Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 49
MAURER
Wo war denn der zhaus?
OBERLE
In Stettin.
HANNES
Stettin?
OBERLE
Stettin liegt am Meer.
HANNES
Da hätt er mehr als Matros –
MOSER
unterbricht ihn bestürzt: Ruhe!! Der hört ja! Schauts hi, wie der schaut!!
Alle schrecken zusammen, versteinern.
SCHULZ
hatte die Augen aufgeschlagen und gehorcht; fixiert nun einen nach dem anderen; lächelt schwach: – Wer kennt Stettin? Und Warnemünde? – Hm – Also: Gnade. Sterben. Verfaulen. Hm. – Muß man denn wirklich schon verfaulen? Ja? Nein, ihr irrt! Ihr irrt! Ich bin ja nur gestolpert – die Haut klein wenig abgeschürft, jedoch nichts gebrochen, verrenkt, alles intakt! Ich fühle mich sauwohl, tatsächlich: sauwohl – und dann will ich wieder arbeiten. Rasieren, frisieren. Nehmen Sie Platz, bitte – Ich rasiere, frisiere, ich rasiere, ich frisiere – ich, habe, gehört – hier würden, noch – Leute – eingestellt werden – Er stirbt.
Stille.
Alle entblößen ihr Haupt.
HANNES
fällt langsam in die Knie, betet: Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiliget werde Dein Name –
MOSER
unterbricht ihn: Verflucht! Ka Litanei, ka Rosenkranz! Der da drobn is taub für uns arme Leut!
In weiter Ferne Donnerrollen.
Ja, donnern, des kann der! Und blitzn und stürmen! Schreckn und vernichtn! – Was gedeiht, ghört net uns. Was ghört dem armen Mann? Wenn die Sonn scheint, der Staub, wenns regnet, der Dreck! Und allweil Schweiß und Blut!
Ein leiser Wind hebt an, der allmählich zum Sturm wird.
INGENIEUR
erscheint; atemlos; aufgeregt: Was ist hier los? Warum steht man so herum? Wer gab das Notsignal?
MAURER
I.
INGENIEUR
Was ist denn geschehen?
OBERLE
Still, Herr! Hier liegt a Toter.
INGENIEUR
Wieso? Wo? Wer?
OBERLE
Dort. Den Ihr gestern eingestellt habt, der Schulz.
INGENIEUR
Scheußlich!
OBERLE
Er ist bloß gestolpert – über die Wand da. So vierzig Meter. Schweigen.
INGENIEUR
Verdammt! Tja, da kann keiner dafür. – Wollen wir ihn ehren, indem wir geloben, ihm, der in Erfüllung seiner Pflicht fiel, nachzueifern, weiterzuarbeiten. – Ich muß unbedingt darauf bestehen, daß die Arbeit sofort wieder aufgenommen wird. Den Leichnam lassen wir bis zum Abend hier liegen und nun –
MOSER
unterbricht ihn: Na, der werd zuerst nuntergtragn und aufbahrt. Nachher werd weitergschafft. Eher net!
INGENIEUR
Hoppla! Hier hat nur einer zu befehlen, und das bin ich! Pflicht kommt vor Gefühlsduselei.
REITER
Pflicht is, a Leich net liegn zu lassn, wie an verrecktn Hund.
INGENIEUR
Ich verbitte es mir, über Pflicht belehrt zu werden! Merken Sie sich das, Sie! Ich habe mir mein Ziel erkämpft und pflege meinem Willen Geltung zu verschaffen. Und seis mit schärfsten Mitteln!
SIMON
Bravo! Bravo!
INGENIEUR
Was soll das?
Schweigen.
Es wird weitergearbeitet. Mit Hochdruck und sofort. Los!
Keiner reagiert.
Schweigen.
Hört: sollte das Wetter umschlagen und wir hätten die Vorarbeiten noch nicht beendet, – das Werk, der Bau, die Bahn ist gefährdet!
MOSER
Sonst nix? Werd scho schad sein um die Scheißbahn! Sehr schad! Wer werd denn damit amüsiert? Die Aufputztn, Hergrichtn, Hurn und Wucherer! Wer geht dran zu Grund?! Wir!
SIMON
Wir! Wir!
INGENIEUR
höhnisch, doch etwas unsicher: So?
MAURER
Gfährdet is bloß unser Lebn!
INGENIEUR
Hier gibt es Hetzer?
REITER
Und Ghetzte!
MOSER
Und was is denn scho, wenns überhaupt kane Bahnen gibt?! Kamst um dei Seelenheil? Stürzet die Welt ein?!
INGENIEUR
Unreifes Zeug, dummes!
REITER
Wenn Sie, Herr, so a gscheits Genie san, so denkens halt mal an uns! Bauns ka Bergbahn! Bauns uns Häuser statt Barackn!
INGENIEUR
Hier wird nicht geredet, hier wird gearbeitet! Ohne Kritik!
OBERLE
Habt Ihrs net donnern ghört, zuvor?
INGENIEUR
Quatsch! Quatsch! Ich kenne das Wetter! Das hält!