Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas Tippner

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Du hast mich nie gewollt - Liebesroman - Thomas Tippner Du hast mich nie gewollt

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      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

Der Brief

      Nancy war eine von vielen.

      Eine, die Sebastian schnell wieder vergessen hatte. Eine der Frauen, die ihn sein ganzes Leben lang schon begleiteten. Sie tauchten auf, ähnlich einem Sonnenstrahl, der es schaffte, dunkle Wolken für einen kurzen Augenblick zu vertreiben. Dafür da, um einem das Gefühl zu geben, Wärme genießen zu können. Eine Abwechslung, die man wohlwollend in Kauf nahm.

      Sebastian tat es … immer wieder.

      Er liebte es, sich mit jungen attraktiven Frauen zu treffen, sie zu umgarnen und ihnen einen kurzen Blick in das Leben zu gönnen, das sie allein nicht erreichen würden. Ein Leben, das für sie alle Träume in sich trug, die aber sofort drohten zu zerplatzen, wenn sie nicht anfingen, selbst an sich zu arbeiten.

      Das taten die wenigsten.

      Zu Sebastians Glück.

      Sie waren viel zu schnell von seinen charmanten Worten beeindruckt und von dem nach außen getragenen Wohlstand. Er wollte ihnen einen Blick in seine Welt gewähren und sie so hoffen lassen, selbst Teil seines Universums sein zu können.

      Sie waren so blöd, so leichtgläubig und naiv.

      Nancy hatte Glück gehabt, dass sie das ganze Pfingstwochenende mit ihm hatte verbringen dürfen. Auch wenn sie ihn bereits nach dem zweiten Abend massiv gelangweilt hatte, hatte er sie trotzdem nicht mit einem fadenscheinigen Argument wieder nach Hause geschickt.

      Nancy war zu so viel mehr fähig als die anderen Frauen. Sie setzte, zu Sebastians Freude, eigene Ideen im Bett um. Sie hatte sich von ihm nicht den Schneid abkaufen lassen.

      Jetzt, wo er müden Schrittes in das geräumige Wohnzimmer trat, an dessen Wand ein überdimensionaler Flachbildfernseher hing, sah er sie auf der Couch sitzen. Nichts weiter als ein weißes, langes Hemd über ihrer üppigen Oberweite, das bis hinunter zu ihrem Po reichte und den Ansatz ihrer langen Beine dadurch unterstrich.

      Sie war äußerst nett anzusehen. Selbst am frühen Morgen umspielten ihre blonden Locken beinahe zärtlich ihr zart geschnittenes und weiches Gesicht, in dem Sebastian ohne philosophisch klingen zu wollen, immer etwas Kindliches erkannte. Sie war ausgesprochen schön, sie hatte weiche, porzellanweiße Haut und dazu einen roten, liebreizenden Mund, dessen Lippen schmal, aber nicht verkniffen waren. Wenn sie lachte, offenbarte sich ihre ganze Schönheit uneingeschränkt.

      Das Einzige, was ihn an ihr störte, war der oft ins Leere gerichtete Blick.

      Lukas, sein bester Freund, der gestern Abend kurz vorbeigekommen war, um mit ihm dem sonntäglichen Angelausflug zu besprechen, hatte spaßeshalber gesagt: „Licht ist an! Aber niemand ist zu Hause.“

      Beide hatten über den Scherz lange gelacht. Laut und ausgiebig. So gehässig und hinterhältig, dass Sebastian seinem besten Freund irgendwann auf die Schulter klopfen und sagte: „Der war gut. Der war wirklich richtig gut!“

      „So bin ich halt“, hatte Lukas abwinkend gesagt und dann der freundlich lächelnden Nancy zu gewinkt, die seinen Gruß freudestrahlend erwiderte. Beinahe so, als freue sie sich darüber, dass man sie wahrnahm.

      Eben die Naivität war es, die Sebastian – zu seiner Verwunderung - an ihr faszinierte. Nancy wurde dadurch unberechenbar. Er, der immer alles ganz genau plante, sich alles stets zurechtlegte und das Talent besaß, seine ausgedachten Pläne wie Inspirationen aussehen zu lassen, war begeistert und erschrocken zugleich, wenn er Nancy reden hörte.

