Morgen kommt der Weihnachtsmann. Andreas Scheepker

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Morgen kommt der Weihnachtsmann - Andreas Scheepker

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die Bischöfin. »Herr Doktor Oosterhuis, es ist ein Zeichen von Höflichkeit, seine Sätze zu Ende zu sprechen.«

      »Gewiss, verehrte Frau Bischöfin, Sie werden sicher … Aber worauf ich hinaus will, ist, dass der Fall ja auch eine innenpolitische Dimension … hat. Auch Ihre Kirche hat ja Herrn Tjarksen in der Vergangenheit nicht gerade christlich behandelt, Frau Bischöfin.«

      »Vielleicht nicht nach einem Verständnis von christlicher Moral, wie es in Ihrer Partei zum Maßstab gemacht wird. Aber für uns ist auch ein ehrlicher Streit …«

      »Immerhin haben auch Sie öffentlich Stellung genommen gegen Tjarksen und seine Aktionen«, unterbrach Oosterhuis sie empört. »Und Ihre Pastoren … Da ist auch so manches gepredigt und geschrieben … Da stehen Sie nicht weit zurück hinter den Gewerkschaften!«

      »Bitte, bitte«, unterbrach der Fürst. »So kommen wir jetzt nicht weiter. Wir wissen überhaupt nicht, ob der Mord an Herrn Tjarksen etwas mit seinem Engagement in der vergangenen Zeit und den damit verbundenen Kontroversen zu tun hat. Es könnten ja auch durchaus private Motive dahinterstecken, oder ein ganz anderer Hintergrund.«

      Angriffslustig fuchtelte Oosterhuis mit dem Zeigefinger in der Luft. »Gewerkschaften, Kirche und Regierung haben Stimmung gegen einen verdienten Pionier des Einzelhandels gemacht, der über siebzig Arbeitsplätze in unserem Fürstentum … Und nun sollen auf einmal persönliche Motive herhalten?«

      Die Runde schwieg betreten. Der Fürst erhob sich schließlich. »Herr Doktor Oosterhuis, glauben Sie wirklich, die Bischöfin oder ich hätten Tammo Tjarksen persönlich auf dem Gewissen?«

      Weihnachtsstern

      Oosterhuis wurde etwas unsicher. »Ich will unseren Fürsten nicht persönlich … Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass in der Bevölkerung vielleicht eine gewisse Irritation …«

      Kreislandwirt Diekena schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das geht nun ja wohl zu weit. Unsere Bevölkerung steht voll hinter unserem Fürstenhaus. Wenn das bekannt wird, was Sie hier für Verdächtigungen ausbreiten, dann können Sie die nächste Wahl schon jetzt abhaken.«

      Carl Edzard nahm wieder Platz. »Ich schlage vor, dass wir einen Gedanken aufnehmen, der im vergangenen Jahr aus diesem Gremium kam, als ein Mordfall für viel Verunsicherung in der Bevölkerung sorgte. Ihren Vorschlag von damals, dass jemand aus unserer Runde dem Polizeiteam als beratendes Mitglied zur Verfügung steht, würde ich auch in diesem Fall für sinnvoll halten.«

      Der Fürst wartete einen Moment, ob jemand richtig stellen würde, dass dieser Vorschlag damals sein persönlicher Überraschungs-Coup gewesen war. »Herr Kriminaldirektor Uphoff, hat sich die Zusammenarbeit mit Herrn Fabricius bewährt?«

      »Auf ganzer Linie, Durchlaucht.«

      »Gut. Herr Fabricius, wären Sie bereit, für unsere Runde diesen schweren Dienst noch einmal anzutreten? Die Tatsache, dass Sie ebenfalls im Einzelhandel tätig sind, spricht in diesem Fall ja auch noch einmal besonders für Sie.«

      Johannes Fabricius, der sich bisher völlig zurückgehalten hatte, nickte zögerlich. »In Ordnung. Ich bin bereit, diese Aufgabe noch einmal zu übernehmen.«

      »Wenn ich dazu noch etwas …«.

      »… bemerken darf«, ergänzte die Bischöfin den Oppositionsführer und rollte mit den Augen.

