Die großen Western Classic 35 – Western. Howard Duff
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die großen Western Classic 35 – Western - Howard Duff страница 5
»Clay Kyhoe – pfui Teufel. Clay Kyhoe. Pfui Teufel, ihr Schurken.«
Für Tudor kam die Stimme des Mädchens aus weiter Ferne.
Das Corvan-Girl, dachte Bratt Tudor, das Mädchen – Rosalind Corvan.
Kyhoe duckte sich noch tiefer. Er hob nicht den Kopf. Nach einem Blick auf Rosalind Corvans Gesicht hatte er genug gesehen. Sie glich sonst ihrer verstorbenen Mutter, nur die Augen hatte sie von Matt Corvan geerbt – und wahrscheinlich auch seinen schnellen, wilden Zorn.
»Clay, mach ihn los, mach ihn augenblicklich los, hörst du?«
»Rosy«, murmelte Kyhoe gepreßt. »Rosy, das kann ich nicht. Matt hat einen Befehl gegeben…«
Weiter kam er nicht.
»Das dachte ich mir!« schrie sie mit klirrender, zornbebender Stimme. »Das wußte ich schon, als ich die Pferde und diese drei Halunken nicht auf der Ranch sah. Daß dann auch noch dein Pferd fehlte, gab mir den Rest.
Clay Kyhoe, das hätte ich niemals von dir gedacht. Pfui Teufel, Clay Kyhoe macht so eine schmutzige Sache mit, ausgerechnet du, das ist zuviel. Eines Tages gehe ich fort, eines Tages kehre ich diesem Land den Rücken. Mach ihn los, Clay, sofort!«
Larger saß wie ein stummer, dicker Fisch mit Glotzaugen am Boden. Spurfield biß sich auf die Unterlippe, Toddenham war blaß geworden.
»Rosy…«
»Mach ihn los, Clay!«
»Nun gut«, sagte Kyhoe. Seine Stimme klang geborsten. Er schien in dieser Minute um Jahre gealtert zu sein, denn sein Rücken wirkte krumm und sein Gesicht sah alt, grau und faltig aus. »Ist gut, Rosy, aber ich frage mich, was Matt dazu sagen wird.«
»Das, zum Teufel, laß meine Sorge sein, verstanden? Ich bin immer noch seine Tochter, auch wenn…«
Das andere verschluckte sie, aber Kyhoe wußte, was sie sagen wollte. Er hatte nie einen Mann gesehen, der sich selber mehr zum Narren machte wie Matt Corvan, seitdem er Elaine besaß.
Kyhoe ritt heran, stieg ab und schnitt Bratt Tudor los. Tudor rollte sich herum. Er schien sich zu schämen, vor einer Frau am Boden liegen zu müssen. So bemühte er sich, mit zusammengebissenen Zähnen aufzustehen. Schließlich gelang es ihm, aber jeder konnte sehen, daß er am Ende seiner Kräfte war. Er schwankte wie ein Schilfrohr im Wind, und seine Arme hoben und streckten sich, um den Körper in der Balance zu halten.
Es war eine beinahe furchtsame Bewegung mit der Kyhoe den Kopf hob, um nun Rosalind Corvan anzusehen. Es kam ihm vor, als verachte sie ihn jetzt. Sie mußte es tun, es entsprach ihrem gradlinigen Charakter.
»Clay«, sagte sie halberstickt. Er war der Mann, zu dem sie Vertrauen gehabt hatte, vielleicht mehr als jemals zu ihrem vielbeschäftigten Vater. Dazu kam, daß er der Freund ihrer Mutter gewesen war, ein selten treuer Mann ohne jede Falschheit. »Clay, daß du das mitmachen mußtest… Verschwindet, reitet nach Hause! Das ist ein Befehl!«
»Rosy, Matt hat…«
»Bist du ein Feigling, Clay?« fragte sie bebend. »Ich dachte immer, Clay Kyhoe wäre ein Mann.«
Kyhoe senkte den Kopf und wandte sich ab. Dann ging er mit schleppenden Schritten zu seinem Pferd, saß auf und winkte Toddenham.
