Der Fall Jesus. Lee Strobel

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Der Fall Jesus - Lee Strobel

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der Evangelien“.

      Ich wusste, dass Blomberg ein kluger Kopf war und seine Erscheinung passte zum Klischee. Er war sehr groß und schlaksig, hatte kurzes, braunes gewelltes Haar, das er ganz zwanglos nach vorne gekämmt hatte, einen krausen Bart und eine dicke, randlose Brille. Er war der Typ, der die Abschiedsrede bei der Abschlussfeier an der High School hält (was er getan hatte), der den Titel eines National Merit Scholar innehat (hat er) und der mit „summa cum laude“ sein Studium an einer angesehenen Universität abgeschlossen hat (was er auch tatsächlich getan hat).

      Aber ich wollte jemanden, der nicht nur intelligent und gebildet war. Ich suchte einen Experten, der nicht über Kleinigkeiten hinwegsehen oder ungeniert Aspekte unter den Tisch fallen lassen würde, die die Aufzeichnungen des Christentums infrage stellen könnten. Ich brauchte einen integeren Menschen, jemanden, der sich mit den einflussreichsten Kritikern des Glaubens herumgeschlagen hatte und voller Autorität sprach, sich dabei aber den entscheidenden Fragen stellte, statt sie einfach vom Tisch zu wischen.

      Man hatte mir gesagt, dass Blomberg genau der richtige Mann für mich wäre. Und so flog ich nach Denver und fragte mich im Stillen, ob er meinen Erwartungen wohl gerecht werden würde. Offen gestanden hatte ich ein paar Zweifel, vor allem, nachdem meine Nachforschungen eine beunruhigende Tatsache ans Licht gebracht hatten, die Blomberg vielleicht lieber verheimlicht hätte: Er hoffte immer noch, dass die Helden seiner Kindheit, die Chicago Cubs, zu seinen Lebzeiten die World Series im Baseball gewinnen würden.

      Und ehrlich gesagt reichte das aus, um mich etwas an seinem Urteilsvermögen zweifeln zu lassen.

      Das erste Interview: Craig L. Blomberg

      Craig Blomberg ist allgemein anerkannt als eine der führenden Kapazitäten für die Biografien Jesu, die man die vier „Evangelien“ nennt. Er erwarb seinen Doktor im Fachbereich Neues Testament an der Universität von Aberdeen in Schottland, arbeitete später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tyndale House an der Universität von Cambridge in England, wo er zu einer Elitegruppe von internationalen Wissenschaftlern gehörte, die eine Reihe anerkannter Werke über Jesus publizierte. Seit über zehn Jahren ist er nun Professor am Lehrstuhl für Neues Testament am Denver Seminary.

      Zu Blombergs Büchern zählen Titel wie Jesus and the Gospels, Interpreting the Parabels („Die Gleichnisse Jesu“; dieser Titel ist als einziger bereits auf Deutsch erschienen) und Kommentare zum Matthäus-Evangelium und zum ersten Brief an die Korinther. Außerdem war er an der Herausgabe des sechsten Bandes von Gospel Perspectives beteiligt, in dem es um die Wunder Jesu geht, und er ist Koautor von Introduction to Biblical Interpretation. Er verfasste einige Kapitel über die Historizität der Evangelien für das Buch Reasonable Faith und das preisgekrönte Buch Jesus under Fire. Er ist Mitglied der Society for the Study of the New Testament, der Society of Biblical Literature und des Institute for Biblical Research.

      Wie ich erwartet hatte, waren die Bücherregale in seinem Büro überfüllt mit wissenschaftlichen Werken (sogar seine Krawatte war mit Zeichnungen von Büchern verziert). Und doch bemerkte ich schnell, dass die Wände seines Büros nicht von staubigen Wälzern von alten Historikern dominiert wurden, sondern von Bildern seiner beiden kleinen Töchter. Ihre lustigen und farbenfrohen Zeichnungen von Lamas, Häusern und Blumen waren nicht einfach wahllos an die Wand gepinnt. Sie wurden offensichtlich wie wertvolle Preise behandelt – sorgfältig gerahmt und persönlich von Elisabeth und Rachel signiert. Ich dachte mir, dass dieser Mann eindeutig nicht nur einen Verstand, sondern auch ein Herz besaß.

      Blomberg sprach mit der Präzision eines Mathematikers (ja, er hatte auch schon Mathematik gelehrt) und wog jedes Wort sorgfältig ab, offensichtlich aus Abneigung, auch nur einen Tick weiter zu gehen, als der Beweis rechtfertigen würde. Genau der Mann, nach dem ich gesucht habe.