      »Ergebensten Dank, hochverehrte Frau Bischöfin. Ich wage doch zu bezweifeln, dass Herr Fabricius in diesem Fall der richtige … Ich meine, dass bei ihm als dem Fürstenhaus nahestehender Person doch eine gewisse Voreingenommenheit …«

      Kriminaldirektor Uphoffs Gesichtsfarbe ähnelte auf einmal der des Weihnachtssterns vor ihm auf dem Tisch. »Herr Oosterhuis, wie können Sie es wagen, so etwas zu behaupten? Im vergangenen Jahr haben Sie sich während eines laufenden Verfahrens illegal vertrauliche Informationen verschafft und einen jungen Beamten dazu gebracht, seine Schweigepflicht zu verletzen. Nur die Fürsprache des Fürsten hat mich davon abgehalten, eine Strafanzeige gegen Sie zu erstatten. Ich verbiete Ihnen …«

      »Herr Uphoff«, unterbrach ihn Carl Edzard. »Wären Sie damit einverstanden, zusätzlich zu Herrn Fabricius auch Herrn Doktor Oosterhuis als beratendes Mitglied in Ihrem Team zu akzeptieren? Ich ernenne ihn hiermit dazu.«

      Gerald Oosterhuis erstarrte.

      »Wenn Sie das wollen, geht es in Ordnung«, stimmte Uphoff zu und warf einen drohenden Blick auf Oosterhuis.

      Der Fürst schaute kurz in die Runde. »Sind alle mit Fabricius und Oosterhuis einverstanden?«

      Alle nickten. »Dann ist es beschlossen«, verkündete der Fürst.

      Oosterhuis räusperte sich: »Durchlaucht, ich bin nicht sicher …«

      »Aber wir sind uns sicher, dass Sie bei der Lösung des Falles hilfreich sein werden. Damit ist die Angelegenheit für heute beendet, in ein paar Tagen lade ich wieder ein. Vielen Dank.«

      Carl Edzard II. erhob sich und gab damit allen zu verstehen, dass die Sitzung beendet war. Während die anderen nach und nach von ihren Plätzen aufstanden und ihre Papiere zusammenlegten, lächelte die Bischöfin ihm zu und hielt für einen Augenblick den Daumen hoch, aber so, dass nur der Fürst es sehen konnte.

      Hohoo, hohoo

      »Hohoo, hohoo«, klang es aus der Fußmatte mit dem Weihnachtsmanngesicht, als Hauptkommissar Gerrit Roolfs darauf trat und an der Haustür von Familie Tjarksen die Klingel drückte. Für ein Trauerhaus fand er diesen Willkommensgruß etwas unpassend, aber vermutlich hatte Frau Tjarksen in den vergangenen Stunden anderes zu tun gehabt, als sich um den Abbau der Weihnachtsdekoration zu kümmern.

      Die Familie hatte ihr Domizil am Stadtrand von Norden, ein riesiges Backsteinhaus mit Reetdach. Die Garage mit den drei Toren war wie das Nebengebäude reetgedeckt. Um die Gebäude herum lag ein Naturgarten mit kleinen Teichen, die Wege waren mit Pflastersteinen angelegt. Gerrit Roolfs vermutete, dass die Familie einen Architekten für seinen guten Geschmack angemessen bezahlt hatte.

      Ein großer, schlanker Mann um die vierzig mit grauer Zopfmusterstrickjacke und schwarzer Krawatte öffnete. Er begrüßte Roolfs mit einem geräusperten »Moin«. Nachdem Roolfs sich kurz vorgestellt hatte, murmelte der Mann: »Klaus Tjarksen. Ich bin der Sohn.«

      Roolfs nickte, und der Mann führte ihn in ein riesiges Wohnzimmer. Am Fenster stand eine kleine Frau in einem schwarzen Hosenanzug und rauchte.

      »Mutti, da ist der Herr Hauptkommissar«, stellte Klaus Tjarksen vor.

      Renate Tjarksen drückte die Zigarette aus und reichte Gerrit Roolfs ihre Hand. Roolfs schätzte sie auf Mitte bis Ende sechzig. Alle Finger waren mit Ringen bestückt, die Fingernägel leuchteten in adventlichem Rot. Mit rauchiger, dunkler Stimme begrüßte sie ihn: »Moin, Herr Roolfs, nehmen Sie Platz.« Sie deutete auf den Sessel, dann wies sie ihren Sohn an: »Klaus, kannst du uns noch mal Kaffee machen?«

      Roolfs ließ sich in einem schweren Ledersessel nieder.

      Renate Tjarksen setzte sich auf die Couch. Wenn sie sich bewegte, klimperten die Ketten und Armbänder an ihren Gelenken. Um den Hals trug sie ein aufdringlich teuer wirkendes Collier, und sie war gebräunt, als hätte sie mehrere Wochen Tropenurlaub hinter sich. Roolfs tippte eher auf den regelmäßigen Gebrauch einer Sonnenbank. Sie war

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