziehen würde. Wenn sie sich mit diesen »gutherzigen Menschen« nicht vertrug, dann war es bestimmt ihre Schuld.

      Denn die beiden waren schlau genug, sich in Gegenwart Ralfs der jungen Frau gegenüber einer Freundlichkeit zu befleißigen, die Lenore verbittert bei sich mit katzenfreundlich bezeichnete. Doch sobald der Mann den Rücken kehrte, zeigten sie ungeniert ihr wahres Gesicht.

      Das

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