Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan Swift

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Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten - Jonathan Swift

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eine fremde Sprache! Nil admirari …!

      1 Pope leugnete im Dezember 1726 ausdrücklich, den Autor zu kennen und das Buch vor dem Druck gesehen zu haben. Seine Briefe an Swift beweisen aber das Gegenteil.

      2 Die betreffende Stelle im 6. Kapitel der »Reise zu den Houyhnhnms« behauptete das Gegenteil.

      II

      »Gulliver ist in jedermanns Händen.« »Ich gratuliere Ihnen zunächst zu dem, was Sie Ihres Vetters wundervolles Buch nennen, das schon jetzt »publica trita manu« ist, und ich prophezeie, daß es dereinst die Bewunderung aller Menschen sein wird.« Das sind zwei Zeugnisse über den Erfolg, die aus den ersten drei Wochen nach der Veröffentlichung stammen. Der Erfolg war durchschlagend und ganz spontan. Er glich allen Erfolgen, die Swift als Schriftsteller in solcher Fülle einernten konnte, aber er übertraf sie durch seinen Umfang. Die kristallklare, unvergleichlich logische Sprache, durch die die ungeheure Plastik erreicht wurde, nahm jedermann gefangen. Man las Gulliver vom Hof herab bis zu den Ladenbesitzern und kleinen Händlern. In London wie in Dublin folgte eine Ausgabe der andern. Und fast sofort begann die Tätigkeit der Übersetzer. Im Januar 1727 erschien die erste französische Ausgabe im Haag. Im Februar begann der Abbé des Fontaines seine Übertragung, die noch im Frühjahr in Paris erschien. Im Sommer folgte eine holländische Übertragung, die gleichfalls im Haag erschien. So begann der Siegeslauf dieses einzigen Werks. Und doch lief es hinkend durch die Welt. Bezeichnend für alles, was folgen sollte, ist die Ausgabe des Fontaines.

      Des Fontaines schickte Swift im Juli 1727 ein Exemplar der zweiten Auflage seiner Arbeit und schrieb dazu: »Nicht alles, was in England gefällt, hat auch hier denselben Reiz; sei es, weil die Sitten verschieden sind; sei es, weil die Anspielungen und Gleichnisse, die in einem Lande verständlich sind, im andern unverständlich werden; sei es schließlich, weil der Geschmack der beiden Nationen nicht der gleiche ist. Ich wollte den Franzosen ein Buch geben, das für sie paßt; das hat mich zu einem freien und wenig treuen Übersetzer gemacht. Ich habe mir sogar erlaubt, in dem Maße hinzuzufügen, in dem Ihre Phantasie die meine erwärmte.«

      Wie es in jenen Zeiten so oft ging (siehe das Beispiel Hollands), wurde die französische Ausgabe das Muster, die Grundlage vieler, wenn nicht aller folgenden. »Es gibt,« sagt Don Ramon Maximo Spartal, der erste spanische Übersetzer des Werks, »Übersetzungen, die dem Original vorzuziehen sind. Die französische Ausgabe dieses Werks genießt ein solches Vorrecht, und ich werde mich sehr hüten, das Original getreu wiederzugeben, obwohl ich das Englische ausgezeichnet spreche.« Es ist der Schneider, der seinem Kunden einen Buckel ausstopft, weil er den Rock nicht ohne Buckel machen kann, und der nun versichert, der Rock sei ohne Buckel leichter zu machen, aber er sehe nicht halb so gut aus.

      In England selber machte sich bald eine Gegenströmung bemerkbar, die sich zwar allmählich immer schärfer gegen einzelne Teile des Werks richtete, aber mit dieser Einschränkung vielleicht niemals stärker war als heute. Von vornherein richtete sie sich gegen das Moralische, gegen die misanthropische Tendenz des Ganzen. »Welche Beredsamkeit haben sie aufgewandt, um den Nachweis zu führen, daß sie Bestien sind!« schreibt eine große Dame voll Entrüstung im November 1727. Dann beginnt der Streit um die Frage nach der Originalität. Daraus, daß Swift das eine oder andre aufgreift, handelnd wie alle Großen, wie Shakespeare, Plautus, Goethe, wird gefolgert, daß er selbst ein Nichts sei. Andre winden sich unter den blutigen Hieben, unter denen ihre Haut zerbirst. Und das schwillt an: Scott findet: »Die Reise zu den Houyhnhnms ist unbestreitbar der gemeinste und unwürdigste Teil des ganzen Werks.« (Wir sehen heute in ihr den genialsten.) Und G. Ravenscroft Dennis, der letzte Herausgeber Gullivers, sagt: »Die Satire richtet sich hier (nämlich gleichfalls in der Reise zu den Houyhnhnms) gegen die menschliche Natur selber, und Swift hat in seinem krankhaften Ringen, die Menschheit zu erniedrigen, jedes Gesetz der Wahrscheinlichkeit verletzt und jeden Kanon der Schicklichkeit durchbrochen.« (Daß die Satire sich gegen die menschliche Natur als solche richtet, bedeutet für uns keinen Einwand; und wir bewundern, rein artistisch betrachtet, nichts so sehr, wie jene ungeheure Einheit der Vision, deren Folge gerade die höchste Wahrscheinlichkeit in allen Details ist.)

