Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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Während H.G.B. die Nummer wählte, sah er, daß das kleine Mädchen müde mit den Augenlidern klappte, sich auf der schwarzen Ledercouch ausstreckte und in Sekundenschnelle eingeschlummert war.

      Endlich bekam er Urte an den Apparat. »Urte, du bist sicher um Ika besorgt. Sie ist bei mir.«

      »Ach!« Nichts weiter.

      »Urte, bist du verärgert? Glaube mir, ich kann nichts dafür. Sie hatte sich im Wagen versteckt und ich bemerkte sie erst kurz vor München. Sie ist jetzt sehr müde und schläft bereits auf der Couch. Was sie sich bloß dabei gedacht hat, sich bei mir im Wagen zu verstecken?«

      »Die Erklärung ist ganz einfach. Eine Kindergärtnerin war hier, die Ika ins Heim holen wollte.«

      »Ach, sie lebt sonst in einem Heim? Das arme Ding!«

      »Ich kann sie leider nicht zu mir nehmen. Schließlich muß ich meine Brötchen selbst verdienen. Aber Frau Eckstein würde sie eventuell behalten.«

      »Am besten wäre es«, sagte Hans-Günther, »wenn Ika in einer richtigen Familie leben würde.«

      »Wie besorgt du bist!«

      Klang das nicht ironisch?

      »Urte, ich kann verstehen, daß dir das Problem zu schaffen macht. Ich wüßte vielleicht einen Ausweg.«

      »So?«

      »Ja, aber den verrate ich dir besser mündlich! Ika ist von der Idee jedenfalls sehr angetan.«

      »Das ist allerdings wichtig.«

      »Du bist so seltsam, Urte. Natürlich ist das wichtig! Mir ist es sehr wichtig!«

      »Wie edel du bist!«

      »Also, mit dir ist am Telefon nichts anzufangen! Wir reden morgen darüber.«

      »Warum nicht jetzt? Aber du bist sicher nicht allein.«

      »Nein, Ika schläft im Zimmer. Aber das ist nicht der Grund. Ich habe das Gefühl, du begreifst nicht, was ich meine.«

      »O doch, ich begreife sehr gut! Du hast ein Herz für Waisenkinder! Man sollte es nicht glauben!«

      Urte biß sich auf die Lippen, nachdem ihr diese Worte entschlüpft waren. Dann legte sie rasch auf. Sie hatte den beißenden Spott nicht unterdrücken können. Der Mann wurde ihr immer rätselhafter. Bei solchen Typen, die Frauen wie süßes Konfekt vernaschen, sollte man nicht glauben, daß sie sich um Waisenkinder sorgen!

      Urte seufzte. Der alte Gelehrte hatte sicher recht. Ein guter Kern steckte bestimmt in seinem Sohn.

      Eine heiße Welle, gemischt aus Scham und Zorn, schäumte in Urte auf, als sie plötzlich wieder das Bild am Fluß vor ihrem geistigen Auge sah.

      Hastig eilte sie in die Gaststube, um der Wirtin zu erzählen, wo Veronika steckte.

      »Kinder haben doch einen guten Instinkt«, lächelte die Wirtin. »Ika wußte also einen Retter zu finden!«

      Urte winkte müde ab. »Ach, das ist natürlich keine Lösung!«

      »Sicher nicht! Aber erst einmal ist Zeit gewonnen! Das ist für Ika schon viel wert, denn Kinder denken nicht in die Zukunft.«

      »Wenn man doch auch so leben könnte – nicht an die Zukunft denken! Aber wenn man es mal versucht, muß man bestimmt in Kürze dafür bezahlen. Manchmal frage ich mich: Lohnt sich das alles?«

      »Wenn man Sie so reden hört! Das ganze Leben liegt doch noch vor Ihnen! Man könnte meinen, Sie hätten Liebeskummer!«

      Urte fühlte sich ertappt. Sie wandte sich rasch ab. »Ich gehe noch ein bißchen spazieren. Gute Nacht.«

      Der laue Nachtwind war weich und zärtlich. Heiße Sehnsucht wallte in Urte auf. Aber die Welle zerbrach an den scharfen Kanten des Schmerzes.

