Die Kreuzritter. Henryk Sienkiewicz

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Die Kreuzritter - Henryk Sienkiewicz Große verfilmte Geschichten

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ich bin?«

       Dann verneigte er sich tief und machte eine Bewegung, als ob er Jurands Knie umfassen wolle, doch dieser ergriff seine Hand, drehte ihn gegen das Licht und betrachtete ihn schweigend.

       Zbyszko, der indessen seine Kaltblütigkeit wieder erlangt hatte, schaute jetzt neugierig empor und sah die mächtige Gestalt eines Mannes mit flachsblondem Haare und Bart, pockennarbigem Gesichte und stahlgrauem Auge. Ihn dünkte, dessen Blick durchbohre ihn, wodurch er abermals in Verwirrung geriet, sodaß er schließlich nicht mehr wußte, was er sagen sollte, und nur, um dem beunruhigenden Schweigen ein Ende zu machen, fragte: »So seid Ihr Jurand aus Spychow, Danusias Vater?«

       Ohne ein Wort zu erwidern, ihn aber fortwährend anschauend, deutete dieser nach der Bank aus Eichenholz, worauf er selbst wieder Platz nahm.

       Da wurde Zbyszko ungeduldig.

       »Wisset,« sagte er, »daß es mir peinlich ist, hier zu sitzen wie vor meinem Richter!«

       Jetzt erst ergriff Jurand das Wort. »Du willst Lichtenstein zum Zweikampf fordern?«

       »Was sollte ich denn sonst vorhaben?« antwortete Zbyszko.

       In den Augen des Herrn von Spychow blitzte ein seltsames Feuer auf, und sein strenges Gesicht wurde etwas freundlicher. Einen Blick auf Danusia werfend, fragte er weiter: »Und um ihretwillen?«

       »Ja, um ihretwillen! Mein Ohm könnte Euch erzählen, daß ich gelobte, die Federbüsche von den Helmen der Deutschen herunterzureißen. Doch nicht nur drei Büsche will ich ihr bringen, sondern mindestens soviele, wie ich Finger an beiden Händen habe. Auch Eurer Rache für Danusias Mutter werde ich dadurch einigermaßen Genüge thun.«

       »Wehe ihnen!« rief Jurand aus.

       Zbyszko indessen, der gewahrte, daß Jurand es sehr wohl aufnahm, wenn er seinem Haß gegen die Ordensritter Ausdruck verlieh, fuhr fort: »Nein, ich werde ihnen nichts erlassen, gerade weil ich ihretwegen schon einmal beinahe mein Leben eingebüßt hätte.« Hier wendete er sich zu Danusia und fügte hinzu: »Sie aber hat mich gerettet.«

       »Ich weiß es,« antwortete Jurand.

       »Und Ihr seid nicht unwillig darüber?«

       »Du hast sie zur Herrin erkoren, also war sie im Recht, denn dies ist ein althergebrachter ritterlicher Brauch.«

       Einen Augenblick bedachte sich Zbyszko, dann jedoch sagte er in sichtlicher Erregung: »Merket wohl. Mit ihrem Schleier hat sie mir das Haupt umhüllt ... Und alle Ritter hörten es, und der Franziskaner, welcher mit dem Kruzifixe neben mir stand, hörte es, wie sie sagte: ›Mein ist er!‹ Gewiß ist auch, daß ich bis zum Tode keiner andern angehören werde, so wahr mir Gott helfe!«

       Bei diesen Worten kniete er nieder, und um zu zeigen, daß er die ritterlichen Sitten kenne, küßte er mit großer Ehrerbietung die Füße der auf der Banklehne sitzenden Danusia, dann erhob er sich, und zu Jurand gewendet, fragte er: »Habt Ihr jemals eine Zweite wie sie gesehen?«

       Doch Jurand schlug plötzlich seine gewaltthätigen, mörderischen Hände über dem Haupte zusammen, und die Augen zudrückend, sprach er in dumpfem Tone: »Wohl sah ich eine, aber die Deutschen haben sie getötet.«

       »Hört mich an!« rief nun Zbyszko voll Feuer. »Uns beiden ist dieselbe Schmach zugefügt worden, wir beide dürsten nach Rache. Jene Elenden schossen ja auch eine Schar der Unsrigen aus Bogdaniec, deren Pferde im Sumpfe stecken geblieben waren, mit ihren Pfeilen nieder. Wahrlich, einen Bessern als mich könnt Ihr für Euer Werk nicht finden. Derartige Kämpfe sind mir nichts Neues. Fragt nur den Ohm. Lanze und Streitaxt, das lange und das kurze Schwert weiß ich zu führen, und alles gilt mir gleich. Hat Euch der Oheim schon von den Friesen erzählt? Die Deutschen werde ich wie Lämmer abschlachten! Und was meine Herrin anbelangt, so gelobe ich Euch hiermit knieend, daß ich ihretwegen mit dem teuflischen Starosten kämpfen will, und daß ich ihr nicht entsagen würde, wenn man mir auch große Reichtümer, ja, wenn man mir die ganze Welt als Preis dafür böte. Und gäbe man mir auch eine Burg mit Glasfenstern – wenn ich Danusia nicht mein eigen nennen dürfte, so verließe ich diese Burg und wanderte der Heißgeliebten nach bis ans Ende der Welt.«