      Wir müssen fragen: Was wollte Swift? Dann: Hat er es erreicht?

      Was er wollte, hat er selber deutlich ausgesprochen. »Das Hauptziel, das ich mir bei all meinen Arbeiten setze,« schreibt er im September 1725 an Pope, »ist eher das, die Welt zu ärgern, als sie zu unterhalten, und wenn ich das erreichen könnte, ohne mir an meinem Leibe oder an meinem Vermögen zu schaden, so wäre ich der unermüdlichste Schriftsteller, den Sie je gesehn haben … Wenn Sie an die Welt denken, so geben Sie ihr auf meine Bitte noch einen Hieb. Ich habe stets alle Nationen, Berufe und Gemeinschaften gehaßt, und meine ganze Liebe gilt Individuen. Ich hasse zum Beispiel das Geschlecht der Juristen, aber ich liebe den Rechtsanwalt Soundso und den Richter Soundso; und ebenso mit den Ärzten – von meinem eignen Gewerbe will ich nicht reden – den Soldaten, den Engländern, den Schotten, den Franzosen und allen andern. Aber im Prinzip hasse und verachte ich jenes Vieh namens Mensch, obgleich ich Johann, Peter, Thomas usw. von Herzen liebe. Das ist das System, nach dem ich mich seit vielen Jahren gerichtet habe, gezählt habe ich sie nicht, und ich denke es weiter zu tun, bis ich mit ihnen fertig bin. Ich habe Stoff gesammelt für einen Traktat, der die Definition eines vernünftigen Tiers widerlegt und beweist, daß es nur rationis capax ist. Auf dieser großen Grundlage des Menschenhasses ist, wenn auch nicht in Timons Manier, der ganze Bau meiner »Reisen« errichtet; und ich werde nicht eher geistige Ruhe genießen, als bis alle ehrlichen Menschen meiner Meinung sind.«

      Das Swifts Erklärung. Hat der Autor erreicht, was er wollte? Soweit es sich um sein Werk handelt, zweifellos; aber nicht im geringsten, soweit es sich um die Wirkung des Werkes handelt. Vielleicht besagt das nicht viel mehr, als daß seine Zeit noch nicht gekommen ist.f

      »Das Buch,« sagt Dennis, »hat seine Popularität eher trotz als wegen seiner Satire bewahrt.« Auch die Erwachsenen haben es als Kinderbuch gelesen; und eben deshalb dürfte es nötig sein, mit immer größerem Nachdruck auf die Bücher 3 und 4 des Werks hinzuweisen; den Schwerpunkt des ganzen zu verschieben; dahin, wohin der Verfasser ihn mit wunderbarer Kunst gelegt hat. Ein kurzer Blick auf den geistigen Inhalt des Ganzen wird dies zeigen.

      Ohne Zweifel ist die Reise nach Lilliput in ihrer Satire am engsten begrenzt. Nur die Übertragung menschlicher Dinge in einen winzigen Maßstab richtet sich gegen den Dünkel des Menschen als solchen. Im übrigen sind ganz bestimmte Verhältnisse, Regierungssysteme, Fürstenhöfe und dergleichen gemeint. Wenn man in der Schilderung des Kaisers von Lilliput, der im ganzen etwa 6 Zoll hoch ist, liest: »Er ist fast um die Breite meines Fingernagels größer als irgendeiner an seinem Hofe; und das allein genügt, um den Zuschauern ehrfürchtige Scheu einzuflößen. Seine Züge sind kräftig und männlich; er hat eine Habsburgerlippe und eine gebogene Nase usw.« – so liegt zweifellos ein wundervoller Humor darin, aber das Ganze ist fast gutmütig: man lacht, aber man lacht versöhnlich.

      Die

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