      Mit raschen Schritten eilte das Mädchen dahin, als könnte sie allen Empfindungen entfliehen.

      Der Himmel war fast sternenlos. Eine feuchte Dunkelheit lastete auf der Landschaft und machte das Atmen schwer.

      In der Stadt vernahm Urte das vertraute Plätschern der Brunnen. Es wirkte seltsam beruhigend auf sie. Die Straßen waren leer und still. Vor dem Hotel »Eisenhut« zögerte Urte. Neulich war es ihr nicht möglich gewesen, die Atmosphäre dieses Hauses auf sich wirken zu lassen. Heute würde ihr sicher gelingen, was sie sich vorgenommen hatte: allein auf der Terrasse zu sitzen und die Gedanken ziellos schweifen zu lassen. Heute würde sie hier keine heitere Tischgesellschaft finden, die sie sofort mit einbezog.

      Urte durchquerte das Restaurant, in dem nur wenige Gäste saßen, und ließ sich auf der Terrasse an einem abseits stehenden Tischchen nieder. Eine abgeschirmte Lampe schuf eine Lichtinsel in der Nacht mit ihrer wehmutsvollen Schwüle.

      Nachdem der Kellner den gewünschten Martini gebracht hatte, gelang es Urte, die Gedanken an H.G.B. zu verbannen. Nur ein dumpfer Schmerz wühlte noch immer an der Bewußtseinsgrenze. Urte konzentrierte sich auf die bittere Süße des Getränks, spürte erfrischend die Eiswürfel an den brennenden Lippen, sah einem Nachtfalter zu, der vergeblich versuchte, sich in das Licht der Glühbirne zu stürzen. Er prallte immer wieder gegen das Glas, bis er ermattet auf den Tisch fiel.

      Von seinen Flügeldecken starrten Urte zwei Augen an – eine unheimliche, unbewegliche Maske des Schreckens. Urte war so in die Betrachtung des kleinen Nachtungeheuers versunken, daß sie heftig zusammenfuhr, als jemand hinter ihr sagte:

      »Das ist aber eine Überraschung!« Die Stimme der Schwarzroten war honigsüß und in Urtes Hirn flammte ein Warnsignal auf.

      »Darf ich mich zu Ihnen setzen? Danke.« Sie saß, bevor Urte ein Wort sagen konnte. Der Kellner erschien sofort.

      »Sekt mit Campari«, bestellte Toska von Tersky, ohne den Blick von Urte zu wenden.

      »Sie sehen unglücklich aus, Fräulein Söhrens. Verzeihen Sie, ich will nicht indiskret sein, aber ich glaube, Sie sind zu viel allein.«

      Urte lehnte sich zurück und fragte mit aufreizender Langsamkeit: »Und was glauben Sie sonst noch?«

      »Interessiert Sie das wirklich?« Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr Toska fort: »Ich glaube, daß Sie in H.G.B.verliebt sind, und Sie tun mir leid.«

      »Sie hätten zur Heilsarmee gehen sollen mit Ihrer überströmenden Menschenliebe.«

      »Ich glaube, die Uniform würde mir nicht sonderlich stehen!« Das überlegene Lächeln war Sonne auf dem Gletschereis.

      »Die Menschenfreundlichkeit steht Ihnen auch nicht besonders«, erwiderte Urte kühl.

      »Oh!« Toskas Schlangenfinger mit den roten Nägeln legten sich auf den Arm des blonden Mädchens. »Aber Kindchen, ich meine es doch nur gut mit Ihnen! H.G.B. können Sie nicht verkraften! Dazu braucht man eine ganze besondere Lebensauffassung.«

      Urte wischte die Hand des anderen Mädchens fort wie ein lästiges Insekt. Die Berührung war ihr unangenehm.

      »Ihre Lebensauffassung, Fräulein von Tersky,

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