Wallensteins Tod. Friedrich Schiller
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Gehandelt werden, schleunig, eh' die Glücks-
Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,
Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.
(Es geschehen Schläge an die Tür.)
Man pocht. Sieh, wer es ist.
Terzky. (draußen).
Laß öffnen!
Wallenstein.
Es ist Terzky.
Was gibt's so Dringendes? Wir sind beschäftigt.
Terzky. (draußen)
Leg alles jetzt beiseit', ich bitte dich,
Es leidet keinen Aufschub.
Wallenstein.
Öffne, Seni.
(Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vorhang
vor die Bilder.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Graf Terzky.
Terzky. (tritt ein).
Vernahmst du's schon? Er ist gefangen, ist
Vom Gallas schon dem Kaiser ausgeliefert!
Wallenstein. (zu Terzky)
Wer ist gefangen? Wer ist ausgeliefert?
Terzky.
Wer unser ganz Geheimnis weiß, um jede
Verhandlung mit den Schweden weiß und Sachsen,
Durch dessen Hände alles ist gegangen—
Wallenstein. (zurückfahrend)
Sesin doch nicht? Sag nein, ich bitte dich.
Terzky.
Grad auf dem Weg nach Regenspurg zum Schweden
Ergriffen ihn des Gallas Abgeschickte,
Der ihm schon lang die Fährte abgelauert.
Mein ganz Paket an Kinsky, Matthes Thurn,
An Oxenstirn, an Arnheim führt er bei sich.
Das alles ist in ihrer Hand, sie haben
Die Einsicht nun in alles, was geschehn.
Dritter Auftritt
Vorige. Illo kommt.
Illo. (zu Terzky)
Weiß er's?
Terzky.
Er weiß es.
Illo. (zu Wallenstein)
Denkst du deinen Frieden
Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein
Vertraun zurückzurufen? wär' es auch:
Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,
Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,
Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.
Terzky.
Sie haben Dokumente gegen uns
In Händen, die unwidersprechlich zeugen—
Wallenstein.
Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.
Illo.
So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein Schwager,
In deinem Namen unterhandelt hat,
Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?
Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,
Und deinen Wiener Feinden nicht!
Terzky.
Du gabst nichts Schriftliches—Besinn dich aber,
Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.
Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem
Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?
Illo.
Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun
Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,
Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du
Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung
Bist du verloren, wenn du's niederlegst.
Wallenstein.
Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer
Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,
Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken,
—Und stell ich Kaution für meine Treu',
So müssen sie sich ganz zufrieden geben.
Illo.
Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick
Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,
Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer
Gewalt beschützt dich heute noch und morgen
Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,
Sie werden unvermerkt die gute Meinung,
Worauf du jetzo fußest, untergraben,
Dir einen um den andern listig stehlen—
Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,
Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.
Wallenstein.
Es ist ein böser Zufall!
Illo.
Oh! einen glücklichen will ich ihn nennen,
Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,
Treibt dich zu schneller Tat—Der schwed'sche Oberst—
Wallenstein.