Die Kreuzritter. Henryk Sienkiewicz

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Die Kreuzritter - Henryk Sienkiewicz Große verfilmte Geschichten

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       »Weshalb denn nicht? Ich bin lange von hier fort gewesen, ich weiß daher nicht, ob es in der Nähe von Zgorzelic jemand giebt, welcher Dir besser gefallen würde.«

       »Ach,« meinte nun Jagienka, »laß mich in Frieden.«

       Schweigend gingen sie weiter. Nur langsam kamen sie durch das Gehölz, das immer dichter wurde, weil Bäume und Sträucher mit wildem Hopfen bewachsen waren. Zbyszko, voranschreitend, bahnte den Weg, indem er teils das Gestrüpp auseinander riß, teils die hindernden Aeste zurückbog. Jagienka, der Jagdgöttin ähnlich, folgte ihm mit der Armbrust auf der Schulter.

       »Hinter diesem Gehölze werden wir an einen reißenden Bach kommen,« bemerkte das Mädchen nach einiger Zeit, »doch kenne ich eine Stelle, wo eine Furt ist.«

       »Meine Lederschuhe reichen bis zu den Knien, wir werden also trocken hinüber gelangen,« antwortete Zbyszko.

       Bald darauf standen sie an dem Bache. Mit Leichtigkeit fand Jagienka die Furt, kannte sie doch die Wälder von Moczydoly ganz genau. Es zeigte sich indessen bald, wie stark das Bächlein durch den Regen angeschwollen war, denn die ganze Furt stand unter Wasser. Da nahm Zbyszko, ohne lange zu fragen, das Mädchen auf die Arme.

       »Laß mich, ich kann allein hinüber gehen!« rief Jagienka.

       »Faß mich um den Hals!« lautete indessen Zbyszkos Antwort.

       Behutsam schritt er über die überschwemmte Furt, vorsichtig mit dem Fuße immer wieder probierend, ob er auch sicheren Boden unter sich habe. Jagienka aber schmiegte sich jetzt, wie er es gewünscht hatte, dicht an ihn an. Ehe sie jedoch das andere Ufer erreichten, sagte sie plötzlich: »Zbyszko!«

       »Ja, was willst Du?«

       »Ich nehme weder Cztan, noch Wilk!«

       Fest hielt er sie inzwischen in seinen Armen, ließ sie dann achtsam auf das Geröll herabgleiten und erwiderte nach einer Weile etwas verwirrt: »Möge Dir Gott das zu teil werden lassen, was das Beste für Dich ist. Dann wird es Dir nicht schlimm ergehen.«

       Sie befanden sich jetzt nicht mehr sehr weit von dem Ostapange-See. Jagienka ging nun voran. Von Zeit zu Zeit wandte sie sich um und legte, ihrem Begleiter Schweigen gebietend, den Finger auf den Mund. Aus feuchtem, morastigem Grunde führte sie ihr Weg zwischen Gestrüpp und grauen Weiden hindurch. Von rechts her drang ein merkwürdiges Geräusch zu ihnen, das nur von Vögeln herrühren konnte und welches Zbyszko mit Staunen erfüllte, da um diese Zeit die Zugvögel gewöhnlich schon nach dem Süden gezogen waren.

       »Dort ist eine nie zufrierende Stelle,« flüsterte Jagienka, »wo sich Enten aufhalten. Aber auch der See gefriert selbst bei der größten Kälte nur längs des Ufers. Sieh nur, welch ein Dunst hier aufsteigt.«

       Zbyszko schaute durch das Gestrüpp. Sein Blick fiel auf eine graue Nebelwand, die den See vor ihren Blicken verbarg.

       Abermals legte Jagienka den Finger auf den Mund; schon nach wenigen Sekunden hatten sie ihr Ziel erreicht. Behutsam kroch das Mädchen unter eine alte Weide, deren Aeste fast in das Wasser hingen. Zbyszko folgte dem Beispiele Jagienkas. Geraume Zeit hindurch verhielten sich die beiden völlig still. Durch den dichten Nebel vermochten sie nichts zu unterscheiden, nur über ihren Köpfen ertönte in regelmäßigen Zwischenräumen das klagende Piepen der Kiebitze. Schließlich jedoch erhob sich ein Wind; die Gesträuche, das gelb gefärbte Laub der Weiden rauschten, der Nebelschleier senkte sich langsam und die leicht bewegte, völlig verödete Oberfläche des Sees ward sichtbar.

