Wanderfieber. Christian Zimmermann

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Wanderfieber - Christian Zimmermann

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meine Flaschen. Ihr Mann kommt auch nach draussen. Er sei Russe, lebe aber bereits über 20 Jahre in Deutschland. Als ich ihm von meinem Reiseziel erzähle, schüttelt er entsetzt den Kopf. «Ich muss dich warnen – der russische Verkehr und vor allem die Fahrweise meiner Landsleute ist, um es diplomatisch auszudrücken, sehr speziell. Pass gut auf dich auf!» Das Paar wünscht mir viel Erfolg und ich mache mich auf, einen Übernachtungsplatz zu finden.

      Die abbruchreife Halle einer ehemaligen Speditionsfirma wäre die meisterhafte Kulisse, um einen spannenden Gangster-Film zu drehen. Das Innere ist völlig zugemüllt und an der Aussenfassade haben sich mehr oder weniger talentierte Graffitikünstler verewigt. Ich stelle die faltbare Behausung draussen hinter einem Kieshügel auf. Die Autobahn rauscht in 200 Metern Entfernung an mir vorbei. Als romantisch kann ich dieses Camp nicht bezeichnen, aber es erfüllt seinen Zweck. Beim Aufbauen bemerke ich eine gebrochene Zeltstange. Das gibt es doch nicht! Ein paar Fluchwörter rutschen mir über die Lippen und das «Kruzifix nomol» ist eines der Harmloseren. Nur drei Wochen hat das Zelt auf dem Buckel und ich hatte nicht ein einziges Mal mit Wind zu kämpfen. Wie kann eine fast neue Stange ohne Fremdeinwirkung brechen? Jammern hilft natürlich nichts und ich versuche, das unerwartete Malheur mit «Duct Tape», diesem Panzerband, zu fixieren, was aber nicht funktioniert. Die Spannung an der gebrochenen Stelle ist viel zu gross und das Teil knickt beim Biegen einfach ein. Glücklicherweise habe ich ein Reparaturröhrchen dabei. Ich schiebe das Rohr über die defekte Stelle und verklebe das Teil mit dem Gewebeband. Und es hält. Zufrieden stehe ich vor dem reparierten Zelt. Es ist noch immer sonnig und deshalb lege ich Kleider und den Schlafsack zum Auslüften an die Sonne.

       Una cerveza

       Tag 23: Montag, 27. Mai 2019, 38 km (697 km)

      Gut signalisiert führt der Donauradweg während mehreren Kilometern über eine Umleitung. Der Damm entlang des Flusses wird erneuert und gleicht deshalb einer unschönen Grossbaustelle. Es geht im Zickzack durch landwirtschaftliches Gebiet und irgendwie verliere ich völlig die Orientierung. Zumindest sagt mir der Sonnenstand, dass die Richtung ungefähr stimmen muss und mich die Wegweiser nicht belügen. Ich komme sehr gut vorwärts. Im Dörfchen Winzer verwöhne ich mich mit einem Besuch der Bäckerei. Die zimtige Apfeltasche beinhaltet viele wichtige Zusatzkalorien, die ich nur temporär in meinem Bauch mitschleppen muss. Auf einer gemütlichen Holzbank unter der prächtigen Dorflinde verspeise ich genüsslich das zuckersüsse Gebäck.

