Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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Betrieb nie unordentlich wirkte.

      »Sie sehen erschöpft aus, Fräulein Söhrens. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«

      Urte strich sich mit einer müden Geste über die Augen und lächelte dankbar. »Ich glaube, ich kann ihn brauchen. Ein Kind den ganzen Tag lang im Bett zu unterhalten, ist anstrengend. – Wenn ich darf, trinke ich den Kaffee gleich hier in der Küche.«

      Aus einer großen bauchigen Kanne füllte die Wirtin die Tassen.

      Der grauhaarige Wirt kam zur Tür herein und setzte sich zu ihnen. Er war ganz das Gegenteil seiner Frau, groß, hager und schweigsam, ohne unfreundlich zu sein.

      »Ich glaube, Sie nehmen Ihre Pflichten als Pflegemutter zu ernst«, wandte er sich an Urte. »Schließlich sind Sie ja zur Erholung hier. Wie geht es denn der kleinen Patientin?«

      »Sie war heute schon sehr munter und wollte deshalb unterhalten sein. Aber ich denke, morgen kann sie schon wieder ein wenig an die Luft, dann beschäftigt sie sich ja selbst sehr gut.«

      »Sie ist ein sehr angenehmes Kind, man merkt sie kaum.« Der Wirt trank den letzten Schluck aus seiner Tasse und stand auf.

      »Was wird denn werden mit dem verirrten Schäfchen?« fragte er noch im Hinausgehen.

      »Ja, wenn ich das wüßte!« sagte Urte mutlos. »Mir wird ganz schwer ums Herz, wenn ich mir vorstelle, daß Ika ins Heim muß. Sie hat gezittert wie ein junger Hund, als ich von der Möglichkeit sprach.«

      »Vielleicht kommt sie aus einem Kinderheim und hat es dort nicht gut gehabt!« meinte die Wirtin aufgebracht. »Man darf das Kind auf keinen Fall wieder zurückgeben!«

      »Ja, aber wie denkst du dir das, Gretel? Irgend etwas muß doch geschehen!« wandte der Wirt ein.

      »Dann bleibt sie eben bei uns! Man jagt ja keinen Hund vor die Tür, wenn er herrenlos ist!«

      »Hm, damit allein ist es nicht getan. Aber von mir aus, tu, was du für gut hältst!«

      Er verschwand nach draußen, und Urte fragte gespannt: »Sie würden das Kind unter Umständen tatsächlich behalten, Frau Eckstein?«

      »Na sicher! Ika könnte ja eine jüngere Mutter gebrauchen, aber bei mir würde sie es auch nicht schlecht haben!«

      »Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich erleichtert fühle. Ich könnte Ika dann so oft wie möglich besuchen. Aber was wird sein, wenn irgend jemand Anspruch auf das Kind erhebt? Vielleicht ein naher Verwandter oder ein Vormund?«

      »Das wollen wir doch erst einmal abwarten! Anscheinend hat Ika es noch nie so gut gehabt wie jetzt. Ich finde, sie ist in den paar Tagen richtig aufgeblüht, trotz ihrer Erkältung.«

      »Sicher, so ein Menschlein merkt gleich, wer es gut mit ihm meint. – Aber jetzt muß ich mich beeilen, sonst sind die Geschäfte geschlossen!«

      Urte verließ das Gasthaus. Sie hörte das Rauschen der Tauber, das so beruhigend wirkte. Abendlicher Friede lag schon über dem Tal. Urte spürte, wie ihre innere Unrast verflog. Tief atmete sie die würzige Luft ein, die vom nahen Wald herüberwehte.

      Als sie schon unterwegs war, fiel es Urte ein, daß sie vergessen hatte, sich bei der Wirtin nach einer Tierhandlung zu erkundigen. Sie hatte bisher noch kein Zoogeschäft entdeckt, und viel Zeit zum Suchen war nicht mehr. In einem Spielwarengeschäft entdeckte sie einen Goldhamster aus Stoff. Kurz entschlossen kaufte Urte ihn ein. Besser als gar keiner! dachte sie.