»Laß sein Pferd und seine Waffe zurück«, befahl er kurz. »Und dann folgt mir.«
»Clay, das wird Matt…«
»Larger, wenn du noch mal das Maul aufreißt, ohne gefragt zu sein«, schrie Kyhoe, »schlage ich dir die Zähne aus! Du hast gehört, wir reiten zur Ranch zurück.«
Kyhoe sah sich nicht um, als sie davonritten. Er hatte die düstere Ahnung, daß Rosalind bei diesem Mann bleiben würde. Kyhoes Verstand arbeitete trotz seiner schmerzlichen, bedrückten Stimmung wie immer. So wußte er, daß es vielleicht nur Rosalind gelingen konnte, den Wüstenmann zu besänftigen. Aber Kyhoe zweifelte auch daran.
Er erinnerte sich zu gut an Tudors Worte, als sie ihn vor zehn Minuten über den Boden geschleift hatten. »Zuerst bringe ich euren Boß um, und danach kommt ihr an die Reihe. Das ist ein Versprechen!«
Der macht es, wenn sie es nicht schafft, ihm das auszureden, dachte Clay Kyhoe bitter. Der Mann macht alles, was er sagt.
*
Rosalind Corvan konnte den Mann nicht ansehen. Sie hatte einmal einen Cowboy gesehen, der von einem wilden Stier auf die Hörner genommen worden war, aber der Anblick dieses Mannes war weitaus schlimmer.
»Mister Tudor«, murmelte sie gepreßt, »nehmen Sie das Tuch. Es ist feucht, und ich habe auch Wasser Bitte, Mister Tudor…«
Der Mann stand da und starrte auf irgendeinen Punkt, während sein Leib schwankte und sich wie eine Gerte bog.
»Mister Tudor!«
»Ja«, sagte Tudor. Seine aufgeplatzten Lippen bewegten sich. Er hob den Kopf und versuchte sie anzusehen. Dann streckte er, als täte er es in Trance oder im Traum, seine Hand nach ihrem feuchten Halstuch aus. Diese Bewegung jedoch war bereits zuviel für ihn. Er geriet aus dem Gleichgewicht, drehte sich wie ein Kreisel und stürzte zu Boden.
Rosalind Corvan stieß einen erschrockenen Laut aus. Sie flog aus dem Sattel, riß die Wasserflasche los und sah den Mann vergebliche Anstrengungen unternehmen, wieder auf die Beine zu kommen. Er schaffte es nicht mehr.
»Mein Gott, mein Gott«, flüsterte Rosalind Corvan entsetzt. »Tudor, liegen Sie still, bitte. Hier, trinken Sie, es wird helfen. Tudor, es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid. Ich wußte es nicht, glauben Sie mir, ich hatte keine Ahnung.«
Er trank, er schien nur die Wasserflasche zu spüren und an nichts sonst denken zu können als an einige Schlucke Wasser. Dann zuckte er leicht zusammen, denn sie begann mit dem Tuch seine Wunden zu säubern.
»Es schmerzt, aber ich muß doch etwas tun«, flüsterte sie bedrückt. »Mister Tudor, halten Sie still, bitte.«
Sie rutschte neben ihn, und er schien es sich gefallen zu lassen, daß sie ihm Wangen und Stirn abtupfte.
»Es ist seine Furcht«, redete sie und betrachtete nun seine Schürfstellen. »Er hat immer gefürchtet, daß Siedler kommen und ihm das Land wegnehmen könnten. Wenn ein Mann groß wird, hat er Feinde, es bleibt nicht aus.«
Tudor zuckte und stemmte sich auf. Er schaffte es und saß neben ihr.
»Nein – nein«, sagte er langsam. »Ein guter Mann hat niemals Feinde, so groß er auch immer wird. Verstehen Sie – ein anständiger Mann wird keine Feinde haben. Wenn jemand über andere hinwegtrampelt und sie nicht achtet – man muß andere achten können, dann hat man keine Feinde. Er hat keine Achtung, das ist es – und Sie wissen es, Miss Corvan.«
Rosalind Corvan schloß die Augen. Sie wußte plötzlich, daß Tudor recht hatte. Er kannte Matt nicht, aber er hatte ihn richtig beschrieben.
»Er ist mein Vater, Mister Tudor. Er fürchtet nur, sein Land zu verlieren.«
»Nicht