      Zur Mittagszeit spaziere ich durch Hofkirchen. Und was erspähen meine Adleraugen? Ein Schild, das für ein Gasthaus mit Biergarten wirbt. Da kann und will ich nicht widerstehen. Der rustikale Innenhof lädt zum Verweilen ein. Ein Tisch ist bereits besetzt. Die vier Radler kommen mir bekannt vor. Die überholten mich vor kurzer Zeit und grüssten nicht einmal. Die lustigen Vögel sitzen vor vier Humpen Bier. Das Quartett Spanier stammt von den Kanarischen Inseln, also mutieren sie für mich zu Kanarienvögeln! Bunt genug gekleidet sind sie übrigens auch. Ich bin mittlerweile ziemlich geübt im Erzählen meiner Geschichte und ich bemühe mein bestes Spanisch. Der Wortführer der Gruppe, Oliver Franco, flippt aus: «Impresionante… 3400 km hasta Moscú caminando y con un carro, no es possible!» Da mein Spanisch völlig eingerostet ist, erkläre ich dem fassungslosen Oliver auf Englisch, dass es sehr wohl möglich sei, mit einem Einkaufswagen bis nach Moskau zu spazieren. Sofort will er ein Foto mit mir und Mrs. Molly machen, welches er postwendend auf Facebook veröffentlicht. Ein Kommentar zum Bild laute so: «Pues si que le queda lejos el supermercado». Die Übersetzung dazu: «Nun ja, der Supermarkt ist weit weg …» Dem kann ich mich nur anschliessen! Nach der ersten Aufregung bestelle auch ich ein Bierchen, dazu einen Wurst-Käsesalat mit zwei Semmeln. Als die Iberer ihre Rechnung begleichen, übernehmen sie kurzerhand auch mein Getränk! Muchas gracias!

      Es ist ausgesprochen schwül zum Wandern. Ich bin durchgeschwitzt. Am Nachmittag überholt mich ein bekanntes Gesicht auf einem Fahrrad. Mit Alfred hatte ich vor zirka einer Woche in der Gegend um Ingolstadt ein paar Worte gewechselt. Er sei wegen Krankheit mit dem Zug nach Hause gereist und habe sich in München auskuriert. Jetzt sei er wieder fit und zurück auf seiner Reise nach Budapest. Wir marschieren eine gute Strecke zusammen und unterhalten uns. Er habe eine gradlinige Karriere als Ingenieur hingelegt und sei auch regelmässig befördert worden. Er entwickelte während 25 Jahren ABS-Bremssysteme für Lastwagen. Während der Finanzkrise 2008 ging es seiner Firma plötzlich sehr schlecht und man entliess ihn, ohne mit der Wimper zu zucken. Da war er 52 Jahre alt. Nach erfolgloser Jobsuche beschloss er spontan sich aus der Arbeitswelt zurückzuziehen. Er habe immer sparsam gelebt und auch etwas auf die hohe Kante gelegt. Nun bezeichne er sich als Lebenskünstler und im Nachhinein sei er über seine Kündigung vor zehn Jahren sehr froh.

      Auch ich fühle mich als Lebenskünstler, aber der Künstler in mir muss schnellstmöglich einen Platz zum Übernachten organisieren und zum Handwerker mutieren. Es ist Regen angesagt und es tröpfelt bereits zögerlich. Etwas ausserhalb von Gaishofen stelle ich das Zelt, für jedermann sichtbar, ans Ufer der Donau. Zumindest versuche ich das Teil aufzustellen. Vorsichtig spanne ich die Stangen in die Halterungen ein. Das defekte Stück lässt sich anstandslos biegen und montieren. Trotz aller Vorsicht bricht mit einem lauten Knall eine zweite Zeltstange. Ich bin schockiert. Jetzt habe ich definitiv ein Problem. Das einzige Reparaturröhrchen ist bereits verbaut. Deshalb umwickle ich die ausgefranste neue Bruchstelle grosszügig mit dem zähen Gewebeband. Zu meinem Erstaunen hält diese Fraktur und ich kann mich vor dem Wolkenbruch ins lädierte Zelt retten. So koche ich mir ganz entspannt das Essen. Zum Apéro gönne ich mir einen Früchtetee, dazu verdrücke ich eine halbe Dose gerösteter Salznüsse. Als Hauptgang kredenze ich mir eine Ladung Käsespätzle und ein paar Vitamine liefert mir eine rohe Karotte. Mit vollem Bauch liege ich völlig relaxt auf der dünnen Matte. Ich lasse den Tag Revue passieren, als mich plötzlich ein hässliches Geräusch aus meinen Tagträumen reisst. Mit einem scharfen Knall verabschiedet sich das nächste Gestänge. Fassungslos starre ich auf das schuldige und total zerborstene Teil. Eigentlich ist das gar nicht möglich, es windet nicht einmal. Ja nichts mehr anfassen, denke ich leicht frustriert! Ich hoffe inständig, dass es mein Wetterschutz bis zum nächsten Morgen schafft und verkrieche mich mit Sorgenfalten in den Schlafsack.

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