Mami Bestseller 12 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Bestseller 12 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Bestseller

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fuhr Frau Eckner auf. »Ich bin doch nicht geistesgestört!«, entrüstete sie sich.

      »Davon kann gar keine Rede sein«, beschwichtigte Cornelia. »Sie machen sich eine völlig falsche Vorstellung. Dort sind Psychiater, die sich in ausführlichen, behutsamen Gesprächen mit den Patienten befassen und ihnen sozusagen den Sinn wieder zurechtrücken, wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Darauf sind sie spezialisiert, während wir hier für körperliche Leiden da sind.«

      »In Gesprächen«, sagte Frau Eckner nachdenklich. Das gefiel ihr.

      »Ja. Deshalb schlage ich vor«, hakte Cornelia nach, »dass wir Sie, im Einverständnis mit Oberarzt Dr. Holl, zur ambulanten Behandlung dorthin überweisen. Vielleicht werden Sie sich schon bald sehr viel wohlerfühlen.«

      »Man wird ja sehen«, murmelte die andere skeptisch.

      Am nächsten Morgen, bevor sie nach Hause fuhr, erstattete Cornelia Dr. Holl Bericht, da er gerade seinen Dienst antrat.

      »Gut gemacht«, schmunzelte er. »Sie wird sich ungeheuer wichtig vorkommen. Der arme Mann kann einem leidtun. Na, vielleicht bringen sie sie da zur Vernunft. Sonst noch etwas?«

      »Nein, nichts Besonderes. Frau Berger hat diese Nacht geschlafen, ich habe mehrmals nach ihr gesehen. Sie ist sich über ihren Zustand im Klaren«, fügte sie niedergeschlagen hinzu.

      Der Oberarzt nickte ernst. Dann ging er zur Tagesordnung über.

      *

      Auf Cornelias mehrmaliges Klingeln wurde nicht geöffnet. Erst als jemand das Haus verließ, schlüpfte sie hinein und stieg die Treppen zum 2. Stock empor. Es war ein älteres, vierstöckiges Mietshaus mit jeweils drei Wohnungen auf jeder Etage. Sie fand das Namensschild Berger und ein paar Schritte weiter A. Hoppe.

      »Ja …, wer ist da?«, fragte eine eher unwillige Stimme, nachdem Cornelia geläutet hatte.

      »Ich bin die Ärztin von Frau Berger«, antwortete Cornelia. »Ist die kleine Heike bei Ihnen?«

      Die Tür wurde um einen Spaltbreit geöffnet. Noch stand Misstrauen in den Augen der weißhaarigen Frau, während sie die Fremde musterte. Aber dann trat sie doch beiseite und sagte: »Kommen Sie rein.« Sie war von untersetzter Gestalt und bewegte sich schwerfällig. »Ich mach sonst grundsätzlich nicht auf«, fuhr sie fort, »es passiert doch so viel.«

      »Ich hätte Sie vorher anrufen sollen, aber Sie haben kein Telefon«, bemerkte Cornelia in entschuldigendem Ton.

      »Ich brauch kein Telefon«, kam es zurück. »Wenn mal was ist, kann ich nebenan bei Frau Berger telefonieren. Wie geht’s ihr denn?«

      »Nicht sehr gut. Sie sehnt sich danach, ihr Kind zu sehen. Ich wollte Heike für eine Stunde zu ihr bringen. Sie liegt auf meiner Station. Ich bin Dr. Cornelia Meinrad.«

      »Da wird Heike sich ja freuen. Sie fragt dauernd nach ihrer Mama.« Anna Hoppe führte die Besucherin ins Wohnzimmer. Dort saß ein kleines Mädchen auf dem Fußboden vor dem Fernseher, es lief eine Kindersendung. »Heike, hier will jemand zu dir. Du darfst deine Mama besuchen.«

      Wie elektrisiert sprang die Kleine auf, sah mit großen fragenden Augen zu der fremden jungen Frau empor.

      Was für ein reizendes Kind, musste Cornelia denken.

