Ich bin 'ne tolle Frau, aber.... Ulrich Pfeiffer
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Ich habe viele Jahre als Dozent angehende Fotografen und Grafiker unterrichtet. Die meisten gingen mit völlig falschen Vorstellungen und Intentionen in diese Berufsrichtung.
Entsprechend wenige schaffen es dann auch, sich wirtschaftlich erfolgreich in so einem Berufsfeld zu etablieren. Und die Zahl sogenannter Fotografen mit „Zweitberufen zum Geld verdienen“ ist mittlerweile explodiert.
Deine Welt war noch eine andere, als Du ein Kleinkind warst, Du bist völlig authentisch gewesen. Du hast Dir keine Gedanken darüber gemacht, wie Du wirkst. Du hast gespielt, worauf Du Lust hattest, jeder Tag floss so dahin. Dir war es im Wesentlichen egal, was für Kleidung Du anhattest und auch Deine Frisur war Dir vermutlich ziemlich gleichgültig. Diese Einstellung lässt sich nicht beibehalten, wenn wir älter werden. Das ist völlig in Ordnung. Du musst Dir nur bewusst sein oder werden, wer Du bist – nicht nur, wer Du sein willst. Du bist einzigartig mit Deinen ganz persönlichen Qualitäten, innerlich und äußerlich. Schau Dich und Dein Leben genau an, wann hast Du heutzutage das Gefühl, dass alles so wunderbar fließt, der Tag viel zu schnell vorbeigeht…
Eine der möglichen Fehlentwicklungen ist es da in der Jugend oder auch später, wenn man meint, in den idealen persönlichen Zustand nur über Alkohol und Drogen zu gelangen. Meistens sorgt dieser Weg für nichts anderes als Leere und Vergessen.
Nichts gegen Genuss, aber nur wenn er mich wirklich zu meinem ganz persönlichen Flow und wirklicher Authentizität führt. Es gibt viele Wege zu Genuss im Leben, so ist zum Beispiel Sex einer davon. Idealerweise mit einem Menschen, den Du liebst (gerne auch mit Dir selber). Du wirst erstaunt sein, was passiert, wenn Du bereit bist, Dich selber so anzunehmen, wie Du bist und Dich genauso auszuleben und täglich zu verwirklichen. Ist doch einen Versuch wert? Plötzlich wirst Du viele Menschen anziehen, die genau zu Dir passen. Die Dich toll und interessant finden. Und das nur, weil Du Dich ganz authentisch lebst, ohne mit einer „Maske“ herumzurennen…
Wenn Du nur funktionierst, fehlt Dir was
Hast Du ein straffes Tagesprogramm? Manchmal scheint es nicht anders zu gehen, insbesondere, wenn man eine Familie mit Kindern hat. Da gibt es Vorgaben von außen wie Schulzeiten, Vereinstermine und Vieles mehr. Du hast vielleicht einen Teil- oder Vollzeitjob und kümmerst Dich im Wesentlichen um alle Haushaltsbelange, da auch Dein Mann zeitlich extrem eingespannt ist… das kommt Dir in Teilen vielleicht bekannt vor. Ergänzend hat man noch in einen Hausbau investiert… die sicherste Methode, um sich selber dauerhaft in die Pflicht zu nehmen, denn die nächsten 30 Jahre heißt es Raten abzahlen. Und auch die Umgebung fordert einen, der Kuchen zur Schulfeier und so weiter. Eine „never ending story“.
Aber ob Du es glaubst oder nicht. Selbstverständlich hast Du auch das alles selber in der Hand. Wer schreibt Dir denn vor, immer so zu funktionieren? Vermutlich ist bei Dir in der Kindheit so ein Schalter umgelegt worden, der dafür sorgt, dass Du Dich schuldig fühlst, wenn Du nicht alles passend machst. Erst wenn alles perfekt läuft, bist Du zufrieden.
Erstaunlicherweise beneiden viele von uns immer die Südländer für ihren scheinbar so lässig entspannten Lebenswandel. Schieben aber gleich hinterher, dass bei denen eben auch Vieles nicht so funktioniert. Das mag stimmen, wichtig finde ich dabei, wie glücklich jemand mit dem eigenen Leben ist.
Es kann sehr befriedigend sein, wenn alles genauso klappt, wie es scheinbar sein soll. Und es mag Menschen geben, denen das völlig reicht. Viele finden es auf Dauer aber auch unbefriedigend. Das zeigt sich dann mit einem zunächst undefinierbaren Gefühl… „es fehlt mir doch an nichts, ich habe keinen Grund unzufrieden zu sein…“ und so weiter. Stimmt, Du verhungerst nicht und Du hast ein Dach über dem Kopf. Ist das nun die Anwesenheit von persönlichem Glück oder die Abwesenheit von Unglück?
