Flor Peeters (1903-1986). Clemens Morgenthaler

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Flor Peeters (1903-1986) - Clemens Morgenthaler

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ihrer Zeit.

      Flor Peeters war im Lemmens-Institut der mit Abstand jüngste Student. Die meisten seiner Kommilitonen waren als Soldaten im Ersten Weltkrieg eingesetzt gewesen und somit durchwegs älter als er. Seine Lehrer am Institut waren neben Depuydt (Orgel und liturgische Orgelimprovisation) van Nuffel (Gregorianischer Choral) und Lodewijk Mortelmanns (Kontrapunkt und Fuge). Peeters war ein eifriger und herausragender Student. So konnte er das eigentlich auf acht Jahre ausgelegte Studium bereits nach vier Jahren erfolgreich beenden. Dem Abschlussdiplom im Jahre 1921 folgte 1922 der Exzellenzpreis. Alle Prüfungen schloss er mit Bestnote und Auszeichnung ab. Im Jahr 1923 wurde der erst 20-Jährige mit dem »Prix Lemmens-Tinel« ausgezeichnet. Er war damit der jüngste Empfänger dieses prestigeträchtigen und höchsten Preises des Lemmens-Instituts.4

       Flor Peeters

       Oskar Depuydt

      4 Vgl. Hofmann, Flor Peeters, S. 12.

       Domorganist

      Im Jahr 1923 wurde Flor Peeters zur Unterstützung seines Lehrers Oscar Depuydt zum zweiten Organisten an der Kathedrale von Mechelen und zum Assistenten am Lemmens-Institut ernannt. Depuydt war 40 Jahre lang Organist der St.-Rombout-Kathedrale gewesen und galt weithin als herausragender Improvisator. Nach dem Tod von Depuydt im Jahr 1925 wurde Flor Peeters durch den Erzbischof von Mechelen Desiré-Joseph Kardinal Mercier zum Hauptorganisten an der Kathedrale ernannt und zum Professor für Orgel und Liturgisches Orgelspiel am Lemmens-Institut in Mechelen bestellt.

      Mechelen, zwischen Antwerpen und Brüssel gelegen, ist Sitz des Primas von Belgien. Der Bischofssitz der Erzdiözese Mechelen-Brüssel ist traditionell auch mit der Kardinalswürde für den Amtsinhaber verbunden. Erzbischöfe wie Kardinal Léon-Joseph Suenens (1904–1996) und Kardinal Godfried Danneels (1933–2019) spielten in ihrer Amtszeit und auch teilweise darüber hinaus eine zumindest kirchenpolitisch nicht ganz unwichtige Rolle. Das Erzbistum Mechelen wurde 1559 gegründet und 1961 in Erzbistum »Mechelen-Brüssel« umbenannt, was der Bedeutung der innerhalb der Bistumsgrenzen gelegenen Hauptstadt Brüssel Rechnung trägt. Die um 1200 begonnene und um das Jahr 1500 in ihrer heutigen Gestalt vollendete Kathedrale zählt zu den Hauptwerken der brabantischen und europäischen Gotik. Sie ist nach dem Heiligen Romuald (Sint Rombout), dem Stadtheiligen von Mechelen benannt und beherbergt auch dessen sterbliche Überreste. Der heilige Romuald brachte der Stadt im Jahre 756 das Christentum und wird hier bis heute verehrt. Mit der Errichtung des Erzbistums Mechelen im Jahr 1559 wurde die St.-Rombout-Kirche zur Kathedrale erhoben. Sie thront mit ihrem 98 Meter hohen Turm (Belfried) weithin sichtbar über der Stadt. Der Turm der Kathedrale beherbergt ein mächtiges Geläut, das zu den größten in Belgien gehört, sowie ein großes Carillon aus 49 Glocken.5

      Hier nun sollte Flor Peeters für die nächsten 63 Jahre als Organist wirken. Am 16. November 1958, nach 35 Jahren als Organist an St. Rombout, ging für Peeters ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. An diesem Tag wurde die umgebaute, erneuerte und reorganisierte Orgel der Kathedrale eingeweiht. Der große Kirchenraum beherbergte endlich eine Orgel, die hinsichtlich der Liturgie und Konzertpraxis den damals vorherrschenden Erwartungen an ein modernes Instrument vollauf gerecht werden konnte. An der Planung und der Erstellung der Orgel-Disposition war Flor Peeters wesentlich beteiligt. Dieses Universalinstrument der Orgelbaufirma Stevens (Duffel) sollte die Darstellung der Orgelliteratur aller Zeiten ermöglichen, indem es als Synthese-Instrument die verschiedenen Einflüsse der europäischen Orgelgeschichte in sich vereinigt. Es gibt eine Vielzahl von Mixturen und Zungen. Die 83 Register verteilen sich auf vier Manuale und Pedal. Die reiche Erfahrung des weitgereisten Domorganisten im Umgang mit verschiedensten Orgeln und Spieltischen floss auch in die Gestaltung des elektrischen Spieltisches mit ein. Die Notwendigkeit von Spielhilfen aller Art mag Peeters insbesondere im Kontakt mit den großen Konzertorgeln Nordamerikas und dem angelsächsischen Orgelbau bewusst geworden sein.6

