Marcs TageBuch - Teil 4 | Roman. Sandra Scott
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Als diese letzte Studentin gegangen war, zog ich Isabelle zu mir heran und küsste sie leidenschaftlich.
»Ich weiß nicht, wie es dir geht«, brummte ich in ihr Ohr, während wir uns umarmten, »aber nach den ganzen Höhepunkten könnte ich jetzt selbst einen Orgasmus vertragen.« Ich blickte ihr tief in die blauen Augen und grinste schief. »Oder zwei.«
Isabelle lachte, schüttelte aber den Kopf, als ich begann, an ihrem Kittel herumzunesteln. »Nicht hier«, wehrte sie ab. »Ich finde, man muss Arbeit und Privatleben trennen.« Wir wechselten einen Blick und mussten dann beide lachen. Der Satz klang in unserer Situation einfach zu komisch.
Isabelle strich mir zärtlich über die Wange und küsste mich. »Bring mich in mein Bett«, bat sie, »und schlafe mit mir. Ich möchte dich spüren, hörst du?«
Das erinnert mich daran, dass es höchste Zeit wird. Isabelle ist noch im Bad und duscht, aber ich denke, sie dürfte gleich fertig sein. Und das heißt, ich muss jetzt Schluss machen für heute. Ich bin mit dem heißen Mädchen von nebenan verabredet.
11. Juni von Sandra Scott
Dienstag und Mittwoch verliefen im Grunde genauso wie der Montag. Isabelle und ich wanderten morgens gemeinsam am Strand entlang bis zum Institut, wo wir ein gutes Dutzend Studenten dazu brachten, einen Orgasmus unter dem Scanner zu erleben. Ich war inzwischen dazu übergegangen, wenn ich das Gefühl hatte, dass mir die Zunge lahm wurde, die Damen zum Orgasmus zu ficken. Das gestaltete sich gar nicht so einfach. Es gab einen bedauerlichen Mangel an möglichen Stellungen – genauer gesagt, gab es nur eine, die funktionierte –, da die Frauen bis zur Bauchmitte in der Röhre steckten, außerdem durfte ich sie auch nicht zu heftig stoßen, da ich sonst die Aufnahmen verwackelt hätte. Nach einigen Anläufen fand ich, ähnlich wie Isabelle, eine Möglichkeit, die Studentinnen maximal zu stimulieren, ohne mich dabei selbst zu verausgaben und auch ohne selbst je dabei abzuspritzen. Es war, soweit es mich betraf, ein rein mechanischer Vorgang, eine Methode, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, nicht mehr und nicht weniger. Und ich wurde immer besser darin.
Nicht bei allen Frauen gelang es mir, im Gegensatz zu Isabelles Erfolgsquote bei den Männern. Damit bestätigte sich meine Erfahrung, dass Männer im Grunde in beinahe jeder Situation, in der sie ausreichend stimuliert werden, zum Höhepunkt kommen können, während bei Frauen doch in viel größerem Ausmaß der innere Zustand eine Rolle spielt. Wenn eine Frau sich nicht völlig fallen lassen kann, kommt sie auch nicht, da kann man noch so sehr ihre erogenen Zonen reizen. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass Isabelle eine Frau war, bei der die Männer allein von ihrem Anblick reihenweise einen Ständer bekamen.
Unsere eigene Lust lebten Isabelle und ich weiterhin ausschließlich zu Hause aus. Und obwohl ich mich zu Isabelle besonders hingezogen fühlte, zeigte sie keinerlei Besitzansprüche an mir – oder umgekehrt. Es war für uns das Natürlichste auf der Welt, wenn ich, statt mit ihr, die Nacht mit Claire verbrachte, während sie zu Carmen unter die Bettdecke schlüpfte. Und so endete auch am Dienstagabend mein Versuch, gemeinsam mit Claire eine französische Liebeskomödie zu schauen, darin, dass wir uns in Löffelchenstellung auf der Couch aneinanderschmiegten und ich sie zärtlich von hinten fickte. Während ich ihren Nacken küsste und eine meiner Hände auf ihren Brüsten, die andere zwischen ihren Schenkeln lag, bildete ich mir ein, Isabelle aus Carmens Zimmer gedämpft stöhnen zu hören.
***
Auch am Mittwochabend musste ich ohne Isabelles Zärtlichkeit auskommen. Sie war mit einer Freundin in der Stadt verabredet, weshalb ich mich allein auf den Heimweg machte. Vor unserer Haustür stieß ich beinahe mit Maria zusammen.
»Hola, Marc.«
»Maria, was machst du denn …« Ich unterbrach mich, als ich begriff, wo wir uns befanden. »Woher weiß du, wo ich wohne?«
»Ich bin dir nach der Arbeit gefolgt«, gestand sie in gebrochenem Englisch.
Rückblickend muss ich sagen, dass zu diesem Zeitpunkt die Alarmglocken hätten läuten müssen. Das wäre der Moment gewesen, die Reißleine zu ziehen, ihr zu sagen, wie unakzeptabel es sei, dass sie mir nachspioniere, und sie aufzufordern, zu verschwinden und mich in Ruhe zu lassen. Aber ich war noch nie ein Typ der klaren, harten Ansagen gewesen.
»Wieso?«, fragte ich deshalb lahm.
»Du hast gesagt, du willst mich irgendwann wiedersehen«, erklärte Maria und strahlte über das ganze Gesicht. »Wollen wir heute Abend was unternehmen? Ich habe Zeit.«
Ich schloss für einen Augenblick lang die Augen und versuchte, mich zu sammeln. »Maria, hör mal … ich find dich ja echt süß, aber …«
»Wirklich?« Maria klatschte freudig erregt in die Hände.
»Hör zu, Maria«, setzte ich erneut an. »Nimm es mir nicht übel, aber ich kann keine Beziehung mit dir anfangen, verstehst du? Ich bin nur ein paar Wochen hier und fliege danach zurück nach England. Wir werden uns nie wiedersehen. Und deswegen ist es für uns beide besser, wenn wir gar nicht erst mit so was anfangen.«
Das klang ziemlich gut, fand ich, für jemanden, der noch nicht oft vor der Herausforderung stand, einer Frau abzusagen. Höhere Umstände waren schuld und jeder konnte sein Gesicht wahren.
»Oh«, machte Maria betroffen. Ich schien tatsächlich zu ihr durchgedrungen zu sein. Sie machte einen Schritt zurück und verzog ihr Gesicht zu einer gequälten Miene. Ich hoffte inständig, sie würde nicht beginnen zu weinen.
»Aber es war so schön!«, stieß sie hervor. »So … so etwas habe ich noch nie erlebt!«
Ich seufzte. »Ich habe dich … befriedigt, weil ich das nun mal untersuche, verstehst du? Ich brauchte die Daten. Das hat nichts mit Gefühlen zu tun. Es tut mir leid, wenn du etwas anderes geglaubt hast.«
Jetzt sah ich, wie in ihren großen Augen tatsächlich Tränen standen. »Ich bin noch Jungfrau«, gestand sie. »Ich habe Angst. Angst, dass es wehtut. Angst, dass es nicht schön wird. Aber du bist so …«, sie sah mich hilflos an und suchte offenbar nach einem passenden Wort, »… so gut«, schloss sie schließlich.
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