Vielleicht definierst Du Dich nur über Deine Funktion. Deine Umgebung nutzt Dich gerne, manchmal gibt es sogar Lob… und bei Dir kommt die innere Frage irgendwann, ob das alles im Leben gewesen sein kann.
Es hängt allein von Dir ab. Du musst nicht nur funktionieren und Du alleine bist dafür verantwortlich, dass Deine Umgebung das auch versteht. Perfekt funktionierende Menschen sind nützlich, aber nicht unbedingt mehr. Da hat es auch keinen Sinn, sich zu sagen: „Wenn erst mal die Kinder mit der Schule fertig sind, wenn mein Mann die schwierige Phase im Job hinter sich hat, wenn die Eltern eine gute Pflege haben, wenn wir die Raten abbezahlt haben“ … Ich kann das endlos fortführen. Eventuell erkennst Du Dich bei der Aufzählung wieder. Es schützt uns ja auch, nicht wirklich über uns selber nachzudenken und uns um eigene Bedürfnisse zu kümmern. Vielleicht befürchtest Du, es kommt bei Deiner Familie oder im Freundeskreis nicht so gut an. Das kann passieren. Aber dann müssen sie sich eben eine andere „Maschine“ suchen. Wenn Du es aber gar nicht ansprichst, bist Du selber schuld. Warte nicht darauf, bis Deine Umgebung etwas ändert. Irgendwann bist Du ausgebrannt und unglücklich und keiner versteht Dich… „Warum hast Du denn nie etwas gesagt?“
Sprich aus, was für Dein glückliches Leben wichtig ist. Deine eigenen Bedürfnisse zu nennen, gibt außerdem Deinen Mitmenschen die Möglichkeit, Dir zu helfen und damit selber zu „wachsen“. Ist doch ein schöner Aspekt…! Eines muss Dir klar sein: Perfektion ist nicht liebenswert, Du wirst sehen, gerade die scheinbaren „Schwachstellen“ machen den Reiz aus und machen Dich einzigartig und begehrenswert.
Phantasien leben, Wünsche erfüllen
„Wenn ich erwachsen bin, werde ich eine berühmte Schauspielerin!“ oder „Ich werde die beste Ärztin der Welt!“ oder „Ich reise um die ganze Welt und schaue mir jedes Land an!“ … Alles Aussagen, die leicht aus Kindesmund kommen. Ganz ohne Relativierung oder Einschränkung. Auf jeden Fall die Beste, die Berühmteste, die nichts Auslassende.
Und was ist dann passiert? Du hast gelernt, „vernünftig“ zu denken. Du hast die „Lebens-Wunscherfüllung“ nicht mal in Ansätzen probiert (wie es zum Beispiel Jane Godall, die berühmte „Affenmama“, gemacht hat). Und sitzt heute vielleicht in einem Büro und bist nicht unbedingt glücklich. Wahrscheinlich haben Dir Deine Eltern, Dein Umfeld geraten, besser etwas Sicheres zu machen, einen Beruf zu erlernen, der für eine eigene Familie und alles Weitere am besten zu Dir passt.
Mit dieser vorausschauenden Lebenshaltung wird man dann häufig bereits zu Schulzeiten gefüttert, die Noten sind vielleicht auch nicht die besten… das kann einen dann schon auf Mittelmaß zurechtstutzen. Solche Ratschläge können sehr nachhaltig wirken…
Also meine Schulnoten waren durchschnittlich, da ich viel zu faul zum Lernen war. Aber ich hatte Wünsche, und die hatten nichts mit „Geld verdienen“ zu tun, auch nicht mit irgendeiner undefinierbaren Selbstverwirklichung. Ich fand es klasse, Frauen beziehungsweise in jungen Jahren Mädchen zu fotografieren.
Und um das so gut wie möglich zu machen, wollte ich alles dafür lernen. Das Interesse an Werbung und das Schreiben haben sich dann später herauskristallisiert. Ich bekam natürlich den Ratschlag, ich müsste mich mehr spezialisieren… das passt aber nicht zu mir, also habe ich es nicht gemacht.
Unser Umfeld ist immer sehr bemüht, uns gute Ratschläge zu geben. „Das haben schon so viele vor dir versucht, das klappt selten. Warum sollte es ausgerechnet bei dir anders sein…“. Ich kann dazu nur sagen: Du solltest auf jedem Fall machen, was an Wünschen, Sehnsüchten und Phantasien in Dir steckt!
Ich kann nicht verstehen, dass junge Menschen, noch keine 20 Jahre alt, ohne große finanzielle Verpflichtungen, sich bereits in ein Lebenskorsett zwängen wollen. Was hat man denn