      Als sie das Geschäft wieder verließ, stand sie einen Augenblick lang unschlüssig. Plötzlich entdeckte sie Hans-Günther Buss. Der junge Mann steuerte zielsicher auf sie zu. Siegessicher strahlte er sie an. Er begrüßte sie wie eine alte Bekannte.

      »Ich freue mich, daß Rothenburg so klein ist!«

      Urte hob fragend die Augenbrauen.

      »Hier können Sie mir kaum entgehen! – Haben Sie etwas Bestimmtes vor, Urte?«

      Urte senkte den Blick. Wie zärtlich er ihren herben Vornamen aussprach!

      »Ja, ich…, eigentlich…, ich wollte…«

      »Schwindeln Sie nicht! Sie sind entlarvt, bevor Sie es aussprechen!«

      Urte fühlte sich durchschaut und reagierte gereizt. »In der Beziehung können Sie mir Nachhilfeunterricht geben, nicht wahr?«

      »Genau!« H.G.B. lachte amüsiert. »Sehen Sie, wir finden immer mehr Punkte, in denen wir uns fabelhaft ergänzen würden! – Ich wollte gerade zum Folterkeller. Kennen Sie ihn?«

      »Nein. Was wollen Sie dort denn? Anschauungsunterricht nehmen? Gerätekunde und so?«

      »Und so! Wir Männer sind doch stets im Nachteil. Die Frauen haben ein angeborenes Talent zum Foltern. Sie lassen die Männer im eigenen Saft schmoren, am ausgestreckten Arm verhungern und ähnliches mehr. Irgendwie müssen wir uns doch rächen können. Vielleicht finde ich im Folterkeller ein paar brauchbare Anregungen.«

      »An Phantasie fehlt es Ihnen sicher nicht, höchstens am notwendigen Werkzeug! – Ihre Schilderung der Frauen läßt übrigens tolle Rückschlüsse zu.«

      »Tatsächlich? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß alle Frauen gleich sind. Nur ihre Methoden, uns Männer zu quälen, sind verschieden. Frauen haben eben Phantasie. – Gehen wir also!«

      Mit großer Selbstverständlichkeit faßte Hans-Günther Buss sie am Arm und schob sie vor sich her. »Streiten wir uns an Ort und Stelle weiter.«

      »Das ist immerhin ein annehmbarer Vorschlag.«

      Als sie das Folterkeller-Museum erreichten, begann gerade eine Führung. Die Menschenschlange schob sich durch einen schmalen Hof.

      H.G.B. nutzte die Enge aus und legte den Arm um Urtes Schultern.

      Das blonde Mädchen warf ihm einen empörten Blick zu.

      »Es ist doch nur wegen der Enge!« flüsterte er dicht an ihrem Ohr und erreichte damit, daß Urte ein Schauer über den Rücken rieselte. Verwirrt machte sie sich frei.

      Nun betraten sie den eigentlichen Folterkeller. Die ausgestellten Marterinstrumente wirkten schaurig. Die Stimme des Fremdenführers klang hohl durch das Gewölbe. Urte meinte die Klagelaute der Gemarterten zu hören.

      H.G.B. hatte es nicht eilig, mit der Menge Schritt zu halten. Mit großer Aufmerksamkeit betrachtete er alles.

      »Bleiben Sie zurück!« flüsterte er Urte zu. »Man kann die Atmosphäre viel besser genießen, wenn man nicht mit der Hammelherde läuft.«

      »Ich weiß nicht, ob ›genießen‹ das richtige Wort ist!« Urte fröstelte.

      Die Augen des Mannes glitzerten ironisch. »Schauen Sie, Urte, diese Drahthaube war für geschwätzige Weiber. Sie wurde über den Kopf gestülpt, und an der Zunge wurde ein Gewicht befestigt. Diese Kur ist sicher sehr wirksam gewesen.«

      »Es gibt auch geschwätzige Männer!« bemerkte Urte. »Und die sind fast noch schlimmer.«

      H.G.B. grinste. »Bei Männern nennt man so etwas diskutieren

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