Leni Behrendt Classic 61 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 61 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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      Nun begann in der kleinen Wohnung ein ganz anderes Leben. Das kleine Wesen, das so plötzlich in das beschauliche Dasein der drei Bewohner gefallen war, brachte eine tolle Verwirrung in diesen mit so peinlicher Sorgfalt geführten Haushalt.

      Als Brandler nach einigen Wochen die Kunde brachte, daß mit Frau Grace und ihrem Gatten – das Paar war inzwischen auf dem Schiff getraut worden – auch der Diener gefahren sei, konnte man aufatmen. Und als nach zehn Wochen aus glaubwürdiger Quelle die Nachricht kam, daß sich Frau Grace bereits wieder Mutter fühlte, war jede Gefahr vorüber. Ihr Interesse für ihr Kind aus erster Ehe war nun wohl sehr gering.

      Diese Kunde löste gemischte Gefühle aus. Brandler war glückselig, doch weniger Frau Hortense und Jonas. Selbst Jobst Oluf nahm die Nachricht nicht mit Begeisterung auf. Auch er hatte das süße Geschöpfchen liebgewonnen und sah es ungern scheiden.

      »Nun werden auch die gemütlichen Stunden, die ich in diesem Hause verleben durfte, ein Ende haben«, sagte Brandler ehrlich betrübt. »Ich möchte Baby nun wieder zu mir nehmen – und was hätte ich dann hier wohl auch zu suchen?«

      »Das hängt doch ganz von Ihnen ab, Herr Brandler«, tröstete Frau Hortense, und seine betrübte Miene hellte sich sogleich auf.

      »Ich darf wirklich herkommen, sooft ich nur will, gnädige Frau?«

      »Gewiß, mein junger Freund«, sagte sie herzlich. »Unsere Bekanntschaft – oder sagen wir ruhig Freundschaft – wurde unter so ungewöhnlichen Umständen geschlossen, daß sie nicht wieder enden darf. Außerdem muß ich unsere Didi oft sehen können, sonst sehne ich mich zu sehr nach dem süßen Kleinchen.«

      »Wirklich?« strahlte Hans Heinrich. »Dann ist es auch nicht unbescheiden, wenn ich Sie bitte, Baby noch so lange zu behalten, bis ich eine gute, zuverlässige Pflegerin gefunden habe?«

      »Ganz und gar nicht, Herr Brandler. Je länger Sie uns das Püppchen lassen, desto lieber ist es uns. Ich werde Ihnen auch helfen, eine gute Pflegerin zu finden.«

      Deshalb hatte sie auch an einem Vormittag einen Gang unternommen. Jobst Oluf war wieder einmal auf der Stellungssuche, und so fand Hans Heinrich nur Jonas und Baby im Hause vor, als er eintrat.

      »Pst – unser Kleinchen ist gebadet, schläft und möchte nicht gestört sein«, empfing Jonas den Besucher an der Korridortür.

      »Jonas, Sie sind ein Prachtexemplar«, sagte er mit unterdrücktem Lachen. »Was können Sie eigentlich nicht?«

      »Der Mensch muß alles können«, erwiderte Jonas mit Würde.

      »Recht so«, lobte Brandler. »Doch wo ist die gnädige Frau, wo Herr Rave?«

      »Die Herrin ist wegen der Pflegerin für Didi unterwegs und der Herr ist – nun – er hat eine dringende Angelegenheit zu erledigen.«

      »Und was machen Sie nun?«

      »Ich bereite das Mittagsmahl.«

      »Recht so, alter Freund! Ich habe einen Bärenhunger und lade mich feierlichst zu Tisch.«

      Er konnte es sich nicht erklären, warum Jonas auf einmal so verlegen wurde. Und als der Gast ihm gar in die blitzsaubere Küche folgte, war er vollkommen ratlos.

      »Es schickt sich für den gnädigen Herrn doch nicht, hier in der Küche…«, wagte er einzuwenden, doch er lachte ihn aus.

      »Schicken oder nicht, Jonas – mal kann man auch etwas tun, was sich nicht schickt.«

      Und schon saß er auf der Küchenbank.

