LEICHENSCHMAUS. Christina Unger
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу LEICHENSCHMAUS - Christina Unger страница 4
»Und Sie finden putzen und so was in der Art nicht zu … zu gewöhnlich? Ich meine …«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen! Ich putze richtig gern. In meiner kleinen Wohnung gibt‘s eh nix zu tun.«
Frau Burkhardt lächelte erfreut. »Tja, wenn Sie das so sehen …«
»Ich kann Ihnen auch beim Kochen behilflich sein. Ich hab früher als Köchin bei der Caritas gearbeitet. Ich wasche und ich bügle. Putz nix die Fenster, gibt’s bei mir nicht! Ich mach alles.«
Frau Burkhardt erschrak fast ein wenig über diesen Enthusiasmus. »Wenn Sie zehn Stunden in der Woche kommen für zehn Euro die Stunde, wäre das für Sie akzeptabel?« Sie sah ihr Gegenüber unsicher an, aber mehr konnte sie sich schlicht nicht leisten.
»Sie würden mich zum glücklichsten Menschen machen!«, rief Gertrud. »Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie zufrieden sein werden.«
Frau Burkhardt streckte Gertrud spontan die Hand hin. »Ich heiße Carla«, lächelte sie.
Gertruds Finger umklammerten die dargebotene Hand. »Und ich bin die Gertrud«, erwiderte sie dankbar.
Gertrud Klampfl schöpft Argwohn
Aus dem Vorzimmer drangen polternde Geräusche herein, dann betrat ein Mädchen das Wohnzimmer. »Hi, Mami!«
Beim Anblick von Frau Burkhardts Tochter zuckte Gertrud Klampfl zusammen. Klatschnasse blauschwarz gefärbte Haare, auf Vampir geschminkte Augen und viel Metall im Gesicht. Über die tätowierten Handgelenke tropfte Regenwasser direkt auf den schönen Teppich, und Gertrud musste gegen das akut auftretende Bedürfnis ankämpfen, augenblicklich aufzustehen und den Teppich trockenzuwischen. Nur mit eisernem Willen krallte sie sich an der Couch fest.
»Stefanie«, sagte Carla Burkhardt mit leiser und sanfter Stimme, denn jetzt musste sie ihrer Tochter die traurige Nachricht vom Tod ihres Katers beibringen. »Das ist Frau Gertrud.«
»Hi!«, sagte Stefanie.
»Frau Gertrud wird mir zukünftig im Haushalt helfen.«
»Cool. Hoffentlich hält wenigstens sie länger als zehn Tage durch.«
Carla Burkhardt blickte verlegen zu Gertrud hinüber, aber Gertruds Gesicht blieb ausdruckslos. Nur eine steile Falte hatte sich zwischen ihren Brauen gebildet. Was für eine vorlaute Rotznase! Gertrud sog den Atem so tief ein, dass sie husten musste. Wenn das ihre Tochter wäre, hätte sie ihr längst die Ohren langgezogen! Und ihr dieses scheußliche Metall im Gesicht verboten, das sie regelrecht entstellte. Aber immerhin stand dem Mädchen eine schlimme Nachricht bevor, was Gertruds Unmut etwas milderte.
»Steffi«, begann Carla behutsam, »du musst jetzt ganz stark sein. Ich habe eine schlimme Nachricht.«
Stefanie zupfte verunsichert an ihrem linken Ohr, das aussah wie ein Minenfeld. »Ist was passiert?«
»Ja. Wir haben Black Sabbath gefunden.«
Unter ihrer Schminke wurde das Mädchen kalkweiß. »Sag jetzt nicht, dass er tot ist!«
»Leider ja. Es tut mir so leid, Schatz …«
»Wo ist er?«, schrie Stefanie.
»Es ist besser, wenn du ihn nicht …«
»Habt ihr ihn der Tierkörperverwertung gegeben?«
»Aber nein! Wir werden ihm im Garten ein schönes Begräbnis bereiten. Mit einem kleinen Grabstein und so …«
»Wo ist er?«
»Im Wintergarten«, seufzte Carla.
Stefanie riss die Terrassentür auf und stürmte hinaus. Bald schon hörten die beiden Frauen einen Aufschrei, der sie zusammenfahren ließ.
Als Stefanie wenige Minuten später ins Zimmer trat, war sie wie versteinert. »Wer hat ihn bloß so furchtbar zugerichtet?«, flüsterte sie.
Carla zuckte hilflos mit den Schultern.
Niemand hatte Stefanies Bruder Tobias gehört. Er betrat das Zimmer und ein Blick auf die Gesichter der Anwesenden, ließ ihn ausrufen: »Kommt ihr von einem Begräbnis?« Dabei ahnte er nicht, wie nahe er der Wahrheit kam.
Gertrud betrachtete ihn neugierig. Er war etwas älter als seine Schwester, groß und schlaksig, noch lange kein Mann, aber auch kein Kind mehr, irgendwas dazwischen halt. Mit den blonden Haaren und den kornblumenblauen Augen kam er ganz nach seiner Mutter.
»Black Sabbath ist tot!«, schrie Stefanie ihn an, so als wäre er schuld.
»Ach du Scheiße! Wurde er überfahren?«
»Mein Blacky wurde zu Tode verstümmelt!«
»Furchtbar! Wo ist er jetzt?«
»Draußen im Wintergarten. Du kannst ihn dir ansehen.«
»Lieber nicht …« Ihm war nicht nach verstümmelten Haustieren. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den fremden Besuch, der mit verschlungenen Händen und neugierigen Rosinenaugen auf der Couch saß.
Carla stellte den Besuch vor: »Tobias, das ist Frau Gertrud, sie wird mir künftig im Haushalt helfen.«
Die kleine dickliche Gestalt auf dem Sofa schien in ihrem Wohnzimmer so deplatziert, dass Tobias Mühe hatte, nicht blöd zu grinsen. Er hielt Gertrud über den Tisch die Hand hin und sagte artig: »Ich bin der Tobias.«
»Jetzt hab ich fast die ganze Familie kennengelernt«, stellte Gertrud fest. »Es fehlt nur noch der Vater.«
»Entschuldigt mich«, sagte Tobias, »aber ich bin hundemüde. Ich geh auf mein Zimmer.« Während er sich die Wendeltreppe hinaufschleppte, wollte er wissen: »Gibt’s bald was zu essen?«
»Ich bin heute nicht zum Kochen gekommen, aber ich könnte uns etwas aus der Tiefkühltruhe aufwärmen«, erwiderte Carla.
»Ruf mich, wenn das Essen auf dem Tisch steht.«
Gertrud musste schon wieder die Stirn runzeln. Zwei fast erwachsene Kinder, die sich anscheinend von ihrer Mutter von vorn und hinten bedienen ließen. Vielleicht konnte sie später einmal, wenn sie sich besser kannten, diesbezüglich korrigierend eingreifen.
Als Martin Burkhardt weit nach zwanzig Uhr nach Hause kam, war Carla bereits leicht nervös. So spät kam ihr Mann fast nie heim, obwohl, wenn sie recht überlegte, es in letzter Zeit doch auffällig oft vorgekommen war.
Gertrud erhob sich neugierig und verließ ihren Platz auf der Couch.
»Martin«, stellte Carla vor, »das ist Frau Gertrud Klampfl. Sie wohnt in unserer Straße und ich konnte sie heute dafür gewinnen, mir im Haushalt zu helfen.«
Unauffällig ließ Martin Burkhardt seine Augen über die kleine nichtssagende Frau wandern. »Wie erfreulich für dich, Carla! Willkommen in unserem Haus, Frau Klampfl!« Er