Die Höhle des Löwen. Christian Macharski

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Die Höhle des Löwen - Christian Macharski

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er nach: „Aber hätten dann nicht die Nachbarn hier was mitbekommen müssen von der Aktion?“ Er deutete auf das Haus nebenan.

      Dohmen folgte seinem Blick und schüttelte den Kopf. „Da ist keiner. Die sind noch drei Wochen in Urlaub. Das haben wir schon gecheckt.“

      Will stutzte. Bevor er seine Gedanken ordnen konnte, trat der Polizist mit den hochdekorierten Schulterklappen durch das Gartentörchen und rief Dohmen zu: „Herr Dohmen. Sie sollen reinkommen zum Kapdezernent.“

      „Ich komm sofort.“

      „Was ist denn ein Kapdezernent?“, fragte Will.

      „Bitte? Ach so“, antwortete Dohmen zerstreut, „das heißt eigentlich Kapitaldezernent. Damit ist der Staatsanwalt gemeint, der hat hier den Hut auf. Bei einem Kapitalverbrechen ist die Staatsanwaltschaft immer die Herrin des Ermittlungsverfahrens.“

      Will kratzte sich am Kopf. „Wollen Sie damit etwa sagen, dass der Staatsanwalt eine Frau ist?“

      „Nein, der Staatsanwalt, das ist der Arnulf Gehring.“

      „Wissen Sie was?“, sagte Will entschlossen. „Ich komm jetzt mal mit rein und red mit der Mann. So Leute muss man …“

      Dohmen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nein, Sie kommen nicht mit rein. Das würde alles nur viel schlimmer machen. Und bei Gehring hätten Sie sowieso keine Chance. Das ist ein Golfkumpel von Pimpertz.“

      Der Polizist erschien wieder am Gartentor. „Die Herren warten“, rief er.

      „Bin unterwegs“, rief Dohmen zurück. „Wie sieht’s im Garten aus?“ Der Polizist schüttelte den Kopf. „Wir haben jetzt jeden Stein umgedreht. Hier liegt garantiert nichts in der Erde.“ Dohmen fluchte leise und murmelte: „Verdammt, Peter. Was hast du mit deiner Freundin gemacht?“

      Der Kommissar verabschiedete sich schnell von Will, um ins Haus zu gehen. Will blieb zurück und dachte noch einmal über die Worte des Beamten nach. „Hier liegt nichts in der Erde.“ Plötzlich wurde ihm ganz flau im Magen. Er riss den Kopf herum und starrte auf die Mülltonne, die vor dem Nachbarhaus stand. Ihm gefror fast das Blut in den Adern, als er sich die Frage stellte: Wenn die Bewohner von dem Haus in Urlaub sind, wer hat dann die Mülltonne an die Straße gestellt? Und vor allem: Was war in den blauen Mülltüten?

      6

      „Sag mal, hast du Schmieröl gesoffen, oder was? Was fällt dir ein, hier morgens mit sechs Minuten Verspätung aufzulaufen?“ Die Halsschlagadern von Autohausbesitzer Heribert Oellers waren dick angeschwollen und pochten in schnellem Rhythmus. Sein hochroter Kopf schien kurz vor dem Explodieren. Richard Borowka war gerade damit beschäftigt, bei einem alten VW Polo die Reifen zu wechseln. Eigentlich war er sich sicher gewesen, dass der Alte ihn nicht bemerkt hatte, als er vor einer Dreiviertelstunde das Gebäude heimlich durch den Hintereingang betreten hatte. Doch als vor wenigen Sekunden die schwere Eisentür, die den Verkaufsraum von der Werkstatt trennte, aufflog, wusste er sofort, dass dem wohl nicht so gewesen war. Borowka kniete gerade vor einem Reifen, den er wechseln wollte, als sich der mächtige Schatten seines Chefs über ihn legte. Nun gab es kein Entrinnen mehr: Er befand sich mitten im Auge des Tornados.

      „Du bist ja wohl mit der Klammeraffe gebeutelt. Das, was du dir die letzte Zeit hier erlaubst, da scheißt der Hund ins Feuerzeug. Das steht mir bis Oberkante Unterlippe. Wieso kommst du jeden Tag zu spät?“

      „Tut mir leid, Chef“, stammelte Borowka. „Ich hab im Moment kein Auto und der Fredi …“

