Kein Anwalt zum Küssen. Jennifer Schreiner
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Читать онлайн книгу Kein Anwalt zum Küssen - Jennifer Schreiner страница 3
»Du bist unter die Schmeichler gegangen, mein Lieblingstrauzeuge?« Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte mich nun ebenfalls.
»Ich wollte nur selbst ein Kompliment abstauben«, lachte ich. »Und es hat ja auch geklappt!«
Ich hakte sie unter und schlenderte an ihrer Seite ins Innere des Restaurants und in Richtung des großen Saals. Die Räumlichkeiten waren wahrhaftig gigantisch und wie geschaffen für das morgige Event. Trotzdem brannte mir die Frauen-Frage förmlich unter den Fingern. »Und wen hast du mir mitgebracht?«
Stumm öffnete sie die Tür und winkte mich, an ihr vorbei zu treten. Sekunden später verharrte ich reglos, nur mein Mund stand offen, was mir vermutlich einen ziemlich dümmlichen Eindruck verlieh, denn eines der Mädchen musste grinsen und zwinkerte mir zu.
Abrupt klappte ich meinen Mund zu, staunte aber immer noch. Aber das war ja gerade das Schöne am Office-Escort. Die Mädels waren nicht nur begeisterungsfähig, intelligent und engagiert, sondern auch überaus tageslichttauglich und charmant.
»Ruben war sich nicht sicher, ob du Model meintest oder eher Schauspieler-Doppelgänger«, erklärte Violet, die neben mich trat.
»Bis eben hatte ich an Model-Doppelgänger gedacht«, gab ich zu, fand aber Rubens Idee gleich viel besser, da man doch eher wenige Models kannte, dafür aber beinahe alle heißen Kino-Babes. Und hier waren einige Stars versammelt: Megan Fox, Cameron Diaz, Claudia Schiffer, Famke Jansen, Sophie Marceau in jung und eine Rachel Weisz. Ich drehte mich zu Violet. »Und als wer wirst du gehen?«
»Ist das nicht offensichtlich?« Sie klopfte sich auf die Hüften, die einiges an sexy Gold zugelegt hatten und fuhr dann mit ihren Händen weiter nach oben, bevor sie ihre Brüste umschloss und mir einen Kussmund zuwarf.
»Ah, Marilyn«, kommentierte ich, weil sie genau die Pose eingenommen hatte, die die unglaublich anziehende Schauspielerin auf dem Foto in meinem Büro einnahm.
»Wollte ich schon immer mal ausprobieren – und jetzt habe ich auch die Figur dazu«, grinste Violet schelmisch.
»Steht dir!«, gab ich zu. Auch wenn ich mich im ersten Moment gewundert hatte, musste ich eingestehen, dass auch ich nicht auf magere Mädels abfuhr.
Bevor Violet auf mein Kompliment eingehen konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine Frau mit langer, wilder Löwenmähne und strahlendem Lächeln stürmte in den Raum. »Ich bin zu spät, sorry!«
Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und wirkte trotz ihrer Atemlosigkeit, als wäre sie nur kurz aus dem Urlaub geflohen. Ihre Haut schien goldig zu strahlen und unterstrich das Braun ihrer Augen und den blonden Honigton ihrer Haare.
Ich starrte sie an und fühlte mich zurückversetzt in die Zeit, in der Elle McPherson »The Body« noch jedes dritte Modemagazin geziert hatte.
»Ist sie echt?«, wisperte ich, obwohl der Neuankömmling viel zu jung war, um das Topmodel zu sein.
»Sie ist beeindruckend oder?« Violet lächelte stolz, als sei sie Elles Mutter und sah zu, wie sich die Schönheit zu den anderen gesellte, um auf meine Auswahl oder mein Urteil zu warten. Dabei wirkte sie gleichzeitig so wunderschön und verlockend wie unnahbar und professionell, dass es mich beinahe körperlich schmerzte. Vor allem, weil meine Entscheidung längst gefallen war.
Ich konnte die Ablehnung des Mannes beinahe körperlich spüren. Mein erster Tag in New York und mein erster Auftritt im Job und schon hatte ich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Ich war zu spät gekommen. Im Big Apple ein nicht wieder gut zu machender Fehler, obwohl ich nicht verstand, wie man in dieser verdammten Stadt jemals pünktlich sein konnte. Bei dem Verkehr und dem Chaos war es ein Wunder, wenn man überhaupt lebendig irgendwo eintraf – oder im richtigen Jahrhundert.
Aber vielleicht lag es auch nicht an den fünf Minuten, sondern an meinem Aussehen. Überall hieß es, dass schöne Leute mehr Erfolg im Leben hatten und überall auffielen. Zumindest Letzteres konnte ich bestätigen. Doch bei mir hieß es »zu attraktiv für den Job« oder »zu intelligent für den Job«. Ersteres hörte ich meistens, wenn ich mich für einen Job bewarb, für den ich ausgebildet und extrem qualifiziert war und das zweite, sobald ich mich für etwas bewarb, für das nur meine Optik zählen sollte.
Da war ich fast gespannt, welche Absage ich gleich bekommen würde – immerhin kannte er ja meinen Lebenslauf nicht, der Rest von mir schien gereicht zu haben.
Ich hielt die Luft an und schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, als der Mann nach vorne trat und so auch die Aufmerksamkeit der anderen Bewerberinnen auf sich zog. Zu meiner Überraschung schien es zu funktionieren, denn er rang sich ein Lächeln ab und hieß uns alle willkommen. Blinzelnd stellte ich fest, dass ich nicht gefeuert worden war, konnte mir aber immer noch nicht erklären, wieso. Diesen abwertenden Blick hatte ich mir doch nicht nur eingebildet!
Dabei wirkte mein Chef in spe nun, da er lächelte, entspannt und attraktiv. Und viel jünger, als ich mir jemanden, der für so ein teures und exquisites Event zuständig war, vorgestellt hatte. Immerhin sein Aussehen kam meiner Vorstellung schon sehr nahe. Dunkelblond, gepflegter, teurer Haarschnitt, glattrasiert und auf eine sehr unaufdringliche Art und Weise attraktiv. So als habe er Angst, jemand könnte genauer hinsehen und sich nicht für ihn als Chef sondern als Menschen interessieren.
Wahrscheinlich eine gute Taktik, Frauen von sich fernzuhalten, dachte ich mit einem Anflug an Neid. Vielleicht kann so etwas bei mir auch funktionieren. Ich könnte mir die Haare färben und mit nicht ganz so gut sitzender Kleidung und einer etwas anderen Körperhaltung …
Der Blonde räusperte sich und der Blick aus seinen grauen Iriden machte mir klar, dass er hauptsächlich mich und meine Un-Konzentriertheit gemeint hatte, bevor er begann und uns den kommenden Job erklärte.
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