Mami Classic 45 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Mami Classic 45 – Familienroman - Susanne Svanberg Mami Classic

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Marlene?« rief er herüber. »Man sagt den Nordländern und besonders den Schweden nach, daß sie im Bett ziemlich temperamentvoll sein sollen. Aber das trifft wohl doch eher auf die Damen zu.« Celestino lachte mek­kernd.

      »Ich komme von der Beerdigung meiner Schwester«, erinnerte Marlene peinlich berührt. In diesem Moment war sie froh, daß ihr Mann nur Italienisch sprach. Lea konnte seine häßlichen Äußerungen also nicht verstehen.

      Der feindselige Ton entging ihr trotzdem nicht. Betroffen sah sie auf den Onkel, der sich vom Chauffeur die Autotür öffnen ließ. Ihre Eltern hatten ein gutes, liebevolles Verhältnis zueinander. Daß es auch anders sein konnte, erfuhr Lea zum ersten Mal.

      »Arrivederci, mamma«, rief Antonia. Sie hatte sich losgerissen und ließ sich nun ebenfalls beim Einsteigen helfen. Hoheitsvoll wie eine Fürstin winkte sie mit den Fingerspitzen.

      Marlene hatte sich die Einführung der kleinen Nichte etwas anders vorgestellt. Sie war nicht nur enttäuscht, sie war schockiert, fühlte sich hilflos.

      Ihr Mann beeinflußte Antonia immer mehr, machte sie zu einem arroganten Mädchen, das durch seine Überheblichkeit abstoßend wirkte. Nie und nimmer würde er diesen Fehler einsehen. Es hatte überhaupt keinen Sinn, ihn daraufhin anszusprechen.

      Nicht nur Lea, auch Marlene fühlte sich in der Casa Piotta als Fremde, durfte es aber niemand merken lassen.

      »Jetzt zeige ich dir dein Zimmer, dann rufen wir deinen Papa an und sagen ihm, daß wir gut angekommen sind«, schlug Marlene gespielt munter vor.

      Lea ging folgsam an der Hand der Tante die Treppe hinauf. »Kann ich… darf ich denn nicht bei Antonia schlafen?« erkundigte sie sich dabei schüchtern. »Wir könnten dann abends noch miteinander reden, und keine von uns wäre so allein. Als die Mami sehr krank war, hab ich bei meiner Schulfreundin geschlafen. Das war ganz lustig.« Vertrauensvoll sah Lea hoch.

      Marlene lächelte wehmütig. »Dein Vorschlag ist gut, aber ich glaube, er läßt sich nicht durchführen. Antonia war immer nur mit Erwachsenen zusammen, sie muß sich an ein Kind erst gewöhnen. Wir müssen Geduld mit ihr haben. Doch auch wenn du alleine schläfst, Lea, brauchst du dich nicht zu fürchten. Mein Zimmer ist gleich nebenan, und es gibt eine Verbindungstür, die immer offen ist.«

      Lea nickte erleichtert. »Das ist gut«, meinte sie versöhnlich.

      Immer wieder zeigte sich, daß dieses Kind keinerlei Ansprüche stellte, mit allem zufrieden war.

      Marlene zeigte Lea das Zimmer, das früher von Antonias Kindermädchen bewohnt wurde. Inzwischen wollte Antonia keine Betreuung mehr. Sie fühlte sich schon zu erwachsen.

      »Hier schläfst du, und wenn du magst, kannst du zu mir herüberkommen.« Marlene öffnete die Verbindungstür und wies in den angrenzenden Raum. »Das war früher das Kinderzimmer. Weil Antonia jetzt mehr Platz braucht, haben wir getauscht.«

      Lea war beeindruckt, konnte ihre Verblüffung aber nicht in Worte fassen. Hier war alles viel größer und schöner, als sie es gewohnt war. Das verwirrte sie.

      »Schau, da ist auch ein Telefon. Du kannst von hier aus jederzeit deinen Vater anrufen. Die Nummer hat er dir ja aufgeschrieben.«

      »Und ich darf wirklich ganz allein…?« fragte das blonde Mäd­chen überwältigt.

      »Du sollst dich wohl fühlen bei uns, Lea.« Liebevoll strich Marlene der Nichte übers Haar. Ein Kind wie Lea hatte sie sich immer gewünscht: kindlich, sanft und anhänglich. Antonia war genau das Gegenteil.

      Dankbar sah Lea zu ihrer Tante auf. »Du bist so lieb zu mir«, sagte sie leise und schmiegte sich schutzsuchend an Marlene. »Danke für alles. Ich bin froh, daß ich hier sein darf.« Liebebedürftig schmiegte sich Lea an die junge Frau, fühlte sich festgehalten und tröstlich gestreichelt.

