Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas Tippner

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Du hast mich nie gewollt - Liebesroman - Thomas Tippner Du hast mich nie gewollt

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zurückzugewinnen, schlich ihm noch ein weiterer beunruhigender Gedanke durch den Kopf, den er so niemals in sich vermutet hätte. Aber während er versuchte, ihn zu unterdrücken und ihn nicht in seinem Bewusstsein emporsteigen zu lassen, merkte er, dass er ihn nicht zurückhalten konnte.

      Der Gedanke, der in ihm schlummerte, immer in ihm, ergriff nun, da die Gelegenheit günstig war, seine Chance.

      Sebastian musste spüren, wie er sich in ihm ausbreitete und ihm zurief: Sie ist mehr. So viel mehr als alles andere, was du bisher in deinem Leben erreicht hast. Begreifst du denn nicht, dass sie dir das gezeigt hat, was du seit dem Erhalt des Briefes zu verstecken versuchst? Sie hat dir gesagt, was du doch schon immer gewusst hast.

      Ihre Mutter und ihr Vater lieben sie!

      Sie wird geliebt.

      Sie ist das Ergebnis der Liebe!

      Sebastian, der in sich zusammengesunken war, wollte anfangen, dem alles aus dem Weg räumenden Gedanken zu glauben, als sich sein Egoismus bei ihm meldete und ihn wie beiläufig fragte: Hast du Denise denn geliebt?

      Nein!

      Das hatte er nicht!

      Warum auch?

      Sie war genau das Beuteschema gewesen, auf das sein nach Bestätigung und Bewunderung ausgelegtes Ego ansprang. Sie hatte alles gehabt, um eine schnelle und berauschende Nacht mit ihr genießen zu können.

      Sie war so liebreizend und unsicher gewesen, dass sie für schnell hervorgebrachte Komplimente äußerst empfänglich gewesen war.

      Sie hatte keinerlei Rückgrat besessen und war für den auf Bezirzen und Verführung ausgelegten Sebastian eine leichte Beute gewesen.

      Die beiden Abende, die sie zusammen verbracht hatten, hatten eine verwirrende Facette bei Denise zutage gefördert, mit der Sebastian anfangs überfordert gewesen war. Mit Verwunderung hatte er festgestellt, dass Denise sich gar nicht aufgeben wollte, nicht darauf aus war, einen Mann zu finden, der ihr alles bezahlte.

      Sie hatte beim Abendessen in einem Steak-House gesagt, dass sie sich vorstellen könnte, sich später selbstständig zu machen, um mit unterschiedlichen Investmentgruppen zusammen zu arbeiten und sich so mit der Zeit einen eigenen, loyalen Kundenstamm aufzubauen.

      Verrückt …

      Das hatte so ernst geklungen, dass Sebastian zu zweifeln begann, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, mit Denise essen zu gehen. Er hatte mit seinem Reichtum, seiner Impulsivität und seinem guten Aussehen eine junge und unbeholfene Frau verführen wollen.

      Dass er es schaffte, ihren Redefluss zu stoppen, hatte nur daran gelegen, dass er den Ober angewiesen hatte, den etwas stärkeren und schneller in den Kopf steigenden Rotwein auszuschenken. Der hatte dazu beigetragen, dass Denise angefangen hatte, glasig zu schauen und über ihre eigene Ungeschicktheit zu lachen. Sie hatte aus Versehen Pommes über den Tisch geschossen, als sie mit der Gabel zustach. Fleischsaft, Kräuterbutter, Ketchup und Pommes waren über den Tisch geflogen.

      Sie hatte an dem Abend bezaubernd ausgesehen.

      Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten. Zwei Spangen hatten ihren wild wirkenden Pony zurückgehalten, ihr immer wieder ins Gesicht zu fallen. Die Ohrringe in ihren kleinen zarten Ohren hatten die Unschuld ihres Äußeren zusätzlich unterstrichen.

      Das, was Sebastian heute noch wusste, war, dass er es genossen hatte, ihr Lachen zu hören. Dass er sich wohlfühlte, wenn sie eine seiner hintergründigen Bemerkungen begriff und mit dem Zeigefinger auf ihn zeigte und ihn dabei einmal: „Du Schlingel“ nannte. Während sie das sagte, hatte sie das Weinglas in der rechten Hand gehalten und es leicht kreisen lassen.