      „Was ist los? Sag mal, ist dein Clowns-Kostüm in der Reinigung? Halt gefälligst die Klappe, wenn ich dich unterbreche. Der Fredi hatte ich gerade schon zwischen. Da kannst du sogar froh drüber sein, weil der mir schon meine ganze Energie geraubt hat mit sein weinerliches Rumgesülze von wegen seine neue Olle. Wenn ich so ein Scheiß hör, da wackelt mir die Hose. Für euch zwei Intelligenzallergiker gehen mir echt die Schimpfwörter aus. Wenn ihr zwei ein Loch im Kopf hättet und der Arzt müsste das nähen, dann würde man dafür Hohlraumversiegelung sagen. Ich sag dir mal eins, Richard: Wenn dein Vatter nicht so ein guter Fußballer gewesen wäre, dann hätte ich so eine faule Sau wie dich niemals eingestellt. Mein Oppa, der arbeitet doppelt so hart wie du – dabei ist der seit drei Jahre tot. Ich geb dir jetzt derselbe gute Rat, den ich eben der Fredi gegeben habe: Wenn du noch einmal zu spät kommst, dann klingelt es aber, und zwar nicht an deiner Haustür. Dann reiß ich dir der Kopf ab und werf den in die Alteisentonne. Hab ich mich klar genug ausgedrückt, oder hast du noch irgendswelche Fragen?“

      Borowka schluckte und erhob sich. Während er sich die verölten Finger an seiner Blaumannhose abstrich, antwortete er mit gesenktem Kopf: „Nein, Herr Oellers. Oder ja, doch. Eine Frage hab ich tatsächlich noch. Dürfte ich in der Mittagspause vielleicht mal der Alfa Spider Probe fahren, den Sie letzte Woche eingetauscht haben?“

      Zur selben Zeit betrat Hastenraths Will den Verkaufsraum des Autohauses Oellers und sah sich um. Am Empfang saß das von Heribert Oellers sehr geschätzte Fräulein Regina und widmete sich ihrer Lieblingsbeschäftigung – Fingernägel lackieren. Gleichzeitig führte sie mit ihrem zwischen Schulter und Ohr eingeklemmten Smartphone ein offensichtlich sehr lustiges Privatgespräch, denn immer wieder unterbrach sie ihre eigenen Sätze mit kreischendem Gegacker. Ihre langen Beine, die in schwarz lackierten High Heels endeten, hatte sie übereinandergeschlagen, sodass ihr knapper Minirock weit hochgezogen wurde. Dennoch konnte Will darunter keinen Miederhosenrand erkennen, was ihn zunächst verwunderte. Dann aber kam ihm der Gedanke, dass Regina möglicherweise eine dieser neumodischen Frauenunterhosen trug, bei der große Teile des Stoffs durch dünne Schnüre ersetzt worden waren. Will hatte davon gehört, dass es so etwas geben soll. Seine Frau Marlene trug solche Sachen nicht, jedenfalls nicht, soweit er sich erinnerte. Er zog sein Stofftaschentuch aus der Parkajacke und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick wanderte wieder hoch und blieb am Ausschnitt der jungen Dame hängen. Seltsam, die Brüste schienen seit seinem letzten Besuch gewachsen zu sein. Will schüttelte sich und sah hinüber zu Fredi Jaspers, der neben dem Empfang an seinem Schreibtisch saß. Aber auch der nahm keine Notiz vom Landwirt, obwohl das schrille Bimmeln der Türglocke ja durchaus der Hinweis auf einen Kunden hätte sein können. Fredi tippte mit eingezogenem Kopf auf seiner Tastatur herum und starrte miesepetrig auf den Computerbildschirm vor sich. Die Tür zu Oellers’ Büro stand sperrangelweit offen, sodass Will davon ausging, dass der Gebrauchtwagenhändler sich in der angrenzenden Werkstatt aufhielt. Da jedenfalls schien eine Menge los zu sein. Das laute Geschepper, das bis in die Verkaufshalle drang, hörte sich an wie ein schwerer Werkzeugkasten, der gegen eine Wand geworfen wurde. Sekunden später wurde die Eisentür aufgerissen und Oellers stapfte mit hochrotem Kopf hindurch. „Heribert, hast du alles im Griff?“, rief Will ihm freundlich entgegen.

      Oellers hob den Kopf. Als er seinen alten Freund erblickte, hellte sich seine Miene geringfügig auf. „Ach, Will, altes Scheißhaus. Hör mir bloß auf! Nur Ärger habe ich hier mit meine Leute. Ein Glas Gurken ist schlauer wie die alle zusammen. Vor allen Dingen der Borowka. Der muss mal schwer aufpassen. Ich sag dir: Das ist ein Kerl wie mein Sack, nur nicht so stramm.“

      Die beiden schüttelten einander die Hände und Oellers führte Will in sein Büro. Im Vorbeigehen bat er Fredi Jaspers noch, Kaffee zu machen: „Komm, Mr. Honeymoon. Glotz nicht in der Computer wie ein bekifftes Känguru, sondern mach dich mal nützlich. Zwei Kaffee, aber zz – ziemlich zackig.“

      Will nahm auf dem Kunstlederschwingsessel für die Besucher Platz. Oellers ließ sich in seinen Chefsessel hinter dem wuchtigen Schreibtisch fallen und legte die Hände in den Nacken. Mit lauter Stimme

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