      *

      »Sie ist doch nicht hübscher!« stellte Antonia beim Frühstück erbarmungslos fest. Kritisch musterte sie dabei die etwa gleichaltrige Kusine. »Sie hat noch Milchzähne und eine Babyfrisur. Außerdem trägt sie schäbige Kleider. So kann sie nicht mit mir in die Schule gehen. Ich muß mich ja schämen, wenn die anderen erfahren, daß ich verwandt mit ihr bin. Dieses scheußliche T-Shirt ist doch aus dem Warenhaus und noch dazu von der billigsten Sorte. Die Jeans haben nicht einmal einen Markenaufdruck. Das kann man doch nicht tragen.« Hochmütig schüttelte Antonia den Kopf mit den glänzenden schwarzen Locken.

      »Antonia, bitte, das sind doch Nebensächlichkeiten«, ermahnte Marlene ihre Tochter. Normalerweise machte sich eine Siebenjährige über solche Dinge bestimmt keine Gedanken. Doch Antonia kam im Club mit vielen älteren Mädchen zusammen, versuchte ihnen nachzueifern und beschäftigte sich deshalb mit solchen Dingen. Marlene war froh, daß ihr Mann noch schlief, denn er hätte das Töchterchen bestimmt unterstützt.

      Lea sah verständnisvoll auf ihre Kusine. Sie fand, daß Antonia wunderschön aussah, beneidete sie aber nicht. »Meine Eltern haben kein Geld für teure Kleider«, antwortete sie bescheiden und biß mit gutem Appetit in ein knuspriges Croissant. Am Abend zuvor war Lea durch die lange Autofahrt zum Essen viel zu müde gewesen. Jetzt holte sie das versäumte Abendessen nach.

      »Kein Geld?« erkundigte sich Antonia amüsiert. »Dann muß dein Vater ein Versager sein.« Hochmütig sah sie auf Lea.

      Jetzt wurde die Kusine lebhaft. »Nein, das ist er nicht«, verteidigte sie Arne empört. »Es ist, weil meine Mutti so viele teure Medikamente gebraucht hat und eine Pflegerin und Ärzte, die der Papa hat bezahlen müssen.«

      »Ph, das kann doch nicht wahr sein, daß man deswegen keine ordentlichen Jeans kaufen kann.«

      »Meine Jeans sind ordentlich«, behauptete Lea ohne Aggression. Sie nahm Antonia ihre häßlichen Äußerungen nicht übel, denn sie hatte ja recht, sie besaß tatsächlich die hübscheren Sachen. Doch Lea war nicht neidisch.

      Marlene war ärgerlich auf ihre kleine Tochter, verzichtete aber darauf, sie zurechtzuweisen, denn damit hätte sie nur Antonias Trotz herausgefordert und die Sache noch verschlimmert. Also versuchte sie, die Kinder abzulenken.

      »Heute ist ja schulfrei, da könnten wir Lea das Meer zeigen. Sie hat es noch nie gesehen, und von hier aus ist es ja nicht sehr weit.« Freundlich sah Marlene die Kinder an.

      »Das wäre schön«, freute sich Lea, während das Gesichtchen ihrer Kusine Antonia finster wurde.

      »Mann, das ist doch langweilig«, protestierte sie. »Am Meer war ich schon so oft. Ich fahre lieber mit Papa. Er bekommt heute seinen neuen Ferrari. Das ist ein Geschoß, sagt er, der hängt alle ab. Wir fahren zu dem neuen Golfplatz. Der gehört auch meinem Vater. Zur Eröffnung hat er lauter ganz reiche Leute eingeladen. Könige und Prinzen und so.« Die Prahlerei galt Lea, die davon allerdings nicht beeindruckt war.

      Sie konnte sich unter einem Golfplatz nichts vorstellen, da ihre Eltern solche Einrichtungen nicht nutzen konnten. Dagegen hatte Arne oft vom Meer erzählt, das dort, wo er aufgewachsen war, sehr stürmisch war.

      »Möchtest du es dir nicht überlegen, Antonia? Der Ausflug wird bestimmt viel lustiger, wenn ihr zu zweit seid. Ihr könnt eine Sandburg bauen, vielleicht auch baden.«

      »Mama, ich bin doch kein Baby mehr«, kritisierte Antonia vorwurfsvoll. »Sandburgen bauen die Touries. Und das Salzwasser mag ich sowieso nicht. Da schwimme ich doch lieber in unserem Pool.« Antonia sah hinüber zu dem Sportbecken, dessen Wasser türkisfarben in der

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