Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 16

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

ein paar Wochen lagern mußte, bis er die nötige Reife hatte.

      Da trat der Großvater ein.

      »Komm«, sagte er nur und zog sie mit sich.

      Veronika versuchte, sich zur Wehr zu setzen, doch der Alte war stärker als sie. Ohne ein Wort sperrte er sie wieder in den Verschlag hinter seiner Kammer und ging dann hinaus.

      Veronika trommelte wütend gegen die verschlossene Tür und rutschte dann in die Hocke, wo sie ihr Gesicht in den Händen vergrub. Es war ja sinnlos. Von draußen hörte sie nur dumpfes Gemurmel. Offenbar sprach der Großvater mit jemandem.

      Hätte sie nur geahnt, wer da draußen stand…

      *

      Urban Brandner sah durch das Fernglas und wußte, daß sein Gefühl ihn wieder einmal nicht getrogen hatte. Über den Höllenbruch sah er zwei Gestalten, die heraufkamen und sich der Alm näherten.

      Eilig lief er in die Hütte und schloß seine Enkelin ein. Dann setzte er sich auf die Bank und stopfte seine Pfeife.

      »Gott zum Gruß, Brandner«, sagte Sebastian, als sie heran waren.

      »Grüß euch«, nickte der Alte.

      Der Pfarrer deutete auf Christian.

      »Das ist Herr Wiltinger. Er ist auf der Suche nach einer jungen Frau.«

      »Und warum sucht er sie hier oben?« gab der Senner gereizt zurück.

      »Die Frau heißt Veronika Seebacher und ist die Verlobte von Herrn Wiltinger«, erklärte Sebastian, ohne auf Urbans Ton einzugehen. »Außerdem soll sie deine Enkeltochter sein. Stimmt das?«

      Der Alte spuckte aus.

      »Wer erzählt denn solchen Schmarr’n?«

      »Veronika hat’s erzählt«, rief Christian. »Sie hat’s aus den Papieren, die sie nach dem Tod ihrer Mutter gefunden hatte.«

      Er war mehr als enttäuscht. Hatte er doch gehofft, das geliebte Madel hier zu finden, und nun stand er vor diesem unzugänglichen Alten, und von Veronika keine Spur.

      »Sie wollte hierher zu Ihnen, Sie kennenzulernen. Wollen Sie etwa behaupten, sie wäre nicht hiergewesen?«

      Urban Brandner schüttelte den Kopf.

      »Das muß ein Irrtum sein«, sagte er beinahe sanft. »Bestimmt verwechseln Sie mich mit einem, der ebenso oder ähnlich heißt.«

      Pfarrer Trenker strich sich nachdenklich über das Kinn.

      Sollte der junge Mann sich so geirrt haben? Dann waren sie wirklich vergeblich hierher gekommen. Dabei schien Christian Wiltinger sich seiner Sache so sicher.

      »Da kann man wohl nichts machen«, sagte er zu Christian und wandte sich wieder Urban zu. »Sag’ Urban, hättest du denn ein Glas Milch für uns? Das wäre eine gute Stärkung für uns, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.«

      »Freilich«, nickte der Alte und deutete auf die Bank. »Hockt’s euch nur her. Ich bring’ gleich die Milch.«

      »Meinen Sie, daß er die Wahrheit sagt?« fragte Veronikas Verlobter, nachem Urban in der Sennerhütte verschwunden war.

      »Was für einen Grund hätte er, zu lügen?« fragte Sebastian zurück. »Wenn’s wirklich die Enkelin wär’, bräuchte er sie nicht zu verleugnen, oder wüßten Sie einen einleuchtenden Grund?«

      Christian zögerte. Immer wieder waren ihm in den letzten Stunden die schlimmsten Gedanken gekommen, doch er wollte ja gar nicht an sie denken.

      Allerdings drängten sie sich immer wieder auf.

      »Höchstens wenn etwas ganz Schreckliches geschehen ist«, sagte er schließlich. »Dann würde er abstreiten, Veronika zu kennen.«

      Er verstummte, denn Urban Brandner trat aus der Tür, zwei Gläser Milch in den Händen. Er setzte sie auf dem Tisch ab.

      »Laßt’s euch schmecken«, sagte er und schaute zu, wie sie die kühle Milch in einem Zug tranken.

      »Das schmeckt, was?« freute er sich.

      Der Pfarrer stand auf und gab Christian ein Zeichen.

      »Dank schön, Urban«, sagte er und reichte dem Alten die Hand. »Auch für die Auskunft. Wir machen uns wieder auf den Heimweg.«

      Der alte Senner winkte ihnen hinterher.

      »Ich habe eine Idee«, meinte Sebastian, nachdem sie außer Hörweite waren. »Die Mutter ihrer Verlobten hieß mit Vornamen Maria, sagten sie. Ich werde einmal in den Kirchenbüchern nachschauen, ob ich da etwas finde. Ich bin zwar schon ein paar Jahre hier als Pfarrer, aber Ereignisse, die mehr als zehn Jahre zurückliegen, kenne ich nur vom Hörensagen. Eine Maria Brandner ist mir nicht bekannt. Aber, wer weiß – in den Kirchenbüchern wird alles dokumentiert. Wenn der Urban eine Tochter mit diesem Namen gehabt hat, dann werden wir es herausbekommen.«

      *

      Allerdings kam Sebastian erst am Abend dazu, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Gleich nach dem Mittagessen fuhr er in den Nachbarort, und besuchte dort ein Altenheim. Dieser wöchtliche Besuch war eine gern vollbrachte Pflicht. Die alten Leute freuten sich, wenn sie ihren Pfarrer sahen, der für manches seelische Wehwehchen einen guten Rat zur Hand hatte, und nachdem er mit einigen gesprochen hatte, saßen sie den ganzen Nachmittag zusammen, tranken Kaffee und sangen und musizierten, oder jemand fand sich bereit, eine Geschichte vorzulesen.

      Sebastian fuhr immer mit dem befriedigenden Gefühl nach Sankt Johann zurück, den alten Leuten mit seinem Besuch eine Freude gemacht zu haben.

      Gleich nach der Abendmesse vertiefte der Geistliche sich in der Sakristei in den Kirchenbüchern. Seit mehr als dreihundert Jahren wurden in den großen ledergebundenen Folianten Aufzeichnungen gemacht. Ganze Generationen waren hier bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.

      Sebastian suchte den neuen Band heraus.

      Er war um die Jahrhundertwende begonnen worden und würde wohl noch einige Jahrzehnte reichen. Sorgfältig suchte er Spalte für Spalte die betreffende Jahreszahl ab.

      Etwa vierzig Jahre mußte es jetzt her sein, daß Veronikas Mutter geboren wurde. Wenn dies hier geschehen war, dann stand es auch in diesem Buch.

      Endlich fand er einen Eintrag, der sich auf Urban Brandner bezog.

      Seine kirchliche Trauung mit der Jungfrau Theresa Brandner, geborene Hofstetter.

      Und dann – ein Jahr später – war die Geburt ihrer Tochter Maria in das Kirchenbuch eingetragen worden.

      Sebastian Trenker lehnte sich aufatmend zurück. Dies war der eindeutige Beweis, daß der alte Senner ihn und Christian Wiltinger belogen hatte.

      Aber warum? Und vor allem, was war mit Veronika Seebacher geschehen?

      Er blätterte weiter und fand den Eintrag über den Tod der Theresa Brandner, da war das Kind kaum vier Jahre alt gewesen. Hatte der Alte seine Tochter ganz alleine aufgezogen?

Скачать книгу