Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen

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Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen Mami Staffel

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gar nicht daran, sich zu verabschieden… obwohl er doch angeblich durch den Park joggen wollte.

      »Eine Radtour wäre nicht schlecht!« Rolf Berger lehnte sich lässig an eine Hauswand, was seinem weißen Jogging-Dress nicht gerade guttat. »Wir könnten doch zusammen am Rhein entlang radeln… Sie, Ihre Kleine und meine Wenigkeit. Was halten Sie davon?«

      Isabel lächelte höflich, aber ablehnend.

      »Vorläufig nichts, Herr Berger. Wir kennen uns ja gar nicht.«

      »Aber das läßt sich doch ändern!« rief er aus. »Wir wohnen in einer Straße, können uns beinahe in die Fenster schauen… das Kennenlernen ist kein Problem!«

      Er dämpfte seine Stimme, beugte sich ein wenig zu Isabel hinüber und meinte vertraulich:

      »Haben Sie nicht bemerkt, daß ich schon die ganze Zeit darauf hoffe, Sie mal einladen zu dürfen? Zum Abendessen oder ins Theater… wohin Sie auch wollen!«

      »Ich bin platt!« entgegnete er. Offenbar überwältigten ihn nun Frühlingsgefühle. »Entzückend. Ach, was sage ich da… noch nie in meinem Leben habe ich eine so charmante Frau getroffen. Natürlich habe ich meine Vermieterin, Frau Schön, ein bißchen gelöchert… wegen Ihnen… Sie verstehen?«

      »Ja!« erwiderte Isabel. »Aber Frau Schön redet viel, wenn der Tag lang ist. Eine nette ältere Dame, das stimmt, nur ein wenig geschwätzig…«

      »Sie hat mir erzählt, daß Sie Ihren Mann auf tragische Weise verloren haben!« Rolf Berger warf einen begehrlichen Blick auf Isabels Brötchentüte. »Sie Ärmste. Und dann Ihre kleine Tochter, so ganz ohne Vater. Sara heißt die Kleine, nicht wahr?«

      »Richtig. Was hat Frau Schön Ihnen denn noch verraten?«

      »Nun… daß Sie im Kindergarten arbeiten, in dem auch Ihre Kleine untergebracht ist, halbtags… und daß dieses hübsche Haus Ihnen gehört…«

      »Das reicht ja wohl fürs erste, Herr Berger!« unterbrach ihn Isabel. »Mehr gibt es ja auch kaum zu sagen über mich und Sara. Sie

      sind gut informiert, dank Frau Schön.«

      »Ich erzähle Ihnen gerne auch dies und das über mich!« versprach der Mann im Jogginganzug. »Zum Beispiel, daß ich aus Frankfurt komme, aber hier in Köln eine sehr gute Stelle gefunden habe. Und wenn Sie jetzt noch wissen wollen, warum ich umgezogen bin… meine Verlobte hat mich einfach abserviert, eiskalt, und ich wollte ihr nicht mehr begegnen. Daher bin ich…«

      »Von Frankfurt nach Köln gezogen!« vollendete Isabel seinen Satz. »Ich hoffe, daß Sie hier mehr Glück haben. Und nun muß ich mich beeilen. Sara und ich, wir wollen noch zusammen frühstücken, bevor es in den Kindergarten geht.«

      »Wann darf ich Sie wiedersehen?« rief Rolf Berger ihr nach. »Frau Sievers… lassen Sie mich doch nicht so einfach stehen…«

      Aber genau das hatte sie getan, und er sah ihr stirnrunzelnd nach.

      Nicht so leicht zu haben! dachte er grimmig. Wie hat die gute Frau Schön doch so treffend gesagt? Isabel Sievers ist eine selbständige Frau. Stimmt auffallend!

      Mittlerweile war sie in ihrem Haus verschwunden. Ein schmukkes Anwesen, ein großer Garten. Rolf dachte weiter nach. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft. Geld muß sie haben, die schöne Isabel Sievers, wahrscheinlich hatte es ihr der vestorbene Mann hinterlassen. Eine gute Partie, wie es so treffend hieß.

      Geld, Wohlstand, ein gewisser Luxus… viele Leute sehnten sich danach.

      Rolf Berger allerdings ganz besonders. Und aus gutem Grund. Daß sein Denken überwiegend um Geld kreiste, kam nicht von ungefähr.