      Begeistert deshalb, weil er genau wusste, was sie sich in ihrer beschränkten Denkweise ausmalte. Sie redete von banalen Dingen, als habe sie sich darüber ernsthafte und tiefgehende Gedanken gemacht. Besonders dann, wenn sie mit Frau Hartmann zusammen war, um ihr bei der Dekoration der Räume zu helfen.

      Erschrocken war Sebastian aus dem gleichen Grund. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Nancy das meinte, was sie sagte. Zum Beispiel, dass sie ernsthaft in Erwägung zog, nach Florida reisen zu wollen, weil es dort keine Insekten gab.

      „Keine Insekten?“, hatte Sebastian verwirrt gefragt, während sie zusammen auf der schwarzen Ledercouch lagen und auf dem Bildschirm die Komödie „Wir sind die Millers“ anschauten.

      „Die werden doch sofort von den Krokodilen gefressen“, behauptete sie steif und fest und hatte dann nach einem weiteren Stück vegetarischer Pizza gegriffen. Sie ertrug es nicht, wie sie sagte, wenn Tiere ihretwegen geschlachtet werden mussten.

      „Äh … ja“, war Sebastians ganze Antwort dazu gewesen.

      Er hatte ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, sie nach der hirnrissigen Bemerkung abzuschieben. Ein kurzer Anruf bei Lukas, und alles wäre geritzt gewesen. Aber dann, als er sie ungläubig anstarrte und sich fragte, was wohl noch für verrückte Vorstellungen in dem schönen Köpfchen wohnen könnten, hatte sie angefangen, ihm Welten zu zeigen, in denen er noch niemals zuvor gewesen war.

      Ausgelaugt und ausgepumpt hatten sie auf der Couch gelegen, während Sebastian mit einer ins Fleisch und Blut übergegangenen Handbewegung unter den Tisch griff und eine Flasche Sagrotan hervorholte. Ihm schwirrte noch immer der Kopf von den Wogen des Glücks, der Geilheit und des in ihm kurz aufklingenden Gefühl der Scham. Nicht, weil er prüde war, sondern deshalb, weil er niemals damit gerechnet hätte, dass er es einmal sein würde, der schrie: „Weiter! Mach weiter! So will ich es!“

      Das hatte er immer aus den Mündern der Frauen gehört. Er war darüber so verwundert, dass ihm der Griff zum Desinfektionsmittel wieder in seine gewohnten, seine ihn wohlbekannten Bahnen lenkte, in denen er der Herr war. Nancy hingegen war wieder sie selbst. Sie lächelte ihn an, beugte sich vor, während er sich die Hände abwischte, und fragte ihn, während er noch immer die Wogen der Lust genoss, die durch seine Lenden tobten: „Was ist denn das für ein Brief?“

      Sebastian zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“

      „Briefe sind doch zum Lesen da“, meinte Nancy und störte sich nicht daran, dass Sebastian um sie herum die Ledercouch putzte.

      Allein der Gedanke daran, dass das gute, teure Leder von Körperflüssigkeiten beschmutzt, beziehungsweise beschädigt werden könnte, ließ Ekel und Abscheu in ihm emporsteigen.

      Alles musste seine Ordnung haben.

      „Liest du ihn nicht?“, hatte sie am Abend wissen wollen.

      „Nein!“, sagte er. „Aber du könntest schon einmal nach oben gehen und das Wasser einlaufen lassen. Wenn du verstehst, was ich meine!“

      „Ich verstehe!“, sagte sie und nickte ihm verschwörerisch zu, während sie den Brief auf den Glastisch fallen ließ, der ebenso einsam in der Gegend herumstand wie die in der Ecke auf einem kleinen Sekretär stehende Vase, die völlig leer war. Sie ging an der silbern glänzenden Vitrine vorbei, die von innen heraus leuchtete und nur sechs Gläsern Platz bot.

      „Dann

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