      Als er sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand in seinem Lehnstuhl zurücklehnte, nippte auch ich an meinem Kaffee, um gegen die Kühle in Colorado anzukämpfen. Da ich das Gefühl hatte, dass Blomberg ein Mann war, der direkt zur Sache kam, entschloss ich mich, gleich zu Beginn des Interviews den Kern des Themas anzusprechen.

      Augenzeugen für die Geschichte

      „Sagen Sie“, begann ich ein wenig provozierend, „ist es wirklich möglich, ein intelligenter, kritisch denkender Mensch zu sein und doch zu glauben, dass die vier Evangelien von den Personen geschrieben worden sind, deren Namen sie tragen?“

      Blomberg stellte seine Tasse auf den Schreibtisch und schaute mich aufmerksam an. „Die Antwort lautet ja“, sagte er mit Nachdruck.

      Er lehnte sich zurück und fuhr fort: „Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Evangelien streng genommen anonym sind. Doch die frühe Kirche bezeugt einhellig, dass Matthäus, auch bekannt als Levi, der Steuereinnehmer und einer der zwölf Apostel, der Autor des ersten Evangeliums im Neuen Testament war, dass Johannes Markus, ein Freund von Petrus, der Autor des Evangeliums war, das wir Markus-Evangelium nennen, und dass Lukas, auch bekannt als Paulus’ ‚geliebter Arzt‘, das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte geschrieben haben.“

      „Wie einig war man sich darin, dass sie die Autoren waren?“, fragte ich.

      „Es gibt niemanden sonst, der Anspruch auf die Autorschaft dieser drei Evangelien erhebt“, entgegnete er. „Anscheinend stand das überhaupt nicht zur Debatte.“

      Trotzdem wollte ich diesem Punkt weiter auf den Grund gehen. „Entschuldigen Sie meine skeptische Haltung“, sagte ich, „aber könnte irgendjemand ein Motiv gehabt haben, zu lügen und zu behaupten, dass diese Leute die Evangelien geschrieben haben, auch wenn es in Wahrheit nicht so war?“

      Blomberg schüttelte den Kopf. „Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Sie müssen bedenken, dass die drei eher merkwürdige Gestalten waren.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Markus und Lukas gehörten nicht einmal zu den zwölf Aposteln. Matthäus zwar schon, aber er war früher ein allgemein verhasster Steuereinnehmer. Neben Judas Ischariot, der Jesus verraten hat, war er wohl der verrufenste Apostel.

      Und sehen Sie im Gegensatz dazu, was passierte, als viel später die fantasievollen apokryphen Evangelien geschrieben wurden. Die Leute wählten dafür die Namen von bekannten und beispielhaften Personen als fiktive Autoren aus – Philippus, Maria, Petrus, Jakobus. Diese Namen hatten viel mehr Gewicht als die Namen von Matthäus, Markus und Lukas. Um also Ihre Frage zu beantworten: Es gibt keinen Grund, die Autorschaft diesen drei weniger respektierten Personen zuzuschreiben, wenn sie nicht wirklich die Autoren wären.“

      Das klang logisch, aber es war offensichtlich, dass er einen Evangelienautor ausgeklammert hatte. „Was ist mit Johannes?“, fragte ich. „Er war doch sehr prominent. Schließlich war er nicht nur einer der zwölf Jünger, sondern gehörte zusammen mit Jakobus und Petrus zum inneren Kreis um Jesus.“

      „Ja, er ist die Ausnahme“, gab Blomberg mit einem Nicken zu. „Und das Interessante ist, dass das Johannes-Evangelium das einzige Evangelium ist, bei dem die Autorschaft Fragen aufwirft.“

      „Worum geht es da konkret?“

      „Der Name des Autors wird nicht in Zweifel gezogen – das ist ganz sicher Johannes. Die Frage ist, ob es Johannes, der Apostel, oder ein anderer Johannes war.

      Wissen Sie, ein christlicher Autor namens Papias schreibt um 125 nach Christus über einen Johannes, den Apostel, und einen Johannes den Älteren. Aus dem Kontext wird nicht klar, ob er hier von einer Person aus zwei unterschiedlichen Perspektiven spricht oder ob er sich auf zwei verschiedene Personen bezieht. Aber von dieser Ausnahme abgesehen, gehen die frühen Aussagen einhellig davon aus, dass Johannes, der Apostel, der Sohn des Zebedäus, dieses Evangelium geschrieben hat.“

      „Und“,

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