e-tot. Uwe Post

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e-tot - Uwe Post heise online: Welten

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LEO 5

       SAPHIRA 3

       NELE 4

       PAUL 8

       HEINZ 1

       LEO 6

       TOM 1

       NELE 5

       DAVID 3

       TOM 2

       RANDYS BAR: LEO

       EPILOG

      PROLOG

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      Als du aufwachst, weißt du: Du bist tot.

      Nicht weil du plötzlich Hunger auf Gehirne verspürst. Oder weil du mit dem Kopf an den Sargdeckel stößt. Oder weil ein Typ mit Heiligenschein dich durchdringend anschaut und murmelt: Hm, Himmel oder Hölle, wo haben wir ein Plätzchen für dich frei?

      Nein – du weißt, du bist tot, weil du die Pixel zählen kannst, aus denen die Wand deines Apartments besteht.

      Die Texturen auf dem Billigserver sind nicht gerade 4K, aber dafür genügt dein Erspartes, um ein paar hundert Jahre hier zu leben.

      Besser gesagt: installiert zu bleiben. Nicht gelöscht zu werden. Zu existieren.

      Willkommen auf dem Server gruft07 von e-tot.de. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tod.

      Verrottete Scheiße!

      In miesen Hollywoodstreifen haben die Helden ungefähr bis zur zweiten Filmrolle Zeit, um sich zu erinnern, was ihnen widerfahren ist. Dich trifft es wie ein Tritt in den Magen am Morgen.

      Du würdest gerne kotzen, aber der Server unterstützt diese Funktion aus hygienischen Gründen nicht.

      Ruhig, Paul, ruhig.

      Laut Systemuhr ist heute Mittwoch. Montag hast du dein Gehirn auf den Server gewuppt, wie jede Nacht. Also musst du Dienstag gestorben sein. Dein Körper ist vielleicht gerade unterwegs zum Krematorium, und du …

      Du sitzt in deinem digitalen Wohnzimmer an einem 1800 Pixel breiten Tisch. Darauf liegt ein Büchlein, direkt vor dir. Zu auffällig, um unwichtig zu sein. Du schlägst es auf. Die ersten Seiten sind voller Lizenzvereinbarungen, es folgt eine Kurzanleitung, dann das ausführliche Handbuch, endlich auch persönliche Daten. Dein Todesbericht erinnert an amerikanische Idioten-Sitcoms: betrunken vom Balkon gestürzt, und das vor den Augen der Freundin.

      Mann, bist du ein erbärmlicher Versager.

      Das Büchlein klärt dich pflichtschuldig über Dinge auf, die du längst weißt: Im Standardtarif eingeschränkter Telefonsupport, dein Pass wurde eingezogen und falls du deine Memoiren schreibst, gehen neunzig Prozent der Einkünfte an e-tot.de. Na gut, die würde eh keiner kaufen. Es folgt eine rot leuchtende Empfehlung, bei mentalen Schwierigkeiten mit deinem Zustand mögest du dich an eines der zahlreichen Community-Foren wenden: Klicken Sie hier!

      Du findest weiter hinten eine bunt bebilderte Seite mit der Überschrift »Ihr persönlicher Organspendenachweis«. Fein säuberlich ist alles aufgelistet, mit Querverweisen zu den Empfängerprofilen. Deine Niere hat ein 22-jähriges Model aus Heidelberg (nicht schlecht!), deine Leber ein Herr Neumann aus Schweinfurt. Hoffentlich kein Säufer, die machen die nur kaputt.

      Du stehst auf und untersuchst den Raum. Das ist also deine Krypta: eine Wohnküche, billiges Sims-Design – einfarbige Texturen, die aus nächster Nähe ihre pixelige Beschaffenheit offenbaren. Für Gigapixel-Bilder, die nur mit dem Mikroskop von der Realität zu unterscheiden sind, hat’s nicht gereicht.

      Aber lieber billige Unsterblichkeit als ewiger Tod.

      Im Schrank liegen Junkfood und Fusel. Ist nicht mal ungesund. Nahrung ist überflüssig, wir E-Toten beziehen unsere Energie aus der Steckdose, hundert Prozent Ökostrom, Ehrensache!

      Essen ist eine Gewohnheit, die wir nicht ablegen können, um uns weiterhin menschlich zu fühlen. Alkohol wirkt dank eines umstrittenen Softwarepatents wie bei Lebenden, ist aber im Standardtarif streng rationiert. Als ob du dich hier ein weiteres Mal zu Tode saufen könntest.

      Drüben steht unterm Panoramafenster ein Bett mit blauen Kissen und Leselampe, der Großbildschirm an der Wand gegenüber zeigt ein Entspannungsvideo mit Fischen.

      Mia mochte Fische. Du nicht. Aber du mochtest Mia.

      Du bewegst den Arm, und die Fische tauchen ab. Das Hauptmenü erscheint. Du kannst im Netz surfen, E-Mails schreiben und empfangen ([email protected]), Chaträume besuchen und Online-Games spielen. Am besten schreibst du Mia gleich eine Mail. Dass es dir gut geht und dass du immer noch auf sie stehst.

      Das Gesicht deines Avatars wird zum Grinse-Smiley. Alles ist fast wie früher, auch dieses … Prickeln.

      Du fasst dir vorsichtig zwischen die Beine, weil du schlimme Dinge über puritanische E-Tod-Server in den USA gehört hast.

      Zum Glück ist alles noch da.

      Wenn auch hinter einem breiten schwarzen Balken.

      Ob es einen Hack dagegen gibt?

      Ganz sicher gibt es den. Es muss ihn einfach geben. Oder …?

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       Wichtiger Hinweis deines persönlichen E-Tod-Beraters

      Hallo Paul, im Namen von e-tot.de heiße ich dich überaus herzlich willkommen! Gemeinsam mit meinem Team aus fähigen Entwicklern und Administratoren sorge ich dafür, dass du dich bei uns lebendig und heimisch fühlst. Du kannst dich zu 100 % auf uns verlass [message too long, maxLength=255]

      PAUL1

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      Keine

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