Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas Tippner

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Du hast mich nie gewollt - Liebesroman - Thomas Tippner Du hast mich nie gewollt

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nicht interessiert.

      Sollte sie machen. Alles kein Problem. Hauptsache, es kostete viel Geld.

      Und, war ihm der Gedanke gekommen, ich kann es meinen Freunden zeigen und etwas angeben. Konnte ihnen wieder einmal beweisen, wie weit ich es gebracht hatte.

      Vergiss die Frauen nicht, erinnerte er sich selbst, die du hierherbringen kannst, um ihnen eine Welt zu zeigen, in der sie nie leben können.

      Alles war besser gewesen als Frau Hartmann. Jedes Lächeln, jede flüchtige Bewegung am Po oder den Beinen, wenn man an einander vorbei ging. Das Kribbeln, wenn sie sich an ihm vorbei zwängte und ihre aufregend großen Brüste seinen Oberarm streiften; das Knistern ihrer Bluse und das verspielte: „Oh, Entschuldigung, so nahe wollte ich Ihnen gar nicht kommen!“

      Das alles war …

      … weg.

      Sie stand nun da, die Knie aneinandergelegt, den Aktenordner in den Händen, und wirkte wie ein Schulmädchen. Ein unerfahrenes, unsicheres Kind, das nicht wusste, ob es von allein in die neue Klasse gehen oder auf den Zuruf der Lehrerin warten sollte.

      So kalt er ihr gegenüber auch war, so sehr genoss er ihre Unsicherheit.

      Alles war besser als Frau Hartmann.

      Sie war hässlich. Was sie schon immer gewesen war. Sie hatte keinerlei Ausdruck in ihrem runden, faltigen Gesicht. Ihre Augen wirkten zwar lebendig, hatten aber etwas Kaltes, etwas Unnahbares. Der harte Zug um ihre faltigen, mit viel zu viel Lippenstift beschmierten Lippen ließ sie wie eine Lehrerin aus dem letzten Jahrhundert wirken. Hochaufgeschossen, bis zum Hals zugeknöpft, alles über den Rand ihrer rahmenlosen Brille beobachtend –, niemals das Zepter der Macht aus der Hand gebend. Auf totale Autorität gepolt. Ihre Haare, aufgetürmt zu einem Dutt, wirkten kraft- und saftlos.

      Alles an ihr war unangenehm.

      Sie ist herrisch, bemerkte Sebastian, während er daran dachte, wie sie redete. Jedes Wort wurde herausgeschossen, als müsste es unweigerlich ins Schwarze treffen. All ihre Gesten hatten etwas erhaben Unangenehmes. So, als wollte sie jeden und alles nach ihren Spielregeln spielen lassen.

      Widerspruch unerwünscht!

      Sie hatte vor ihm auf dem Esszimmertisch eine Bauzeichnung ausgebreitet, zeigte auf Räume und Flure und erklärte ihm, wie sie alles umdekorieren würden.

      Er lächelte wieder. Wäre er anderer Meinung gewesen, sie hätte ihn nicht eine Sekunde zu Wort kommen lassen.

      Niederbrüllen würde sie mich, dachte er scherzhaft und beobachtete, wie sie in einem vermeintlich unbeobachteten Moment Nancy gegen den Oberscharm schlug und ihr zuzischte: „Wir sind hier bei einem Kunden, vergiss das nicht!“

      „Schon gut“, sagte Sebastian ihr und wollte der noch immer unsicheren Nancy etwas Würde zukommen lassen. Würde, die er ihr wieder nehmen würde, wenn ihm danach war. Aber allein die Tatsache, dass die Despotin Nancy grob behandelte, weil sie einen Kugelschreiber fallen ließ, störte ihn.

      Nicht, weil Nancy eine Rüge nicht verdient hatte. Das hatte sie. So wäre er mit seiner Assistentin, Claudia, ebenfalls umgesprungen, wenn ein Kunde zugegen gewesen wäre. Das, was ihn störte, war Frau Hartmann an sich. Der Macho in ihm schüttelte sich bei ihrem Anblick und konnte es nicht ertragen, dass die unangenehme Frau eine solch liebreizende und schöne Dame, wie Nancy eine war, terrorisierte.

      Es hätte anders herum sein müssen.