      »Ist nichts zu sehen?« flüsterte Zbyszko.

       »Nichts. Verhalte Dich ruhig!«

       Der Luftzug ließ jedoch bald wieder nach, eine tiefe Stille trat ein. Da mit einem Male zeigte sich auf der Oberfläche des Wassers ein dunkler Kopf, ein zweiter ward sichtbar und endlich, endlich tauchte ganz in der Nähe der Lauernden ein großer Biber, einen frischgebrochenen Zweig im Maule, vom Ufer ins Wasser. Die Schnauze in die Höhe haltend, den Zweig mit sich ziehend, schwamm er zwischen den Wasserlinsen und den Enten umher. Zbyszko, der näher am Stamm lag als Jagienka, bemerkte plötzlich, wie diese vorsichtig den Arm hob und das Haupt weit vorsteckte: augenscheinlich zielte sie auf das Tier, welches, die Gefahr nicht ahnend, die es bedrohte, kaum einen Pfeilschuß von dem kahlen Ufer entfernt, hin und her schwamm.

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      Der Jüngling ergriff mit der einen Hand die Zöpfe, mit der andern preßte er das Wasser heraus ...

      Da schwirrte die Sehne einer Armbrust und gleichzeitig ertönte der Ruf Jagienkas: »Wir haben ihn, wir haben ihn!«

       Zbyszko fuhr blitzesschnell empor und blickte durch die Aeste auf das Wasser: der Biber tauchte unter, erschien wieder auf der Oberfläche und zeigte, sich überschlagend, seinen hellen glänzenden Bauch.

       »Gut getroffen! Bald wird es aus sein!« sagte Jagienka.

       Und sie hatte Recht, die Bewegungen des Tieres wurden immer matter und matter, so daß es nach Verlauf eines Vaterunsers leblos auf dem Rücken lag.

       »Ich hole ihn!« rief nun Zbyszko.

       »Nein, das geht nicht. Hier am Ufer ist der Morast unermeßlich tief. Wer die gangbaren Stellen nicht genau kennt, versinkt unrettbar.«

       »Wie sollen wir aber das Tier bekommen?«

       »Schon am Abend wird es in Bogdaniec sein. Zerbrich Dir Deinen Kopf nicht darüber. Für uns aber ist es Zeit zur Heimkehr.«

       »Du hast aber gut gezielt!«

       »Bah, das ist nicht der erste!«

       »Andere Mädchen fürchten sich sogar davor, die Armbrust anzusehen, aber mit Dir möchte ich mich das ganze Leben hindurch im Walde umhertreiben!«

       Als Jagienka dies Lob vernahm, errötete sie vor Freude, allein sie erwiderte nichts, sondern schlug sofort den Rückweg durch das Gestrüpp ein. Zbyszko stellte allerlei Fragen über die Baue der Biber, Jagienka aber erzählte ihm, daß sowohl in Moczydoly wie in Zgorzelic unendlich viele Biber seien und wie diese Tiere auf den Hügeln, auf allen Wegen herumschwärmten.

       Plötzlich griff sie mit der Hand an die Seite. »Ach!« rief sie, »nun habe ich meine Pfeile an jener Weide zurückgelassen. Warte einen Augenblick!«

       Und ehe er antworten konnte, daß er zurückgehen wolle, sprang sie wie ein Reh davon, so daß sie in wenigen Minuten seinen Augen entschwunden war. Der junge Ritter wartete und wartete; er vermochte sich nicht auszudenken, weshalb sie solange nicht zurückkehrte.

       »Vielleicht hat sie einen Pfeil nach dem andern verloren und muß jeden einzelnen suchen,« sagte er sich, »doch am besten ist's, ich folge ihr nach. Es könnte ihr etwas zugestoßen sein.«

       Kaum war er indessen einige Schritte gegangen, als das Mädchen vor ihm stand, die Armbrust in der Hand, lachend, mit geröteten Wangen, den Biber über den Schultern.

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