Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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dass ich so zu dir spreche. Du hast nicht wahrgenommen, wie ich mich entwickelt habe. Ich war ein Knabe, als du mich kennenlerntest. Ich bin ein Mann geworden. Ich habe neue Leidenschaften, neue Gedanken, neue Ideen. Ich bin ein anderer, aber du darfst mich darum nicht weniger lieben. Ich bin verwandelt, aber du musst immer mein Freund bleiben. Natürlich habe ich Harry sehr gern. Aber ich weiß, dass du besser bist als er. Du bist nicht stärker du fürchtest das Leben zu sehr – aber du bist besser. Und wie glücklich sind wir doch miteinander gewesen! Verlass mich nicht, Basil, und streite nicht mit mir. Ich bin, was ich bin. Da ist nichts weiter zu sagen.«

      Der Maler war seltsam bewegt. Der Jüngling war ihm unendlich wert, und seine Erscheinung war der große Wendepunkt in seiner Kunst gewesen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, ihm noch ferner Vorwürfe zu machen. Schließlich war seine Gleichgültigkeit wahrscheinlich nur eine vorübergehende Stimmung. Es war so viel in ihm, was gut, so viel, was edel war.

      »Gut, Dorian«, sagte er endlich mit traurigem Lächeln, »ich werde von heute an nichts mehr von der traurigen Sache zu dir sagen. Ich hoffe nur, dein Name wird nicht in Verbindung mit ihr genannt. Die Leichenschau wird diesen Nachmittag stattfinden. Bist du geladen?«

      Dorian schüttelte den Kopf, und eine unangenehme Empfindung prägte sich bei dem Wort »Leichenschau« in seinen Mienen aus. Alles der Art hatte so etwas Rohes und Gemeines an sich. »Sie wissen nicht, wie ich heiße«, antwortete er.

      »Aber sie wusste es doch?«

      »Sie kannte nur meinen Vornamen, und ich bin sicher, dass sie den niemandem gegenüber aussprach. Sie sagte mir einmal, alle seien sehr neugierig, zu wissen, wer ich sei, und sie sage allen unweigerlich, ich heiße Prinz Wunderhold. Das war lieb von ihr. Du musst mir eine Zeichnung von Sibyl machen, Basil. Ich möchte gern etwas mehr von ihr haben als ein paar Küsse und ein paar schmerzvolle pathetische Worte.«

      »Ich will versuchen, etwas zu machen, wenn du es haben willst. Aber du musst zu mir kommen und mir selbst wieder sitzen. Ich kann ohne dich nicht weiterkommen.«

      »Ich kann dir nie wieder sitzen, Basil. Es ist unmöglich!« rief er aus und trat zurück.

      Der Maler starrte ihn an. »Lieber Junge, was für Unsinn redest du!«, rief er. »Willst du damit sagen, das Bild, das ich von dir gemalt habe, gefalle dir nicht? Wo ist es? Warum hast du den Schirm davorgestellt? Lass mich es sehn! Es ist die beste Arbeit, die je aus meinen Händen kam. Nimm den Schirm weg, Dorian! Es ist eine Schande, dass dein Diener mein Werk derart versteckt. Ich merkte gleich, als ich hereinkam, dass das Zimmer anders aussah.«

      »Mein Diener hat nichts damit zu tun, Basil. Du glaubst doch nicht, dass ich es ihm überlasse, wie es in meinem Zimmer aussieht? Er ordnet manchmal meine Blumen, aber weiter nichts. Nein; ich tat es selbst. Das Bild hatte zu viel Licht.«

      »Zu viel Licht! Gewiss nicht, mein Lieber. Es hat einen prachtvollen Platz. Ich möchte es sehen.« Und Hallward näherte sich der Zimmerecke.

      Ein Ruf des Schreckens kam von den Lippen Dorian Grays, und er stürzte sich zwischen den Maler und den Wandschirm. »Basil«, sagte er und sah sehr blass aus, »du darfst es nicht ansehn. Ich wünsche es nicht!«

      »Mein eigenes Bild nicht ansehn! Du scherzest. Warum sollte ich es nicht sehen?«, rief Hallward und lachte.

      »Wenn du den Versuch machst, es anzusehn, Basil, gebe ich dir mein Ehrenwort, dass ich nie wieder, solange ich lebe, ein Wort mit dir spreche. Ich scherze nicht. Ich gebe keinerlei Erklärung, und du wirst nicht danach fragen. Aber vergiss nicht, wenn du diesen Schirm berührst, ist alles zwischen uns vorbei!«

      Hallward war wie vom Donner gerührt. Er sah Donau Gray in heftigstem Staunen an. Er hatte ihn nie vorher so gesehen. Der Jüngling war tatsächlich blass vor Wut. Seine Hände waren geballt, und seine Pupillen sahen aus wie Räder aus blauem Feuer. Er zitterte am ganzen Leib.