      Im Pontifikalamt zur Orgeleinweihung am 16. November 1958 erklang als Uraufführung die »Missa laudis« op. 84 für vier gemischte Stimmen und Orgel von Flor Peeters. Der Domchor sang unter der Leitung von Jules Vyverman, dem Nachfolger Jules van Nuffels als Chordirektor der Kathedrale. Als Orgelmusik erklang im Gottesdienst eine Improvisation zum Introitus »Dicit Dominus«, »In dir ist Freude« von Johann Sebastian Bach und »Lied to the sun« aus der »Lied-Symphonie« op. 66 von Flor Peeters. Nach der Messe verlieh ihm Mechelens Kardinal Jozef-Ernest van Roey den höchsten Orden des Vatikans für katholische Laien: Peeters war nun »Commandeur im Orden Gregors des Großen«. Im Einweihungskonzert erklangen dann Orgelwerke von Bach, Dieterich Buxtehude, Jan Pieterszoon Sweelinck, Charles Tournemire, Olivier Messiaen und Peeters.7 Flor Peeters war stets fasziniert von seiner Domorgel und schöpfte aus ihr Inspiration für seine gottesdienstlichen Orgelimprovisationen, die von hohem Einfühlungsvermögen in die Liturgie gekennzeichnet waren. Als glänzender Improvisator waren die im gottesdienstlichen Orgelspiel entstanden Improvisationen wichtige Vorstufen zu seiner kompositorischen Tätigkeit, besonders im Bereich der unzähligen Choralbearbeitungen. Bei all seinen vielen Verpflichtungen war doch der sonntägliche Organistendienst an der Kathedrale bis zu seinem Lebensende 1986 das eigentliche Zentrum seines musikalischen Wirkens. Er mochte das liturgische Milieu an der Kathedrale und bewunderte ihre Architektur sowie den weiten Innenraum des Bauwerks, das seine gottesdienstlichen Improvisationen und Kompositionen wesentlich inspirierte. Auch die Stadt Mechelen wurde für ihn, nicht zuletzt durch seine Familie, sein inneres und äußeres Zuhause und die Stadt seines Herzens.

       Disposition der Stevens-Orgel von 1958

       Kathedrale von Mechelen, außen

       Kathedrale von Mechelen, innen

       Kathedrale von Mechelen, Stevens-Orgel

      5 Vgl. Bert Verriest, Die St.-Rombaut-Kathedrale Mechelen, Regensburg 2007.

      6 Vgl. Peter Bovens, »Peeters Flor (1903 1986)«, in: Matrix – Centrum voor nieuwe muziek, Leuven, https://www.matrix-new-music.be/nl/publicaties/componistenfiches/peeters-flor/, 17.4.2020.

      7 Vgl. Hofmann, Flor Peeters, S. 53 54.

       Lehrtätigkeit

      Flor Peeters begann seine Lehrtätigkeit 1923 als Assistent seines Lehrers Oscar Depuydt am Lemmens-Institut in Mechelen. Schon 1925 wurde er dort nach dessen Tod zum Professor für Orgel berufen. In seiner ersten Orgelklasse waren alle seine Studenten älter als er selbst. In dieser Zeit schloss er Freundschaft mit Marcel Dupré, der ihn dem greisen Charles-Marie Widor vorstellte, der ja seinerseits selbst Schüler von Jaques-Nicolas Lemmens gewesen war. Überhaupt könnte man Flor Peeters in gewisser Weise einen flämischen Dupré nennen, zumal die Karrieren beider Musiker erstaunliche Parallelen aufweisen. Beide waren bedeutende Komponisten, Konzertorganisten und Orgelpädagogen, die eine neue Generation von Organisten ausgebildet haben. Peeters besuchte erstmals 1927 Dupré in Meudon, um sich von ihm in der Interpretation von dessen Werken beraten zu lassen. Flor Peeters behielt seine Orgelprofessur in Mechelen bis 1952. Weitere Professuren sollten folgen: 1931–1948

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