      Schönheit besiegte das Hässliche.

      Schließlich, als das Handy von Frau Hartmann klingelte, sie sich mit einem: „Entschuldigen Sie bitte“, auf die Terrasse zurückzog, erinnerte er sich an ihre erste Begegnung. Da hatte Frau Hartmann ebenfalls den Raum verlassen, weil sie im Auto Farbton-Muster hatte liegen lassen. Muster, die nur sie holen konnte, weil sie in ihrem Reisekoffer lagen.

      „Weil ich noch nach Amsterdam muss, zu einem Kunden“, hatte sie wichtig erklärt und Nancy und Sebastian allein gelassen. Das war der Moment gewesen, in dem Nancy Sebastian das erste Mal absichtlich zwischen die Beine gegriffen, sich vorgebeugt und ihm ins Ohr geflüstert hatte: „Du kleines, hübsches Stück!“

      Das hatte ihm gefallen.

      Sehr sogar.

      Es hatte ihm so sehr gefallen, dass er nicht anders konnte, als selbst zuzugreifen und ihre runden Brüste anzufassen. Das leise Stöhnen, das nun aus ihrem Mund gedrungen war, hatte ihn so sehr erregt, dass er Frau Hartmann mit ihrem militärischen Gehabe am liebsten nach Hause geschickt hätte, damit er mit Nancy allein sein konnte.

      Aber als er siegessicher lächelte und Nancy gerade erklären wollte, wie er sie heute Nacht verwöhnen würde, war Frau Hartmann wieder hereingekommen, hatte Nancy die Farbmuster in die Hand gedrückt und gesagt: „Suche die Farben heraus, die wir für das Zimmer ausgewählt haben!“

      Er hatte Nancy sehnsüchtig angeschaut und sich ernsthaft gefragt, warum der liebe Gott ihn mit einer Frau wie der Hartmann strafen musste. Sie hatte so gar nichts von dem, was er sich unter einer attraktiven Frau vorstellte. Die weiße, leblos wirkende Bluse, unter der sich viel zu kleine und viel zu alte Brüste abzeichneten, und ein Bauchansatz, der über den Gürtelbund heraushing.

      Sie war … unangenehm.

      Das war sie auch jetzt noch.

      Nur mit dem Unterschied, dass er sich besser auf sie konzentrieren konnte als damals, als er Nancy kennenlernte.

      Diese war ihm egal. Hatte er ihr eben noch einen Hauch Würde zugestanden, so zeigte er ihr jetzt, was er wirklich von ihr hielt. Dass er auf ihr Lächeln nicht reagieren würde. Damit sie merkte, dass sie nicht mehr gewesen war als seine Gespielin.

      In dem Moment, in dem er sich selbst sagte: „Sebastian wird immer Sebastian bleiben“, spürte er, wie sich etwas in ihm veränderte. Dass er sich unwohl zu fühlen begann.

      Aus den dunkelsten Kammern seiner Seele schien etwas empor zu kriechen, das er mit aller ihm zur Verfügung stehender Macht niederkämpfen wollte. Hatte er eben noch geglaubt, Herr jeder Situation zu sein, so fühlte er sich jetzt plötzlich klein und hilflos.

      Er hasste seine Ambivalenz.

      Er wusste nicht, was das sollte.

      Warum interessierte ihn plötzlich, was Nancy fühlen konnte?

      Bis vor Kurzem war sie für ihn nicht mehr und nicht weniger als ein aufregender Fick gewesen. Und jetzt, da er sie so dastehen sah und ein Kopfschütteln andeutete, als sie ihm zulächelte, änderte sich alles in ihm. Da war kein Hochgefühl der Überlegenheit mehr, als er sah, wie sie die Augen niederschlug und ihr Lächeln erstarb. Da war kein Podest mehr, auf das er steigen und auf sie herabschauen konnte.

      Da war nur noch die ihn in den Schwitzkasten nehmende Erinnerung.

      Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen, als er begriff, dass er sich genauso fühlte wie gestern Nacht. Dass ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf schossen, wie jene, die er sich um Denise gemacht hatte.

      Das hatte ihn nie interessiert.

      Das war ihm egal gewesen.

      Er hatte damals mit ihr geschlafen, hatte sie dann weggeschickt und ihr ein

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