      »Dorian!«

      »Sprich nicht!«

      »Aber was ist los? Natürlich sehe ich es nicht an, wenn du es nicht haben willst«, sagte er kalt, drehte sich auf dem Absatz herum und ging ans Fenster hinüber. »Aber wahrhaftig, es klingt wie Wahnsinn, dass ich mein eigenes Werk nicht sehn soll, besonders, wo ich es im Herbst in Paris ausstellen will. Ich werde es wahrscheinlich vorher neu firnissen und es daher eines Tages sehen müssen. Warum also nicht heute?«

      »Es ausstellen! Du willst es ausstellen?«, rief Dorian Gray, und ein seltsames Gefühl der Angst überkam ihn. Sein Geheimnis sollte der Welt gezeigt werden? Die Menschen sollten das Geheimnis seines Lebens begaffen dürfen? Das war unmöglich. Da musste etwas – er wusste nicht was – sofort geschehen.

      »Ja; ich denke nicht, dass du etwas dagegen hast. Georges Petit ist dabei, meine besten Bilder für eine Sonderausstellung in der Rue de Seze zusammenzustellen, die in der ersten Oktoberwoche eröffnet werden soll. Das Bild wird nur einen Monat fort sein. Ich sollte meinen, du könntest es leicht so lange entbehren. In Wahrheit wirst du sicher gar nicht in der Stadt sein. Und wenn du es immer hinter einem Schirm versteckst, kannst du dir nicht viel daraus machen.«

      Dorian Gray fuhr mit der Hand über die Stirn, es standen Schweißtropfen darauf. Er spürte, dass er am Rande einer furchtbaren Gefahr war. »Vor einem Monat sagtest du mir, du wolltest es nie ausstellen. Warum bist du anderer Meinung geworden? Ihr Menschen, die ihr solch Wesen aus der Konsequenz macht, habt genau so viel Launen wie andere. Der einzige Unterschied ist, dass eure Launen keinen Sinn haben. Du kannst nicht vergessen haben, dass du mir sehr feierlich versichert hast, nichts in der Welt sollte dich dazu bringen, es auf eine Ausstellung zu schicken. Du sagtest Harry genau dasselbe.« Er hielt plötzlich inne, und seine Augen glänzten auf. Er erinnerte sich, wie Lord Henry halb im Ernst, halb scherzhaft einmal zu ihm gesagt hatte: »Willst du eine seltsame Viertelstunde haben, so lass dir von Basil sagen, warum er dein Bild nicht ausstellen will. Er sagte mir den Grund, und es war eine Offenbarung für mich.« Ja, vielleicht hatte auch Basil sein Geheimnis. Er wollte den Versuch machen und ihn fragen.

      »Basil«, sagte er, trat dicht an ihn heran und sah ihm gerade ins Gesicht, »jeder von uns hat ein Geheimnis. Lass mich deines wissen, und sich sage dir meines. Was war der Grund, warum du es von dir wiesest, mein Bild auszustellen?«

      Den Maler überlief ein Frösteln. »Dorian, wenn ich dir das sagte, hättest du mich vielleicht nicht mehr so lieb wie jetzt und lachtest sicher über mich. Ich könnte beides nicht ertragen. Wenn du wünschst, dass ich dein Bildnis nicht wieder sehn soll, will ich mich zufrieden geben. Ich kann immer noch dich ansehn. Wenn du das beste Werk, das ich je gemacht habe, vor der Welt verstecken willst, soll es mir recht sein. Deine Freundschaft gilt mir mehr als alle Berühmtheit.«

      »Nein, Basil, du musst es mir sagen«, drängte Dorian Gray. »Ich denke, ich habe ein Recht, es zu wissen.« Sein Angstgefühl war gewichen und Neugier an die Stelle getreten. Er war entschlossen, hinter Basil Hallwards Geheimnis zu kommen.

      »Setzen wir uns, Dorian«, sagte der Maler, der verwirrt aussah. »Setzen wir uns. Und nun beantworte mir eine Frage. Hast du an dem Bild etwas Seltsames bemerkt? – Etwas, was dir wahrscheinlich zuerst nicht auffiel, was sich dir aber plötzlich offenbarte?«

      »Basil!«, rief der Jüngling, umklammerte die Armlehnen seines Stuhles mit zitternden Händen und starrte ihn mit wilden, entsetzten Augen an.

      »Ich sehe, du hast es bemerkt. Sprich nicht! Warte, bis du gehört hast, was ich zu sagen habe. Dorian, von dem Moment an, wo ich dich kennen lernte, übte deine Erscheinung den außerordentlichsten Einfluss auf mich aus. Du herrschtest über mich, über meine Seele, mein Hirn und all meine Kraft. Du wurdest für mich die sichtbare Verkörperung des unsichtbaren Ideals,

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