      »Guten Tag, Heike«, sagte sie mit einem netten Lächeln und streckte ihre Hand nach der Kinderhand aus. »Du kannst gleich mit mir kommen, um deine Mutti zu besuchen. Das möchtest du doch gern, nicht?«

      »Ja, o ja!«, stieß Heike hervor. »Kommt sie denn bald wieder nach Hause?« Cornelia wurde einer Antwort enthoben, weil Frau Hoppe in diesem Moment sagte: »Ich wär ja auch schon mal mit ihr hingefahren, aber ich komme ja kaum die Treppen hinunter.«

      »Und dazu ist es auch noch ein ziemlich weiter Weg«, äußerte Cornelia freundlich. »Es ist schon sehr dankenswert, dass Sie sich Frau Bergers Töchterchen annehmen.«

      »Tja, es ist ja sonst niemand da«, seufzte die Frau. Indessen zog Heike sich eilig ihre Schuhe an und ihr T-Shirt zurecht, nahm auf Geheiß von Frau Hoppe ihr Strickjäckchen darüber.

      »Kann ich noch schnell meine Spardose aus der Wohnung holen?«, fragte das Kind dann etwas atemlos.

      »Wozu brauchst du deine Spardose? Frau Doktor fährt doch mit dem Auto hin.« Unwirsch kam es heraus, aber sie meinte es sicher nicht so.

      Heike schlug die Augen nieder. »Ich wollt der Mami doch was mitbringen«, brachte sie mit dünnem Stimmchen hervor.

      Cornelia war gerührt. »Wir kaufen für deine Mami an dem Blumenstand vor dem Krankenhaus ein Sträußchen, ja?«, schlug sie vor. »Du brauchst jetzt kein Geld dafür.«

      »Aber ich hab was, ich kann’s bezahlen«, wandte das Kind ernsthaft ein.

      »Fein. Dann lege ich es dir nur vor, und du gibst es mir später wieder. Machen wir das so?«

      Heike lächelte scheu zu ihr auf, und dann gingen sie, mit einem Gruß von Frau Hoppe für die Kranke bedacht. Auf der Treppe griff Heike nach Cornelias Hand, es war wie eine ihr unbewusste Geste, aber irgendwie drückte es ein Vertrauen aus. Lange blieb sie still. Erst als sie schon ein Stück gefahren waren, sagte sie: »Wenn Sie eine Frau Doktor sind, machen Sie dann meine Mama bald wieder gesund?«

      Cornelia fühlte ihre Kehle eng werden. »Es liegt nicht allein in meiner Hand, Heike«, gab sie gepresst zurück.

      Es war eine ausweichende Antwort. Keine Antwort für ein Kind, dessen Augen flehten. Doch was blieb ihr sonst zu sagen?

      Sie war froh, als sie angelangt waren. Am Blumenstand kauften sie einen Strauß von bunten Anemonen. Heike trug ihn vorsichtig, als sie, beklommen um sich schauend, mit Cornelia durch die Gänge ging, an vielen weißen Türen vorbei. Und endlich lagen Mutter und Kind sich in den Armen …

      »Was machen Sie denn hier?«, fragte Dr. Holl erstaunt, als er die Kollegin im Flur am Fenster stehen und in die Anlage hinabsehen sah. »Sie haben doch gar keinen Dienst.«

      »Ich habe Frau Berger ihr Töchterchen gebracht«, antwortete Cornelia mit matter Stimme. »Ich fahre die Kleine auch wieder nach Hause.«

      »Dafür opfern Sie Ihre Freizeit?«

      Cornelia hob kaum merklich die Schultern. »Gemessen an den Umständen, ist das kein Opfer«, meinte sie.

      Sie ging dann eine Weile in der Anlage spazieren, trank ein Glas Tee in dem Café, das sich nahe dem Ausgang befand, und als auf diese Weise eine gute Stunde vergangen war, fuhr sie wieder hinauf auf die Station. Sie fand Heike auf dem Bett ihrer Mutter sitzend. Sie waren still, die beiden, hielten sich nur bei den Händen. Die Blicke von Ärztin und Patientin trafen sich.

      »Ich bin Ihnen so dankbar, Frau Doktor, dass ich meine Heike mal sehen durfte«, murmelte Renate Berger.

      »Sie werden sie noch öfter sehen«, sagte Cornelia. »Übermorgen, am Sonntagnachmittag, wird Heike Sie wieder besuchen.«

      Die Verabschiedung ging mit vielen Küsschen zwischen Mutter und Kind vor sich. »Musst doch nicht weinen, Mami«, sagte Heike zärtlich tröstend, als sie merkte, dass deren Gesicht nass war. »Hast doch gehört, ich

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