Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas Tippner

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Du hast mich nie gewollt - Liebesroman - Thomas Tippner Du hast mich nie gewollt

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wie immer, dachte Sebastian und konnte den kalten Schauer nicht unterdrücken, der ihm nun über den Rücken jagte.

      Du hast mich nie gewollt, das weiß ich.

      Frauen wie Nancy …

      Was sollte das jetzt plötzlich?

      Mit solchen Gedanken hatte er sich bisher nicht beschäftigt, geschweige denn, sich mit ihnen auseinandergesetzt. Alles war so gekommen, wie er es wollte.

      Herr Walter und Frau Tram sei Dank, dachte er belustigt und wusste, was er den beiden Lehrern zu verdanken hatte.

      Alles.

      Sie hatten Sebastian Freis erst geboren.

      Sie hatten ihm zum Regisseur seines Lebens gemacht und ihn ein Drehbuch schreiben lassen, in dem er die Hauptrolle spielte. Er war der Mittelpunkt, alle anderen waren Statisten.

      Er musste lächeln, als er seinem Freund dabei zusah, wie er die junge Frau umgarnte, sie zum Lachen brachte und in ihr den ersten Zweifel emporsteigen ließ, ob das Leben, dass sie zurzeit lebte, erstrebenswert war.

      Sebastian wusste, dass Lukas nun scherzeshalber über etwas redete. Dass er ungezwungen lächelte und erklärte, dass er sie gesehen hatte und sich dachte, er müsse sie ansprechen. Tat er es nicht, wäre es eine vertane Chance, der er nicht hinterher trauern wollte.

      Dabei zeigte er, natürlich rein zufällig, dass er eine teure Uhr am Handgelenk trug. Sein Anzug war von Armani, was ihm nicht wichtig war, weil die Frau ja zählte. Seine in Italien gefertigten Schuhe? Egal, nur die Augen der jungen Dame waren für ihn interessant.

      Er machte das gut. Dabei ließ er sie die ganze Zeit nicht aus den Augen, schaute weder auf ihre voluminösen Brüste noch auf die nackten Schultern, über die nur die Träger ihres Tops verliefen.

      Alles im allem war sie ausgesprochen zierlich, sodass die großen Brüste so gar nicht zu ihr passen wollten. Sie wirkten fehl am Platz und ließen Sebastian nach einer unechten Form des Busens schauen, da er vermutete, dass sie künstlich gemacht worden waren.

      Aber dann, als sie sich umdrehte und ihre rot–blonden Haare mit einer spielerischen Handbewegung über die Schulter zurückwarf, sah er, dass ihre ganze Statur so angelegt war, dass sie schwer tragen konnte.

      Sie war durchtrainiert, ohne Frage. Dabei hatte sie das geschafft, was nur wenigen sportlichen Frauen gelang: Sie hatte die Weiblichkeit ihres Körpers erhalten können, ohne dass er sehnig geworden war oder in reinen Muskelmassen unterzugehen drohte.

      Lukas hatte einen guten Geschmack …

      Er hat eben beim Besten gelernt, lobte Sebastian sich selbst und erinnerte sich daran, wie er Lukas damals das erste Mal wahrgenommen hatte. Als er vor ihm gestanden hatte, in dem viel zu großen, von der Stange bei C&A gekauften Anzug. Wie er nervös mit seinen Händen gespielt hatte und sich fragte, warum Sebastian ihn so offen musterte.

      Er hatte ihn angeschaut, ihn betrachtet und sich dann dazu entschieden, Lukas in seine Geheimnisse einzuweihen. Und so waren sie nach gut einem halben Jahr eng befreundet, arbeiteten seitdem immer an den gleichen Projekten und stiegen nach und nach in der Firma auf.

      Lukas, der zuerst gar nicht so gewirkt hatte, als würde er Karriere machen wollen, hatte sich schnell an den Erfolg gewöhnt. Er war an ihm gewachsen und er hatte seine Scheu abgelegt, als würde er aus einer Hose schlüpfen, die ihm zu eng geworden war.

      Zusammen hatten sie alles erreicht.

      Sie waren unzertrennlich.

      Lukas war der Einzige, auf den Sebastian sich blind verlassen konnte.