      Die Bewegungen des Weines, ihr Lächeln, der angetrunkene Schimmer der Sorglosigkeit in ihren Augen hatten etwas Hypnotisches gehabt. Er war damals noch unerfahren gewesen. Hatte nicht gewusst, auf was für ein Spiel er sich wirklich einließ, als er sie fragte, ob sie zusammen essen gehen wollten. Das, was für ihn heute Routine war, war damals das Erforschen unbekannter Felder gewesen.

      Das war der Wendepunkt, dachte er jetzt, während weitere Gewissenssalven auf ihm niedergingen und in seinem Kopf explodierten.

      Er schluckte, als er sich auf ihr „Du Schlingel“ sagen hörte: „Ich bin schon einer.“

      „Und was für einer“, war ihre angetrunkene Zustimmung gewesen, ohne dass sie dabei den einen, alles entscheidenden Blick in seine Richtung auf Reisen schickte. Sie hatte ihm nicht deutlich gezeigt, dass sie sich auf eine gemeinsame Nacht mit ihm freuen würde. Sie hatte ihm nicht einmal Avancen gemacht, dass sie überhaupt etwas von ihm wollte. Sie war nur angetrunken gewesen und hatte es genossen, dass sie jemanden zum Reden hatte. Jemand, der ihre Ideen verstand und nachvollziehen konnte.

      Schade war, dass ihn das alles gar nicht interessierte.

      Die meiste Zeit über hatte er sich nur vorgestellt, wie sie nackt aussah. Ob ihre Brustwarzen kleine, runde Perlen waren, die man mit der Zunge liebkosen konnte, ohne sich zu ekeln, weil sie von einem viel zu großen Warzenvorhof umgeben waren.

      Denise hatte gar nichts gehabt, das ihn störte.

      Sie war von einer ihm unbekannten Faszination umgeben, sodass er für einen kurzen Moment mit dem Gedanken spielte, sie an dem Abend gar nicht zu verführen. Dass er sie noch einmal treffen wollte, nur um mit ihr zu reden.

      So schnell ihm der Gedanke gekommen war, so schnell war er mit einer zynischen Bemerkung seiner inneren Stimme wieder verschwunden. Er hatte sich innerlich ausgelacht und sich gefragt, was für eine bescheuerte Idee ihm denn da durch den Kopf gegangen war.

      Sich mit einer kleinen Maus noch einmal zu treffen, um mit ihr zu reden?

      Alter, Mann, hör dir doch einmal selbst zu. Bullshit. Zum Ficken sind sie da. Reden kannst du, wenn dein Schwanz seinen Saft verliert!

      Er musste sie ins Bett bekommen! Er musste eine weitere Kerbe in den Bettpfosten ritzen! Er musste sich beweisen, was für ein Frauenverschlinger er war.

      Also hatte er ihr das halbleere Glas noch einmal nachgefüllt, sie trinken lassen und ihr dabei erzählt, was er in den nächsten Jahren noch alles erreichen würde.

      Hatte über seinen Vorgesetzten gelästert und offen und ehrlich gesagt, dass dieser nicht den Mut hatte, auch mal richtig zu investieren. Einmal alle Bedenken fallen zu lassen und sich an den großen Fleischtöpfen in Übersee zu bedienen.

      Das Prinzip der Fonds war doch ganz einfach. Außerdem konnte man ohne Weiteres in dem gerade wachsenden Immobilienmarkt investieren, um so noch mehr Gelder zu generieren, wenn man sie nur schlau genug investierte und rechtzeitig ausstieg, bevor die gewaltig aufgepumpte Blase platzte.

      „Den Mut hast du?“, war ihre spöttische Frage gewesen, die ihn mitten ins vor Stolz geschwellte Herz traf.

      „Noch viel mehr“, hatte er ihr über die Blumen, die zwischen ihnen auf dem Tisch standen, zugeraunt. Zum ersten Mal hatte er bemerkt, wie sich in ihrem Verhalten etwas änderte. Dass sie ihn nicht verspielt, über den Rand des Glases hinweg anschaute, sondern ernst. So, als nehme sie ihn wahr.

      Du hast sie da, wo du sie haben willst!

      „Das will ich sehen.“

      „Lies

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