      Mit dem Sportwagen hatte er sich finanziell übernommen, und mit der neuen Wohnungseinrichtung erst recht. Seine Ex-Verlobte in Frankfurt hatte ihn aus purer Verzweiflung verlassen, weil er sich wegen seiner Schulden immer wieder an sie gewandt hatte.

      Zwar verdiente Rolf nun nicht schlecht, lebte aber über seine Verhältnisse. Auch seine neue Hausbank in Köln hatte ihn schon zu einem besorgten Gespräch »eingeladen«, und nur mit größter Mühe war sein Kredit noch einmal aufgestockt worden.

      Geschäfte mit Elektrogeräten und Computern, die er »nebenbei« verkauft hatte, waren letztendlich gescheitert.

      Wenn überhaupt jemand von seinen finanziellen Querelen wußte und dennoch zu ihm hielt, dann war es sein Freund Dieter aus Frankfurt. Dieter erging es ähnlich, immer obenauf, aber pleite.

      Während Rolf eine Runde durch den Park joggte, dachte er an den Anruf seines Freundes gestern abend.

      »Eine wohlhabende Frau, das wär’s!« hatte sein guter Kumpel gesagt. »Und wenn sie obendrein noch hübsch ist… Rolf, so was mußt du dir suchen! Ein Nest, gut gepolstert, in dem du unterkriechen kannst! Laß dich verwöhnen! Du siehst doch nicht übel aus und kannst charmant sein, wenn du willst. Also, nichts wie los!«

      Natürlich hatte Dieter gut reden. Die Idee an sich aber war ganz nach Rolfs Geschmack.

      Japsend lehnte er sich an einen Baum. Ich muß mehr Sport treiben, grübelte er. Fitness-Studio und so weiter… Frauen mögen das. Gleich heute werde ich mich anmelden. Es wäre doch gelacht, wenn diese Isabel Sievers mir widerstehen könnte!

      Ein rascher Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß es höchste Eisenbahn war. In der Firma Kolling & Co., in der er seit seinem Umzug in die Domstadt arbeitete, achtete man strikt auf Pünktlichkeit. Der Chef selbst, Anton Kolling, war jeden Morgen mindestens eine Viertelstunde vor Arbeitsbeginn im Haus. Es wurde gemunkelt, er beobachte das Eintreffen seiner Angestellten genau und führte sogar darüber Buch!

      »Penibel, der Alte!« murmelte Rolf ärgerlich vor sich hin. Am liebsten hätte er jetzt die Firma ganz einfach vergessen, um mit der hübschen Isabel Sievers zu frühstücken. Frische Brötchen… die hatte sie ja schon in der Tüte gehabt. Kaffee, Parmaschinken von der teuersten Sorte, exotisches Obst, zwei oder drei Gläser Champagner… Rolf Berger lebte nun mal gern auf großem Fuß. So ein köstliches Frühstück hätte er am liebsten gern jeden Morgen eingenommen.

      Aber… so, wie die Dinge lagen, begnügte er sich mit einer ziemlich trockenen Scheibe Brot, einer Schale Cornflakes und Pulverkaffee. Teils aus Zeitmangel, teils aus Sparsamkeit. Obwohl Rolf ahnte, daß er dererlei Beschränkungen nicht lange aushalten würde.

      Ich bin nun mal für Höheres geboren! dachte er großspurig und schloß die Haustür auf. La dolce vita. Irgendwie kann es so nicht weitergehen… ohne eine schöne Frau, ohne genügend Scheinchen in der Brieftasche…

      »Sind Sie das, Herr Berger?« erklang die Stimme seiner Vermieterin aus dem Parterre. »Haben Sie wieder Ihren Frühsport hinter sich?«

      »Sie sagen es, Frau Schön!« Es gelang Rolf nicht, rechtzeitig in seiner Wohnung zu verschwinden. Elfriede Schön, die einen rosafarbenen Morgenmantel und gleichfarbige Pantoffeln trug, verfolgte ihn bis auf die Treppe. Um ihr sorgfältig onduliertes Haar hatte sie ein geblümtes Chiffontuch geschlungen. Die eine oder andere Locke lag vielleicht nicht richtig, und auf keinen Fall wollte sie sich so vor ihrem Mieter zeigen. Perfekt mußte sie aussehen, einfach rundum gepflegt.

      Tatsache war, daß Elfriede Schön, obwohl bereits in den Sechzigern, Rolf Berger anhimmelte. Ein Bild von einem Mann! Ach, wenn sie doch nur jünger gewesen wäre…

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