       Das Gesicht in den Händen verborgen, saß Jurand lange Zeit da, aber endlich fuhr er, wie aus einem Traum erwachend, empor und sagte in düsterem, traurigem Tone: »Du gefällst mir, Bursche, doch gebe ich Dir meine Tochter nicht, denn Dir ist sie nicht bestimmt, die Aermste.«

       Als Zbyszko dies hörte, verstummte er. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er auf Jurand, ohne ein Wort hervorbringen zu können.

       Danusia kam ihm indessen zu Hilfe. Zbyszko war ihr lieb, und es war ihr angenehm, als erwachsenes Mädchen, nicht mehr als Kind betrachtet zu werden. Ihr gefiel das Verlöbnis, ihr gefielen die zarten Dienste, die ihr der junge Ritter erwies; als sie daher vernahm, daß sie all dessen wieder beraubt werden solle, sprang sie rasch von ihrem Sitze herab, und ihr Gesichtchen auf den Knieen des Vaters verbergend, rief sie: »Väterchen, Väterchen! Du wirst sehen, wie ich weine!«

       Offenbar liebte Jurand sein Kind über alles, denn er legte sanft seine Hand auf dessen Haupt. Aller Ingrimm, alle Strenge waren jetzt aus seinem Gesichte verschwunden, nur eine tiefe Trauer malte sich darin. Indessen hatte Zbyszko seine Kaltblütigkeit wieder erlangt, und er sagte: »Wie? Dem göttlichen Gebote wollt Ihr Euch widersetzen?«

       »Ist es der Wille Gottes, so bekommst Du sie zum Weibe, aber meine Zustimmung kann ich Dir nicht geben. Wenn ich es vermöchte, würde ich mir zu gern Deinen Wunsch erfüllen.«

       Bei diesen Worten hob Jurand Danusia empor, und, sie auf den Arm nehmend, eilte er der Thüre zu, als aber Zbyszko ihm in den Weg treten wollte, wandte er sich nochmals zu ihm und sagte: »Ob Deiner Ritterdienste bin ich Dir nicht gram, aber frage nichts mehr, denn ich kann Dir nicht Rede stehen.«

       Damit verließ er die Kemenate.

      Drittes Kapitel.

      Am folgenden Tage suchte Jurand weder Zbyszko zu meiden, noch stellte er ihm ein Hindernis in den Weg, Danusia die verschiedenen Dienste zu erweisen, die ihm seine Ritterpflicht auferlegte. Im Gegenteile – Zbyszko bemerkte trotz des Schmerzes, der ihm das Herz zerriß, daß der finstere Herr aus Spychow ihn zuweilen voll Wohlwollen, voll Wehmut betrachtete, gerade als ob es ihn schmerze, eine so grausame Antwort erteilt zu haben. Jurand bemühte sich sogar sichtlich, soviel wie möglich mit dem jungen Edelmanne zusammenzusein, um ein Gespräch mit ihm anknüpfen zu können. Während der Reise, nach dem Aufbruche aus Krakau, mangelte es nicht an Gelegenheit dazu, geleiteten doch beide die Fürstin zu Pferde. Der gewöhnlich unendlich schweigsame Jurand zeigte sich sogar zuweilen erstaunlich gesprächig; sobald jedoch Zbyszko die geheimnisvollen Gründe zu erforschen suchte, die ihn und Danusia trennten, brach Jurand das Gespräch plötzlich ab, sein Gesicht verfinsterte sich, und er blickte unruhig auf Zbyszko, als ob er fürchte, er könne sich diesem gegenüber verraten. In der Voraussetzung, die Fürstin sei in alles eingeweiht, ergriff der junge Ritter einen geeigneten Moment, um von ihr die ersehnte Antwort zu erlangen, allein auch sie vermochte ihm nicht viel zu sagen.

       »Das alles ist ein Geheimnis,« bemerkte sie. »Jurand hat selbst einmal mit mir darüber gesprochen, er bat mich aber gleichzeitig, ihn nicht weiter zu befragen, denn er wolle nicht nur nicht, er dürfe

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