      Er war es auch, dem Sebastian es gönnte, eine heiße Frau abzuschleppen, die so bezaubernd aussah wie die, die er gerade am Schaufenster angesprochen hatte. Lukas durfte bei ihm alles.

      In dem Moment, als Sebastian sich den vor ihm liegenden Akten zuwenden wollte, die er bis zum Nachmittag in Reinschrift gebracht haben wollte, um sie morgen einem Kunden vorlegen zu können, geschah es. Erst dachte er, sich getäuscht zu haben. Dass ihm seine Augen nur einen Streich spielten und seine in Aufruhr geratenen Gedanken ihm vorgaukelten, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

      Aber als er blinzelte und über den Rand seiner randlosen Sonnenbrille hinunter zu dem Hafenbecken schaute, an dem sich gerade unzählige Menschen niedergelassen hatten, um den beginnenden Sommer zu genießen, hatte er die blonde, drahtige Frau in der Menschenmasse auftauchen sehen. Einer Meeresschaumkrone gleich, die auf der obersten Wellenspitze tanzte und das Sonnenlicht in sich brechen ließ. Es kam ihm so vor, als würde sie ihm geradewegs präsentiert werden. So, als würde die Menschenmenge sich vor ihm teilen, um ihm einen ungehinderten Blick auf die hochgewachsene Frau werfen zu lassen, dessen erneute Begegnung er stets gescheut hatte.

      Sie war der Stachel in seinem Fleisch.

      Sie war das, was er einen seelischen Schatten nannte. Eine Niederlage, die er nur schwer verdauen konnte.

      Sie jetzt dort entlangschlendern zu sehen, an der Hand zwei Kinder, die vielleicht sechs oder sieben Jahre alt waren, versetzte ihm einen Stich. Nicht, weil sie zwei Kinder hatte, sondern deshalb, weil sie ein offenes Kapitel in seinem Leben war.

      Er erschauderte, als er mitbekam, wie sich eines der Kinder losriss und zu einem der Schaufenster rannte, in dem die neusten Star Wars-Spielzeuge zu sehen waren. Es war Sebastian unmöglich, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie es wohl gewesen wäre, wenn das da … Nein, das konnte und wollte er nicht.

      Hatte er ihr nicht den Tipp gegeben? War er es nicht, der sagte, sie wäre ohne das alles da besser dran?

      Kinder waren nie sein Ziel gewesen.

      Sie behinderten einen dabei, die selbstgesteckten Pläne zu verwirklichen. Kinder hinderten einen daran, sich im Leben zu positionieren. Wäre er Vater geworden – Himmel – er hätte weder einen BMW oder Porsche. Er würde einen Skoda Octavia fahren, Kindersitze kutschieren und Anzüge tragen, die er bei C&A hätte kaufen müssen.

      Das konnte und wollte er nicht. Allein der Gedanke daran ließ ihn einen kalten Schauer des Entsetzens spüren, der ihm vom Magen aus weit bis in den Brustkorb drang.

      Was ihm nun aber einen Stich versetzte, war nicht das Kind, das sich von ihrer Hand losriss, sondern der Mann, der plötzlich aus der Menschenmenge geschossen kam, den Kleinen unter den Armen kitzelte und lachend rief: „Sollst du einfach weglaufen, Pirat?“

      Sebastian lief es kalt den Rücken herunter.

      Das hatte er nicht erwartet.

      Sebastian war mit sich plötzlich uneins. Es dauerte etwas, bis er begriff, dass es auch nicht der Mann, der plötzlich im Szenario auftauchte, war, der ihn störte. Es war ein Gedanke, ähnlich jenem, den er gehabt hatte, als Nancy den Brief las und er meinte, seine Schüchternheit wieder zu spüren. Jetzt, da er Denise dort stehen sah, ihren Mann neben sich, den Ruf auf den Lippen, dass der Kleine zu ihr kommen sollte, kam der Gedanke wieder. Heftiger, durchdringender, als er ihn bisher je gespürt hatte.

      Sebastian versuchte, sich wieder zu konzentrieren. Er wollte seine Blicke von Denise und ihren Mann losreißen. Wollte das: „Sollst du einfach weglaufen, Pirat?“, aus seinem Verstande bannen. Er schauderte.

      Das da hätte er sein …

      Frauen

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