      Er machte große Augen, als Jonas nun aus der kleinen Speisekammer Brot holte und dieses in einen Topf schnitt.

      »Was wird denn aus dem Brot?«

      »Das gibt, mit Milch gekocht, eine nahrhafte Suppe.«

      Jetzt herrschte eine lähmende Stille in der Küche. Brandler meinte, ihm fielen plötzlich Schuppen von den Augen.

      Da war er nun wochen-, nein, monatelang in diesem Haus ein und aus gegangen und hatte nicht einmal darüber nachgedacht, was für eine Beschäftigung Jobst Oluf eigentlich hat. Nun fiel es ihm allerdings ein, daß er fast immer zu Hause war – sollte er etwa stellenlos sein?

      Herrgott – das war ja gar nicht auszudenken! Da hatte er sich hier immer bewirten lassen, hatte das Kind hier mehr als ein Vierteljahr in Pflege gelassen, ohne auch nur einmal an eine Vergütung zu denken.

      Er stöhnte auf und war mit einem Satz bei Jonas. Er packte seine Schultern. »Jonas – so sagen Sie doch, um alles in der Welt, wird das das ganze Mittagessen Ihrer Herrschaft?«

      »Meine Herrschaft hat früher bessere Tage gesehen«, antwortete er mit versagender Stimme.

      »Und jetzt – Menschenskind, Jonas!«

      Jonas sah die tiefe Erregung Brandlers, sein Blick irrte zur Seite. »Jetzt sind sie unverschuldet in Not geraten. Kein Geld – der Herr schon fast ein Jahr ohne Stellung.«

      Die zitternden Hände Hans Heinrichs drückten Jonas auf einem Küchenstuhl. Er selbst blieb vor ihm stehen. »Was hat Ihr Herr für einen Beruf, Jonas?«

      »Der Herr ist Landwirt. Und daß er tüchtig in seinem Fach ist, das brauche ich wohl nicht erst zu betonen. Er hatte auch schon ganz gute Stellen – doch die Weiber – die laufen ihm ja nach wie die Schafe und waren allemal daran schuld, wenn er bald seine Stelle verlor.«

      »Ah so – und weiter, Jonas?«

      »Weiter kann ich nichts verraten, gnädiger Herr. Es ist nicht meine Sache, über die Verhältnisse meiner Herrschaft zu sprechen.«

      Brandler rannte in der Küche auf und ab; mit zwei Schritten war er sie allemal durch. Unermüdlich schritt er wohl fünf Minuten lang hin und her.

      »Wenn ich daran denke, Jonas – daß ich Ihrer Herrschaft noch die Pflege des Kindes aufgehalst habe…«

      Er hastete wieder in der Küche umher, machte dann aber plötzlich halt. »Jonas, ich kann nicht warten, bis die Herrschaften zurückkommen, ich bin zu erregt. Sagen Sie, ich wäre hier gewesen, hätte ihre Rückkehr jedoch nicht abwarten können.«

      Ohne Jonas noch einmal anzusehen, hastete er nach dem Korridor, nahm Hut und Mantel und verließ die Wohnung.

      *

      Hans Heinrich Brandler hatte eine schlaflose Nacht, wohl die erste in seinem verwöhnten, sorglosen Dasein.

      Gutmachen – nur gutmachen!

      Doch wie? Diese stolzen Menschen konnte er doch unmöglich behandeln wie irgendwelche Almosenempfänger. Er konnte ihnen doch nicht einen Geldschein in die Hand drücken, als Vergütung für die Pflege des Kindes!

      Er grübelte und überlegte, zerquälte sich das Hirn mit Gedanken und wußte doch keinen Weg, den er einschlagen konnte.

      Immer wieder kam er auf den einen Gedanken zurück, den er zuerst gehabt. Er mußte Jobst Oluf zu einer Stellung verhelfen, bei seinen ausgedehnten Beziehungen mußte das glücken. Doch darüber konnten noch Wochen vergehen, und so lange konnte

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